Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1158 - Kalt wie der Tod

1158 - Kalt wie der Tod

Titel: 1158 - Kalt wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Boden. Alle drei Lianen zerrten an mir, als wollten sie mir die Arme aus den Gelenken reißen.
    Ich versuchte nach oben in die Dunkelheit zwischen den Balken zu spähen.
    Zum ersten Mal sah ich dort eine Bewegung.
    Jemand schob sich leicht von rechts nach links. Er glitt über das Gebälk hinweg, und mir fielen dabei die leicht schabenden Geräusche auf. Die Lampe lag neben mir, die Beretta ebenfalls. Beides konnte ich vergessen, und ich merkte jetzt, dass die Stellen, die von den Saugnäpfen erwischt worden waren, zu brennen begannen. Es war ein ungewöhnliches Gefühl, das zunächst nur ein Jucken war, aber immer unangenehmer wurde.
    Ich wunderte mich nicht einmal, als etwas anderes in mich eindrang. Dabei konnte ich durchaus von einer fremden Macht sprechen, die sich jetzt wieder zeigte.
    Abermals senkte sich einer dieser Fäden. Geschickt löste er sich aus dem Dunkel. Ich sah ihn wie ein hin- und herschwingendes dünnes Tentakel.
    Ich wartete darauf, von ihm erwischt zu werden. Es war noch genügend Platz an meinem Körper.
    Wenn ich mich nicht zu sehr täuschte, dann schwang es in Brusthöhe vor mir hin und her.
    Man gab mir immer wieder Luft. Zwar schnappte ich nach ihr wie ein Fisch auf dem Trockenen, aber ich konnte atmen. Ich wurde nicht bewusstlos und war nicht unmittelbar vom Erstickungstod bedroht.
    Der schmale Rüssel suchte und tastete. Er berührte mich nicht. Er stellte sich manchmal nur aufrecht, um sich wenig später nach vorn zu beugen, so dass seine Öffnung auf mich zeigte, sich jedoch noch immer nicht zu einer Attacke entschloss.
    Das Zögern kam mir ungewöhnlich vor. Interessierte mich auch nicht, weil ich es zunächst als positiv aufnahm.
    Noch ein kurzer Schwung - und aus der Bewegung hervor schoss es auf meine Brust zu wie der letzte tödliche Treffer…
    ***
    Es war ein normales Haus, und es gehörte auch einem völlig normalen Besitzer. Walter Pohland.
    Jemand, der sein gesamtes Leben wahrscheinlich in diesem abgelegenen Dorf verbracht hatte, und der nun völlig unschuldig in eine Sache hineingeraten war, die für ihn den Tod bedeutet hatte.
    Das alles schoss Harry Stahl durch den Kopf. Dabei verlor für ihn das Haus seine Normalität und verwandelte sich in ein Totenhaus, in dem die Geister der Verstorbenen ihre Spuren hinterlassen hatten.
    Das war verrückt, er wusste das. Er wollte sich auch nicht ablenken lassen, denn die wahren Dinge passierten nicht hier unten, sondern unter dem Dach, wo er John Sinclair zu finden hoffte.
    Nachdem er das Haus betreten hatte, überkam ihn das Gefühl, sein eigenes Grab zu sehen. Seine Wohnung war auch nicht eben hell, aber hier konnte man schwermütig werden. Selbst bei diesem prächtigen Sonnenschein herrschte hier Dämmerung.
    Harry hatte nur einen kurzen Blick durch die offene Tür in die Küche geworfen, den Raum leer gesehen und war dann weiter bis zur Treppe gegangen. Es gab keinen anderen Weg nach oben. Obwohl auch bei ihm die Zeit drängte, blieb er am Fuß der ersten Stufe stehen und lauschte. Den Kopf hatte er dabei schräg gelegt und auch die Waffe gezogen. Sie war mit normalen Kugeln geladen. Die zweite, mit geweihten Silberkugeln, die ihm John besorgt hatte, lag leider im abgeschlossenen Handschuhfach des Opels.
    Es waren keine Geräusche zu hören. Kein Schreien, kein Atmen, auch keine Stimmen. Die Stille hier zwischen den alten Wänden umgab ihn wie dichte Watte.
    Er war versucht, nach John Sinclair zu rufen, um zumindest ein Lebenszeichen vorn ihm zu hören, doch das Risiko, etwas falsch zu machen, war einfach zu groß. Deshalb ließ er es bleiben und stieg so leise wie möglich die Treppe hoch.
    Es war alles nichts Unnormales. Dennoch kam ihm diese Welt so anders vor. Ja, sie schien mit dem Duft des Bösen gefüllt zu sein.
    Er ging weiter. Geduckt, angespannt. Die Waffe wies nach vorn. Er war bereit, augenblicklich zu reagieren. Je höher er kam, um so düsterer wurde es. Harry erinnerte sich daran, an der Vorderfront des Hauses keine weiteren Fenster gesehen zu haben. Da gab es nur das unter dem Dach und die beiden rechts und links der Eingangstür. Die Fenster in der ersten Etage mussten zu den Seiten hinführen.
    Das Ende der Treppe war bereits zu sehen. Und ebenfalls ein Fenster. Er sah es nicht direkt, doch der von rechts einfallende Lichtschein entging ihm nicht.
    Es verteilte sich auf dem Boden - und erreichte auch die dort liegende Gestalt.
    Für einen Moment raste Harrys Herzschlag. Er befürchtete das Schlimmste für

Weitere Kostenlose Bücher