1158 - Der SchiffbrÃŒchige
große Gemeinschaftsnester gelegt und es der Sonne von Uxförd überlassen, diese Eier auszubrüten. Ausgeschlüpfte Jung-Parsynnen waren vom ersten Augenblick ihres Lebens an imstande, für sich selbst zu sorgen - vorausgesetzt, sie konnten sich in regelmäßigen Abständen in einer Gruppe Gleichaltriger aufwärmen und ausruhen. Moderne Parsynnen legten ihre Eier in speziellen Nestkuppeln ab, die optimale Bedingungen boten. Ihre Kinder brauchten keine direkte Betreuung, bis sie alt genug waren, um den Unterweisungen eines Beraters lauschen zu können.
Die Heels aber waren ganz anders veranlagt. Während die umherschweifenden Männchen ihrem Nachwuchs gegenüber genauso gleichgültig blieben, wie es bei den Parsynnen der Fall war, brachten die Weibchen nackte, blinde, völlig hilflose Junge zur Welt, um die sie sich lange Zeit hindurch kümmern mußten, was sie auch taten - und wie sie das taten! Sie kämpften mit allen nur denkbaren Mitteln für das Wohlergehen ihrer Kinder, und sie wurden noch unberechenbarer, als man es den Heels sonst zuschrieb.
X'Phan wagte es kaum, seine kleine Freundin zu streicheln. Als er es schließlich doch tat, wurde er sich unangenehm der Borsten unter ihrem weichen Fell bewußt. Wie hatte er dieses Zeichen übersehen können? Unfall Nummer Drei war so lange ein kindlicher Heel geblieben, daß er geglaubt hatte, es würde ewig so bleiben. Er hatte zwar instinktiv gewußt, daß sie weiblichen Geschlechts war, aber als typischer Parsynne hatte er sich nicht weiter mit diesem Gedanken beschäftigt und keinerlei Vorkehrungen getroffen, um männliche Heels von ihr fernzuhalten. Nun hatte er die Bescherung - oder zumindest würde sie nicht lange auf sich warten lassen.
Heels bekamen jeweils bis zu zwölf Junge auf einen Schlag, und junge Heels waren sehr neugierig. X'Phan blickte sich zweifelnd in seinem Quartier um. Es war nicht sehr ordentlich. Genauer gesagt: Es war ein totales Chaos. Das war das Verdienst seiner seltsamen Freundin. X'Phan hatte sich hier mit aller Sorgfalt eingerichtet und jedem Ding seinen speziellen Platz zugewiesen. Aber Unfall Nummer Drei hatte eine ganz andere Vorstellung von Ordnung.
X'Phan hatte sehr schnell begriffen, daß er dieses Durcheinander akzeptieren mußte, und er hatte sich daran gewöhnt. Abgesehen davon hatte auch Unfall Nummer Drei ihre festen Gewohnheiten, und allmählich gelang es ihm, ihr System zu durchschauen.
Aber junge Heels entwickelten sicher ihre eigenen Systeme. Unfall Nummer Drei pflegte die biegsamen Leseplatten unter den Kissen der Sitzmulden zu verstecken. Was sollte er tun, wenn ihre Kinder statt dessen ihre Spielnester damit auspolsterten und die kostbaren Platten dabei zerbissen? Sie bestrafen? Dann würde er tatsächlich Gefahr laufen, mit dem Giftstachel seiner Freundin Bekanntschaft zu machen.
„Daran hast du sicher nicht gedacht, R'Hsu!" sagte er betrübt.
Unfall Nummer Drei, die inzwischen eingeschlafen war, erwachte beim Klang seiner Stimme und räkelte sich wohlig und vertrauensvoll unter seinem Tentakel. Ein seltsames, ungewohntes Gefühl ergriff von ihm Besitz.
„Mach dir keine Sorgen, Unfall Nummer Drei", sagte er zärtlich. „Wir werden auch damit fertig werden."
5.
Die Missionsarbeit in der vorgelagerten Miniaturgalaxie wurde von K'Wer als abgeschlossen erklärt. Die MISSIONAR Isetzte zum großen Sprung an. Ihre Triebwerke brausten laut auf und begannen durchdringend zu heulen, dann ging ein kaum spürbarer Ruck durch das gewaltige Schiff, und das Geräusch der Triebwerke sank zu einem geisterhaften Flüstern herab. Auf den Bildschirmen wurden Ux-Förd-II und die Miniaturgalaxie allmählich zu nebelhaften Flecken in der Unendlichkeit, während die MISSIONAR Iimmer tiefer in die endlose Schwärze hinabtauchte.
X'Phan bekam von diesen Veränderungen nicht viel mit. Er verließ sein Quartier kaum noch, sondern kümmerte sich fast ausschließlich um Unfall Nummer Drei. Der Heel wurde allmählich immer ruhiger, schlief häufiger und länger als sonst und war auch im wachen Zustand nur noch selten zum Spielen aufgelegt. Statt dessen schien Unfall Nummer Drei unter der Zwangsvorstellung zu leiden, daß ihre Jungen noch vor der Geburt verhungern könnten. X'Phan, dem diese Freßgier als äußerst ungesund erschien, war anfangs bemüht, die Rationen nur allmählich etwas zu erhöhen, aber Unfall Nummer Drei verlangte so energisch nach mehr und immer noch mehr Futter, daß er schließlich
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