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1158 - Kalt wie der Tod

1158 - Kalt wie der Tod

Titel: 1158 - Kalt wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Das war etwas anderes. Es waren einfach nur Verbindungen. Ungewöhnliche und auch rätselhafte Kabel, wobei sie wieder an die Zunge ihres Entführers denken musste. Beides wies eine gewisse Ähnlichkeit auf.
    Maja war mit einem lebendigen Rätsel konfrontiert worden und wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Das konnte keine Person aus Fleisch und Blut sein. Sie war einfach anders. Sie hatte im Wasser gelebt und hätte längst ertrunken sein müssen, was aber nicht der Fall war. Nach wie vor stand sie vom Wasser umgurgelt und zeigte nicht die Spur einer Schwäche.
    Die Welt war Maja fremd geworden. In ihrer näheren Heimat hatte sie sämtliches Gefühl dafür verloren. Es war etwas in ihr Leben getreten, das sie noch nicht begreifen konnte. Geschichten hatten sich in die Wirklichkeit verwandelt und umgekehrt.
    Endlich gelang es ihr, sich zu bewegen. Maja drehte ihren Kopf nach rechts, weil sie den Mann anschauen wollte. Vielleicht gab er ihr eine Erklärung, aber der Kidnapper schwieg. Und so stellte Maja schließlich selbst eine Frage.
    »Wer ist das?«
    »Kalt wie der Tod…«
    »Bitte…«
    »Sie gehört jetzt zu dir. Du gehörst zu ihr. Ich weiß sicher, dass ihr zu Schwestern werdet. Ich will es so, und sie will es auch. Es gibt für dich kein Zurück.«
    Maja hatte die Worte verstanden. Allein ihr fehlte das Begreifen. »Wieso Schwestern?«, fragte sie mit leiser Stimme. »Das geht nicht. Das ist nicht möglich. Wie kann ich eine Schwester von ihr werden…«
    »Blutsschwestern!«, flüsterte der Mann.
    Das Wort Blut in Verbindung mit dem anderen sorgte bei Maja für eine Störung. Sie fand sich damit nicht ab und schüttelte auch den Kopf. Ein Zeichen dafür, dass sie bereit war, sich dagegen zu wehren. Was ihr nichts nützte.
    Diesmal lag es nicht an ihrem Entführer, sondern an einer anderen Macht oder Kraft, die ebenfalls neu für sie war. Maja kannte sie nicht. Es war eine Strömung, gegen die sie nicht ankam. Aber sie hatte auch nichts mit dem Wasser zu tun, denn die Wellen waren für sie nicht zu sehen, sondern nur zu spüren.
    Der Fluss erreichte sie in ihrem Innern und begann, ihr den Willen zu rauben. Es war ihr nicht mehr möglich, klar zu denken, denn etwas anderes bohrte sich in ihren Kopf. Die Gedanken einer Fremden, aber irgendwie vertraut.
    »Du musst zu mir kommen, meine Liebe. Ich habe auf dich gewartet. Bitte, komm…«
    Maja Illig schüttelte den Kopf, um die Stimme aus ihrem Kopf zu vertreiben. Sie wollte nicht, es gab noch eine Sperre. Als Zeichen der äußeren Abwehr drückte sie auch ihren Körper zurück, was die fremde Person nicht interessierte, denn sie setzte andere Kräfte ein.
    Bisher hatten sich die aus dem Körper wachsenden seltsamen Lianen nicht bewegt. Sie hatten bewegungslos nach unten gehangen wie tote Stricke. Nach Majas Worten änderte sich dies. Sie gerieten plötzlich in Bewegung. Nicht nur eine, sondern alle.
    Zuerst zuckten sie nur. Ringelten sich in die Höhe wie Spiralen, drückten sich wieder nach unten und schwangen dabei vor und zurück. Alles lief so glatt ab, als wäre es viele Male geprobt worden.
    Vor und zurück…
    Immer wieder die gleiche Bewegung, und immer mit mehr Schwung. Beim fünften oder sechsten Mal wurde Maja von einer dieser seltsamen Lianen berührt.
    Kurz nur. Nicht mehr als ein leichter Schlag, und die Schnur wischte sofort wieder zurück.
    Aber sie kam erneut.
    Wieder schlug sie vor. Diesmal kräftiger, und sie erwischte Maja an der linken Schulter weit oben.
    Die junge Frau zuckte zusammen. Bei ihr riss ein Vorhang, der das Gedächtnis befreite. Ihr war plötzlich klar, dass dies hier kein Spaß mehr war. Die andere Seite wollte etwas von ihr, und sie schlug auch weiterhin zu.
    Bevor Maja noch ihren Gedanken beenden konnte, war sie bereits von mehreren dieser dünnen Arme erwischt worden. Ihre Enden mussten aus Saugnäpfen bestehen, die sich an verschiedenen Stellen des Körpers angeleimt hatten. An den Schultern, den Hüften, den Armen auch an den Beinen spürte Maja den leichten Druck. Er war leicht, aber zugleich auch betonhart, denn sie schaffte es durch Rückwärtsbewegungen nicht, sich von diesen dünnen Armen zu befreien.
    Das Gegenteil trat an. Die Kraft dieser Gewächse verstärkte sich noch, und Maja spürte den Druck nach vorn. Auch ihm konnte sie nicht ausweichen, sie wurde nach vorn gezogen und musste sich bewegen, wenn sie nicht fallen wollte.
    Deshalb ging sie auf die fremde Frauengestalt zu, die so kalt wie der Tod sein

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