1159 - Mörderische Nixenwelt
mir beim besten Willen nicht vorstellen, welche Rolle die Kreatur der Finsternis spielte. Sie mit Xenia und Maja in Verbindung zu bringen, fiel mir nicht leicht.
Nur kurz hatte ich mich mit meinem eigenen Schicksal beschäftigt. Mir fiel wieder Harry Stahl ein, der auf mich wartete und sich nicht mehr durch einen Ruf gemeldet hatte.
Es gab den Nebel noch. Er hatte sich jedoch gelichtet, und meine Sicht war somit relativ frei geworden. Ich hätte den guten Harry Stahl einfach sehen müssen.
Ich sah ihn nicht!
Plötzlich saß mir die Kehle zu. Ich begann zu schwitzen, und mein Puls raste. Harry war weg. Daran gab es nichts zu rütteln. Man musste ihn geholt haben. Aber wer hatte ihn geholt?
Xenia und Maja?
Das glaubte ich nicht. Das hätte ich gesehen. Auch hätte sich Harry irgendwie bemerkbar gemacht.
Er musste an eine andere Person geraten sein. Gewissermaßen an den negativen Joker im Hintergrund, und da gab es eigentlich nur die Kreatur der Finsternis…
***
Es war eine Lösung. Womöglich auch die richtige. Zusammen mit dieser Erkenntnis schossen auch die Vorwürfe in mir hoch.
Ich hätte Harry doch nicht allein lassen sollen. Aber wir hatten uns auch gegenseitig Rückendeckung geben wollen. Jetzt war es zu spät. Jetzt steckten wir fest.
Natürlich überfielen mich die schlimmsten Vorstellungen. Ich schaute noch einmal dorthin, wo Harry eigentlich hätte stehen müssen, aber er war weg, und er würde auch so schnell nicht mehr zurückkehren, das stand für mich fest.
Ich hoffte nicht das Schlimmste für ihn. Ausschließen aber konnte ich es leider auch nicht.
Durch meinen Körper kroch eine Kälte, die bestimmt nicht von außen kam. Es war meine innere Spannung, die dafür sorgte. Es kam noch etwas hinzu.
Ich stand recht nah am Ufer, und ich hörte plötzlich das Plätschern des Wassers. Während der Unterhaltung mit den beiden »Frauen« war es nicht vorhanden gewesen. Vielleicht hatte ich es auch nicht wahrgenommen. Das veränderte sich jetzt auf drastische Art und Weise, denn ich hörte es viel lauter. Jetzt merkte ich auch, dass nicht nur meine Füße nass geworden waren, sondern schon die Schienbeine.
Der Blick nach unten zeigte mir, was passierte.
Das Wasser stieg!
Die zahlreichen, in der Tiefe liegenden Quellen sonderten immer mehr ab, und es war auszurechnen, wenn sie das gesamte Gebiet hier überschwemmt hatten, wenn nicht sogar den gesamten Sumpf, sodass ein Entkommen so gut wie unmöglich war.
Ich musste etwas tun!
Wellen schwappten heran. Das Wasser hatte Fahrt bekommen. Es wurde aufgewühlt. Auf einmal tanzten grünweiße Schaumflocken über die Oberfläche hinweg. Es brodelte in der Tiefe. Da wurden Sand und Dreck in die Höhe gedrückt. Unter der Oberfläche bildeten sie einen Film. Ich sah noch mehr. Altes feuchtes Holz. Faulige Blätter, die auf den Wellen tanzten und schwungvoll gegen die Insel geschleudert wurden, die kein sicherer Ort mehr war.
Allmählich wurde ich nervös. Ich lief zu einer anderen Seite hin, um nach einer Chance zu suchen.
Auch hier sah es nicht besser aus. So schwer es mir auch fiel, zuzugeben, aber ich steckte fest.
Das Wasser stieg rasch. Viel schneller als ich gedacht hatte. In der Tiefe musste jemand ein Reservoir geöffnet haben. Es strömte, und durch die Strömung hatten sich regelrechte Strudel bilden können, die unter der Oberfläche kreisten.
Einen Ausweg fand ich nicht. Das heißt, es gab nur einen. Ich musste rein in das Wasser, das in spätestens einer Minute diese Insel überschwemmt haben würde.
Ich lief in eine schaumige Welle hinein, die nicht nur meine Füße überschwemmte, sondern auch nach den vier Toten griff und sie durch ihre Kraft in eine andere Lage brachte.
Dieser Ort war nicht mehr sicher.
Und das Wasser? Oder der Sumpf?
Es kam auf das Gleiche hinaus. Aber ich wollte wieder dorthin, wo Harry eigentlich auf mich hätte warten sollen. Möglicherweise hatte das Wasser diesen Bereich noch nicht erreicht.
Im Film hat man oft gesehen, dass Selbstmörder mit sehr komisch starren Bewegungen in die Fluten gehen. So kam ich mir ebenfalls vor, als ich die kleine Insel verließ und den ersten Schritt in das kalte, bräunliche Sumpfwasser hineinging…
***
Eine anrollende Welle erwischte meinen Körper, wurde gebrochen, klatschte hoch und versorgte mein Gesicht mit den ersten Spritzern, was alles andere als angenehm war. Ich wischte das Wasser weg, ging weiter - und sackte weg.
Urplötzlich war kein Grund mehr da. Okay, ich
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