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1159 - Mörderische Nixenwelt

1159 - Mörderische Nixenwelt

Titel: 1159 - Mörderische Nixenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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während ihre Tochter Maja auf dem Fleck stand und zitterte.
    Es lag nicht daran, dass sie fror, sondern an den Tränen. Sie weinte, sie musste Schreckliches durchmachen. In ihr tobten zwei Zustände, und sie war nicht mehr in der Lage, sich für einen zu entscheiden. Sie würde sich in keiner Welt mehr zurechtfinden. Dazu hatte auch ich beigetragen.
    Jetzt wollte ich auf jeden Fall die Illigs retten. Ob ich das bei Maja schaffte, war fraglich.
    Sie hatte mich trotzdem gehört. Ohne sich umzudrehen, sprach sie mich an. »Du bist es, Sinclair. Nur du kannst es sein. Ich spüre dich genau.«
    »Ja, ich!«
    »Was willst du noch?«
    »Lass deine Eltern los!«
    »Nein, das werde ich nicht tun. Ich will es nicht. Alle sollen sterben, alle. Ich werde auch sterben. Ich bin in keiner Welt mehr daheim, verstehst du das. Ich spüre schon jetzt, wie mir das Wasser fehlt, aber wenn ich dort bin, dann sehne ich mich danach, wieder aufs Trockene zu kommen. Es ist alles so grauenhaft, und ich stecke in dieser verdammten Klemme fest. Niemand von uns soll zurückbleiben. Ich bin gekommen, um sie mit in den Sumpf zu nehmen. Freiwillig wollten sie es nicht tun. Jetzt bleibt ihnen keine andere Wahl.«
    »Das hast du dir gut überlegt?«, fragte ich.
    »Ja, das habe ich. Sogar sehr gut. Mich wird niemand mehr überreden können.«
    Ich brauchte drei Schritte, um Maja zu erreichen. Dann spürte sie plötzlich den Druck der Beretta-Mündung am Hinterkopf. »Es tut mir leid, Maja, aber ich kann es nicht zulassen.«
    »Was ist das?«, fragte sie. »Eine Pistolenmündung?«
    »Genau.«
    »Denkst du denn, davor hätte ich Angst?«
    »Willst du nicht leben?«
    »Der Tod schreckt mich nicht. Ich weiß, dass meine Zeit vorbei ist. Du hast dafür gesorgt. Ich hasse dich dafür. Ich hasse alle Menschen, die normal leben. Es hätte alles so wunderbar sein können, aber das ist es nicht mehr. Du bist gekommen und hast viel zerstört. Ich werde auch den Rest meiner menschlichen Zeit hier im Ort zerstören. Ich hasse es, wenn die Leute…«
    »Lass sie frei!«
    »Nein!«
    »Dann willst du sterben?«
    »Du kannst schießen. Ich hindere dich nicht daran. Aber ich werde beide töten. Ein letzter Reflex wird ausreichen. Meine Tentakel brechen ihnen das Genick!«
    Es war ein verdammt harter Satz. Ich glaubte ihr aufs Wort. Noch hatte sich nichts an der Szenerie verändert. Ich wusste nicht, ob ich Maja hassen sollte oder nicht. Sie stand auf der falschen Seite, aber ich fühlte mich an ihrem Schicksal auch nicht ganz unschuldig.
    »Es sind deine Eltern. Sie haben dir nichts getan, Maja. Wenn dir jemand etwas angetan hat, dann bin ich es gewesen. Deshalb beschäftige dich mit mir.«
    »Sie sollen auch nicht leben!«, keuchte sie, ohne dass sie auf meinen Vorschlag einging. »Das will ich nicht. Ich hasse es, verstehst du? Man hat mich zerstört, und ich werde jetzt die anderen zerstören.« Sie begann wieder zu weinen. Von ihren Eltern her hörte ich das laute Keuchen. Sie stand halb im Licht und halb im Schatten. Die Sonne war dabei, sich aus der hohen Phase zu verabschieden und schickte ihre Strahlen schräg in den Raum.
    »Soll ich dich zum Wasser bringen?«
    »Nein!«
    »Hast du schon mal daran gedacht, mich zu töten?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Dann tu es. Töte mich an Stelle deiner Eltern. Ist das ein Vorschlag?«
    »Geh erst mal!«
    »Nein, das werde ich nicht!« In den folgenden Sekunden musste sie verunsichert sein, denn ich hatte die Waffe von ihrem Hinterkopf weggenommen.
    Mit zwei Schritten schlug ich einen kleinen Bogen und stand jetzt vor ihr, wobei ich mich blitzschnell unter beiden Tentakeln hinweggeduckt hatte.
    Ich stand zwischen Maja und ihren Eltern. Zum ersten Mal seit unserer Begegnung im Wasser sah ich sie so dicht vor mir. Sie hatte sich auf eine erschreckende Art und Weise verändert, denn nichts von ihrem eigentlichen Gesicht war zurückgeblieben.
    Maja durchlebte die Veränderung. Sie musste wieder zurück ins Wasser. Es war nicht da, und diese Folgen hatte sie jetzt zu tragen, denn sie trocknete aus.
    Die einzige Flüssigkeit waren die aus ihren Augen rinnenden Tränen. Sie sickerten über eine völlig verändert aussehende Haut hinweg. Jede Frische hatte sie verloren, und mir schoss bei diesem Anblick das Aussehen der vier Leichen auf der Insel durch den Kopf. Auch sie waren vertrocknet, und diesen Zustand würde auch Maja bald erreicht haben. Falten und Risse in der Haut. Nicht nur im Gesicht. An ihrem gesamten Körper, der

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