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1158 - Kalt wie der Tod

1158 - Kalt wie der Tod

Titel: 1158 - Kalt wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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linken Seite. Es war wirklich schwer vorstellbar, dass sich in diese Idylle ein vierfacher Mörder und eine Kreatur der Finsternis zurückgezogen hatten. Obwohl die Sonne noch nicht mittäglich hoch stand, herrschte hier eine schon totenähnliche Stille. Da kam uns kein Mensch entgegen, und Autos schienen ausgestorben zu sein. Nur zwei einsame Radfahrer hatten wir überholt.
    Der Bach rückte näher heran. Er floss jetzt für eine gewisse Strecke parallel zur Straße. Auch das Gebüsch wuchs dort sehr niedrig. Harry konnte von seiner Seite aus das Wasser besser beobachten als ich.
    Das Bremsmanöver folgte überraschend und schlug voll ein!
    Ich wurde in meinen Gurt nach vorn geschleudert, blieb für einen Moment dort hängen und flog wieder zurück. Die Kopfstütze federte den Aufprall gut ab.
    »He, was ist los?«
    Harry hatte schon seinen Gurt gelöst und war dabei, die Fahrertür zu öffnen. »Ich habe was gesehen.«
    »Toll. Und was?«
    »Ob es toll ist, weiß ich nicht.«
    »Wieso?«
    Er schaute noch einmal zurück in den Wagen. »Es ist möglich, dass ich die Person kenne.«
    Mehr sagte er nicht. Ich stieg aus und lief hinter ihm her. Es waren nur wenige Meter bis zum Bachrand. Kaum hatten wir die Straße verlassen, da wurde mir bewusst, dass wir uns in einer Sumpfgegend befanden, denn der Boden war trotz des hochwachsenden und frischen Grases weich.
    Eine kleine Böschung führte hinab zum Wasser. An ihrem oberen Rand blieben wir stehen und schauten auf den Wasserspiegel, in dem sich die Sonnenstrahlen gefangen hatten und die Wellen aufblitzen ließen. Das Wasser fand seinen Weg durch das Bachbett, es schäumte und sprudelte, und es war wieder ein Stück der heilen Welt.
    »Was hast du denn gesehen, Harry?«
    Der Deutsche strich durch sein leicht angegrautes Haar und blickte dabei nach rechts, der Strömung entgegen.
    »Eine Frau.«
    »Ach.«
    »Ja, aber jetzt ist sie weg.« Harry schüttelte den Kopf. »Wenn ich mich hier so stehen sehe und auf das Wasser schaue, dann sehe ich mich wieder woanders. In der Eifel. In einem überschwemmten Wald. Kannst du dich noch erinnern?«
    »Und ob ich das kann.«
    »Egal, nichts ist gleich. Ich habe aber den Körper gesehen.«
    »Hier im Bachbett?«
    »Ja, nicht an den Seiten. Aber jetzt ist niemand da.«
    Ich musste ihm glauben, denn mir war nichts aufgefallen. Allerdings war Harry kein Spinner, der sich etwas einbildete, das es nicht gab. Es musste schon etwas an seinen Worten dran sein.
    »Hast du die Person denn erkannt?« Harry Stahl wurde plötzlich sehr nachdenklich.
    »Habe ich dir von Maja Illig erzählt, der Tochter dieser Pensionsbesitzer?«
    »Du hast sie mal erwähnt, glaube ich.«
    »Stimmt, und jetzt hatte ich das Gefühl, dass sie sich hier in der Nähe des Bachs herumtreibt.«
    »Da bist du sicher?«
    »Was heißt das schon? Die Sonne hat mich schon etwas geblendet. Es könnte sein.«
    »Auch wenn es so wäre, Harry, was macht dich dabei so nervös?«
    Er räusperte sich. »Das weiß ich auch nicht, wenn ich ehrlich sein soll. Es ist nun mal so.«
    »Sie ist doch erwachsen?«
    »Ja.«
    »Dann kann sie tun und lassen, was sie will. Außerdem bist du nicht ihr Vater.«
    Harry ließ mich stehen und ging einige Meter am Bachrand entlang. Ich schaute ihm nach und brauchte auch nicht die Sonnenbrille aufzusetzen, da die Strahlen mehr gegen meinen Rücken fielen.
    Abrupt blieb Harry stehen. Ich hatte ihn beobachtet und war schon auf dem Weg, bevor er mit beiden Händen heftig winkte. Er sagte nichts und wies nur mit dem Zeigefinger nach unten, wo etwas am Boden lag, das nicht nur wie Kleidung aussah, sondern auch welche war.
    Harry bückte sich und hob eine noch feuchte Jeanshose an. »Die hat Maja getragen.«
    Ich schaute ihn scharf an. »Bist du sicher?«
    »Ja.«
    »Jeans ist irgendwie Jeans, Harry.«
    »Trotzdem.« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß, dass es Majas Hose ist. Schließlich habe ich sie gesehen und du nicht.«
    »Wo war das denn?«
    »Hier am Bach. Für einen Moment tauchte sie am Ufer auf. Dann war sie wieder verschwunden.«
    »Hast du sie denn nackt gesehen?«
    »Das war nicht genau zu erkennen.« Er rieb mit dem Zeigefinger jetzt unter seiner Nase entlang.
    »Vielleicht ist sie deshalb so schnell verschwunden, weil sie uns gesehen hat und selbst nicht gesehen werden wollte. Verstehst du?«
    »Alles, Harry. Wenn du Recht hast, müsste sie in das Wasser eingetaucht sein.«
    »So sehe ich das auch!«
    Ich drehte den Kopf zur Seite, damit er

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