1156 - Der Armadaprinz
„Sie haben Experimente mit mir gemacht. Immer wieder."
„Bist du schon lange auf der ICCUBATH?"
Er lächelte und entblößte seine Zähne dabei noch mehr. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer Fratze. Simone hatte Mühe, ihr Entsetzen vor ihm zu verbergen.
„Du bist freundlich", krächzte er. „Du bist ein guter Mensch."
„Die beiden Männer sind es auch", betonte sie.
Er schüttelte den Kopf.
„Eine Frau braucht nicht zwei Männer. Einer ist zuviel."
Simone lächelte.
„Diese beiden sind meine Freunde, nicht mehr", erklärte sie und ging langsam auf ihn zu. „Wir sind gemeinsam geflohen, weil wir herausfinden wollen, was an Bord gespielt wird."
„Dennoch ist einer zuviel", beharrte er auf seiner Meinung. Er hob den Energiestrahler wieder. „Ich könnte einen von ihnen töten. Welchen?"
Erschreckt erkannte sie, daß er es ernst meinte. Unter dem Eindruck der Qualen, die er durchlitten hatte, hatte sich sein Geist offenbar verwirrt.
„Keinen."
„Warum nicht? Der andere würde dich nicht mehr belästigen."
„Ich habe mich noch nicht entschieden", erwiderte sie.
„Teufel auch", flüsterte Jotho Manahe, der direkt hinter ihr stand. „Der Alte ist nicht ganz klar im Kopf. Ich glaube er schießt, wenn du ihn dazu aufforderst."
Simone ging weiter.
„Schnell", drängte sie. „Können wir uns irgendwo verstecken, wo sie uns nicht finden?
Sie werden die Tür gleich aufbrechen."
Eldrydd drehte sich um und eilte hinkend davon. Dabei winkte er ihnen zu, ihm zu folgen.
„Ich könnte ihn mit dem Psychostrahler zur Vernunft bringen", sagte Manahe, während sie hinter ihm her liefen.
„Nein", entgegnete Valdecci. „Wir lassen ihn in Ruhe."
Der Alte blieb an einer offenen Luke im Boden der Halle stehen. Ein unbeleuchteter Schacht führte senkrecht in die Tiefe.
„An der Seite ist eine Art Leiter", erläuterte er stolz. „Man kann ganz gut daran herunterklettern."
Jotho Manahe blickte sich um.
„Was treibst du eigentlich bei diesen Tanks?" fragte er.
Eldrydd lachte erneut, fuhr sich mit dem Unterarm über den Mund, eilte dann zu einem der Tanks hin, tauchte seine Hand in die rote Brühe und leckte sie ab.
Jotho Manahe wurde schlecht. Er würgte. Und Simone war einer Ohnmacht nahe.
Valdecci preßte die Lippen zusammen. Scharf traten die Muskeln seiner Wangen hervor.
„Man muß leben", erklärte der Maskierte traurig. „Ich mußte lange hungern, ehe ich das Zeug fand."
Er kicherte, wischte sich den Mund mit dem Handrücken der anderen Hand ab und ging zur Luke.
„Beeilt euch. Klettert nach unten. Sie kommen. Wenn wir nicht in einer Minute weg sind, haben sie uns." Seine Stimme klang plötzlich so, als wisse er genau, was er sagte, und die eigenartigen Sichtquadrate seiner Maske leuchteten auf.
Valdecci ließ sich in den Schacht gleiten. Er fand die Leiter und hangelte sich daran herunter.
„Simone als nächste", rief er. „Los doch. Worauf wartet ihr?"
Die Medienkontrolleurin war so schwach, daß sie sich kaum auf den Beinen halten konnte, doch sie zögerte nun nicht länger. Sie hörte jemanden an der Tür hantieren, und sie dachte daran, daß man sie ebenso zurichten könnte wie Eldrydd. Sie kletterte in den Schacht. Danach kam Jotho Manahe. Der Maskierte schloß die Luke.
„Immer weiter nach unten", krächzte er, „bis ihr festen Boden unter den Füßen spürt."
Über ihnen polterte es, und dann rasselten die Ketten eines Armadamonteurs an der Luke vorbei.
Was soll aus uns werden? dachte Simone. Sie klammerte sich mit letzter Kraft an das Eisen der Leiter. Am linken Fuß fühlte sie die Hand Valdeccis, der sie behutsam von Sprosse zu Sprosse nach unten führte. Müssen wir in einigen Tagen auch diese scheußliche Brühe essen, weil wir sonst nichts finden, was wir zu uns nehmen können?
5.
Zuerst erschien der tragbare Transmitter im Raumschiff des Gitterwesens. Einige Sekunden später materialisierte Nachor von dem Loolandre in dem Metallgerüst.
Gelassen sah er sich um.
Wie vorausberechnet befand er sich im Triebwerksraum des Schiffes, wenigstens zweihundert Meter von der Zentrale entfernt.
Niemand hielt sich in seiner Nähe auf. Noch nicht einmal Armadamonteure waren zu sehen.
Der Armadaprinz klappte das Metallgerüst zusammen und verstaute es in dem schwarzen Koffer. Diesen heftete er sich an zwei Magnetschienen an seinem Rücken, so daß er ihn kaum behinderte.
Er eilte durch den Triebwerksraum zu einer Tür, blieb davor stehen und richtete einen
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