1159 - Mörderische Nixenwelt
Wurzelwerk überschwemmt. Der Nebel war ebenfalls als dünner Dunst vorhanden, was mich nicht störte, denn ich hatte ein neues Ziel gefunden. Wenn ich den Baum erreichte und auf ihn kletterte, war meine Position schon besser.
Ich schwamm.
Einen Zug kam ich weit. Dann passierte genau das, was schon längst hätte passieren müssen.
Man hatte mir ja versprochen, dass ich aus diesem Sumpfgelände nicht mehr wegkommen würde.
Und genau dieses Versprechen wurde jetzt eingehalten.
Der Angriff erfolgte hinterrücks und er erwischte mich voll.
Gleich um beide Fußknöchel drehten sich die verdammten Lianen, und mit einer heftigen Bewegung zogen sie mich unter Wasser…
***
Die Zeit verging, und John Sinclair hatte die Insel erreicht. Es verging noch mehr Zeit, in der Harry Stahl nur der Beobachter war, was ihm nicht passte. Gern hätte er sich ebenfalls auf den Weg zu dieser Erhebung gemacht, aber es war abgesprochen, dass einer dem anderen den Rücken deckte.
Äußerlich bestand für Harry keine Gefahr. Er war allein, er blieb allein, aber er hatte kein gutes Gefühl dabei. Er war der Meinung, nicht unbedingt allein zu sein. Irgendwo in dieser nebligen und geheimnisvollen Sumpfwelt verbarg sich jemand, den Harry nicht sah.
Es passierte auch etwas mit der Umgebung. Der Sumpf veränderte sich. Ein fester oder schwammiger Boden löste sich immer weiter auf. Es war das Wasser, das von irgendwoher kam und allmählich alles überschwemmte.
Auf der Insel tat sich auch etwas. Harry wollte mit seinem Freund in Kontakt treten, da überkam ihn das gleiche Gefühl wie schon einmal im Haus des Walter Pohland.
Er sah keinen, aber er hatte den Eindruck, nicht mehr allein zu sein.
Seine Hand bewegte sich auf die Waffe zu.
Da erwischte es ihn!
Bestimmt war es die Zunge, die aus dem offenen Maul geschnellt war. Sie legte sich gedankenschnell um seinen Hals und zerrte ihn durch einen heftigen Ruck nach hinten.
Die Luft war ihm abgeschnitten worden. Aus dem Mund drang ein Gurgeln. Er zerrte seine Waffe noch hervor, aber er kam nicht mehr zum Schuss, denn mit einem dumpfen Aufschlag landete er auf dem weichen Boden.
Harry lag auf dem Rücken. Die Schlinge lag wie Stacheldraht um seinen Hals, und schießen konnte er auch nicht mehr, denn mit einer sehr schmerzhaften Drehung war ihm die Walther aus der Hand gedreht worden. Sie befand sich jetzt im Besitz eines anderen, der vor Harry auf dem Boden kniete und seinen Mund weit offen hielt.
Aus ihm war die lange Zunge geschnellt, deren Ende sich um seinen Hals geschlungen hatte und ihm nur so viel Freiheit zum Atmen ließ wie eben notwendig.
Harry kannte das flache Gesicht und auch das andere, echsenähnliche hinter der Haut, das dort einem Hologramm glich. Er war wieder eine Beute der Kreatur der Finsternis geworden, die ihre Zunge jetzt mit einer Drehbewegung von Harrys Hals löste und ihn nun mit der eigenen Waffe bedrohte. Die Zunge war zuvor wie ein Gummiband in den offenen Mund hineingeschnellt.
»Es ist das dritte Mal«, flüsterte der andere. »So also sieht man sich wieder.«
Harry hatte noch Mühe, ein paar Worte zu sagen. »Und?«, keuchte er kann, »was soll das?«
»Nur eine Feststellung, mein Freund. Alles Leben hat mal ein Ende. Auch deins.«
Diese Drohungen waren für Harry nichts Neues. Er hatte sie schon oft genug gehört. Nur eben nicht von einer Kreatur der Finsternis, und die machte Ernst.
»Willst du mich ins Moor werfen?«
Der andere grinste. »Vielleicht. Entweder dich lebend, oder nur deinen Kadaver, das weiß ich noch nicht.«
»Einfach so?«, fragte Harry. »Warum denn? Was habe ich dir getan? Nichts, verdammt. Ich bin nur meinem Job nachgekommen und habe einen vierfachen Mörder gestellt.«
»Er war ein guter Mann.«
»Einer, der vier Menschen getötet hat?«
Der andere ging darauf nicht ein. »Ich habe mit ihm den Kontakt gesucht und auch hergestellt. Ich spürte, dass er sich vor den Menschen in Sicherheit bringen musste. Wir haben einen Treffpunkt vereinbart. In diesem Dorf, in diesem verdammten miesen Kaff, und auch in diesem miesen Zimmer. Es lief alles günstig. Ich habe ihn sogar von meiner Macht überzeugen können. Er stieß mir das Messer in die Brust, und er konnte mit seinen eigenen Augen sehen, dass ich nicht starb wie jeder normale Mensch. Das hat er erkannt, und er war dann offen für mich. Wir hätten ein gutes Paar abgeben können, doch dieser Traum wurde durch dich zerstört. Ich habe dich gewarnt. Ich habe dir bewiesen, mit
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