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1158 - Kalt wie der Tod

1158 - Kalt wie der Tod

Titel: 1158 - Kalt wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hörst es nicht, das weiß ich. Das sehe ich dir an. Aber du wirst es bald hören, und du wirst erleben, welches Geheimnis der Erlenbach birgt. Dann erst kannst du sein wahres Gesicht erleben.« Er streckte ihr wieder die Hand entgegen. »Komm, lass uns zu ihm gehen.«
    Maja weigerte sich nicht. Der andere war besser als sie. Er war auch stärker. Er hatte einen Plan, den er bis zum Ende durchführen und sich von keinem Menschen daran hindern ließ.
    Und so musste sie gehen. Noch bildeten die Zweige ein Hindernis. Kein allzu starkes, denn das Gewicht ihrer Körper bog sie zur Seite. Sie konnten sich dem Bach beinahe normal nähern und mussten nur die kleine Böschung hinabrutschen, um das schnell fließende Wasser zu erreichen. Es war rein und klar. Überhaupt nicht verschmutzt. Es gab Menschen, die den Bach als kleines Wunder bezeichneten.
    Der Untergrund der Böschung war mit Gras bewachsen und bildete eine Rutschbahn. Maja schaute nach unten auf ihre Füße. Sie wollte nicht wieder ausgleiten und im kalten Wasser landen.
    Am Ufer fand sie Halt. Sie musste noch etwas balancieren, dann senkte sie den Blick und schaute auf das Wasser, das an ihr vorbeischoss. Es hatte lange geregnet. Auch der Schnee war geschmolzen. Diese beiden Tatsachen hatten den Bach recht gut gefüllt. Das Wasser war relativ tief, obwohl ein Mensch darin stehen konnte. Aber es floss sehr schnell. Leicht konnte jemand von der Strömung mitgerissen werden. Deshalb warnten die Eltern ihre Kinder immer wieder, nie in den Bach zu steigen, wenn er hohes Wasser führte.
    Wellen glitzerten auf der Oberfläche. Ständig befand sich das Wasser in Bewegung. Es floss von rechts nach links. Auf Maja machte es den Eindruck eines Stromes, der sich ihrer bemächtigte und sogar in den Kopf eindrang, als wollte er die Gedanken einfach fortschwemmen. Sie stand mit beiden Füßen auf dem Boden und hatte trotzdem das Gefühl, von den Wellen mitgerissen zu werden.
    Es war sogar gefährlich, in die Tiefe zu schauen, denn da wirkte der Fluss wie ein Magnet, der sie einfach mitreißen wollte.
    Maja schwankte. Plötzlich drehte sich alles vor ihren Augen. Sie merkte, dass sie nach vorn gezogen wurde, aber sie konnte nichts dagegen unternehmen.
    Ihr Entführer griff ein. Diesmal nahm er seine Hand. Sie umklammerte ihren Arm in Höhe des Ellbogens und zog sie wieder zurück. Endlich konnte sie wieder aufrecht stehen.
    »Nicht so!«, sagte er mit leiser Stimme. »Noch nicht. Du wirst erst noch den Höhepunkt erleben.«
    »Was ist das?«
    Der Namenlose lachte. »Du wirst sie sehen. Du wirst diese Kreatur erleben, die hier ihre Heimat gefunden hat. Ich weiß genau, dass sie kommen wird. Sie erwartet mich, und sie erwartet dich. Sie ist schön, aber sie ist auch kalt. So kalt wie der Tod…«
    Bei jedem Wort hatten die Augen angefangen, stärker zu leuchten. Farben wie Rot, Violett und Grün erschienen und bildeten ein zittriges und wie geschliffenes Muster in seinen Augen.
    Maja konnte den Blick nicht abwenden. Plötzlich sah die Haut nicht mehr so dicht aus. Sie war fragiler und heller geworden, und dahinter malte sich etwas ab, das sie leider nicht erkennen konnte, das aber einen bestimmten Umriss hatte.
    War es ein Gesicht?
    Maja konnte die Frage nicht beantworten. Es gab überhaupt keine Antworten für sie. Auch nicht auf die letzten Worte des Entführers, die von einem kalten Tod gehandelt hatten.
    Was hatte er damit gemeint?
    »Komm wieder zu dir! Schau nicht so versunken! Du musst normal werden, Maja!«
    Erst nach diesem Befehl wurde sie wieder sie selbst. Jetzt stand sie in der Realität und schaute wieder auf den Bach.
    Das Wasser war einfach zu dunkel. Es saugte alles in sich hinein. Es verhieß Rätsel, und Maja dachte wieder daran, dass der andere von einer Kreatur gesprochen hatte.
    Kalt wie der Tod…
    Dieser Satz wollte Maja einfach nicht aus dem Kopf. Wenn sie daran dachte, übertrug sich das erste Wort auf sie und sie begann zu frieren. Der Tod war kalt. Er war nie warm. Er war der gefährliche Geselle, der alle Menschen holte. Egal, ob Arm oder Reich. Das hatte sie gelernt, und das hatte manchen Erwachsenen auch in schlechter Zeit Mut zum Leben gegeben.
    Das Rauschen und Plätschern hüllte sie ein. Es war einfach wunderbar, sich dieser Musik hingeben zu können. Ihr Zustand hatte sich längst verändert. Maja fühlte sich jetzt erlöster. Sie wäre am liebsten zu Boden gesunken, hätte die Augen geschlossen, um sich allein den Geräuschen hinzugeben.
    Sie

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