Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1159 - Seth-Apophis

Titel: 1159 - Seth-Apophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Sichthöhe. Auch daran würde er sich gewöhnen müssen.
    Dinge, die ihm früher riesig erschienen waren, hatten sich in Unscheinbares verwandelt.
    Er spürte eine neue Kraft, die ihm innewohnte, und ahnte, daß er würde vorsichtig sein müssen. Die Versuchung war groß, sich allem und jedem überlegen zu dünken.
    Zu seiner Linken lag der Fremde, den er vergiftet hatte. Seth-Apophis trat auf die fünf Achtbeiner zu und nahm befriedigt zur Kenntnis, wie sie ängstlich vor ihm zurückwichen.
    „Ich bin Seth-Apophis", sprach er, wie er es sich vorgenommen hatte. „Wer unter euch ist der Anführer?"
    Der Klang der fremden Sprache gefiel ihm. Die Worte waren kräftig und volltönend.
    Einer der Fremden schob sich eine halbe Leiblänge vorwärts. An einem seiner acht Beine baumelte ein winziges Gerät. Es gab aus einer Öffnung, die im Vorderteil des Leibes untergebracht war, eine Reihe knisternder Laute von sich. Aus dem Gerät dagegen drangen die Worte der neuen Sprache: „Ich bin der Sprecher, seit du Virwen, unseren Kommandanten, verletzt hast. Mein Name ist Simsin. Wir sind Anximen, Anhänger der kosmischen Weisheit, und erwarten, daß du dein Versprechen hältst."
    „Ich will meinen neuen Körper sehen, Simsin", forderte Seth-Apophis.
    Der Anxime hob eines seiner Beine und wies auf eine polierte Stelle der Wand. Seth-Apophis trat darauf zu. Verwundert musterte er sein Ebenbild. Das Fell war in der Tat kahl, wie der Verkünder es ihm beschrieben hatte. Nur vorn Schädel herab fiel ihm dichter, dunkler Haarwuchs, der fast bis auf die Schultern reichte, jene horizontale Leiste, aus der zu beiden Seiten die Arme wuchsen. Die Stellung der Augen erklärte die ausgeprägte Dreidimensionalität des Gesichtssinns. Seth-Apophis wußte nicht mehr über die Physiognomie der Bipeden, als er vom Verkünder gehört hatte, aber der Ausdruck des Gesichts erschien ihm ungewöhnlich weich. Erstaunt betrachtete er die schweren, vollen Brüste - und dann begriff er: Sie hatten ihn in den Körper eines weiblichen Zweibeiners gesteckt!
    Er fand, daß es paßte, da er ein weiblicher Heel gewesen war - auch wenn es für seine Zukunftspläne unerheblich war, ob er als männliches oder weibliches Wesen erschien.
    Etwas anderes jedoch war wichtig. Die Nacktheit des Fells wies darauf hin, daß das Original, dem dieser Körper nachgebildet war, Kleidung getragen hatte. Er wandte sich an Simsin.
    „Ich brauche Kleider", sagte er.
    „Wir haben keine, aber wir können sie für dich fertigen", antwortete der Anxime eilfertig.
    „Nehmt alles mit, was ihr dazu braucht", erklärte Seth-Apophis. „Wir verlassen dieses Schiff."
    „Wohin gehen wir?" fragte Simsin. Rings um die drei Augen sträubten sich die kurzen Haare des eintönig graubraunen Pelzes. Die Idee, das Fahrzeug zu evakuieren, fand offenbar nicht seine Billigung.
    „Wir suchen das Haus des Verkünders auf", erklärte Seth-Apophis feierlich. „Wie viel Mitglieder zählt die Besatzung eures Raumschiffes?"
    „Vierundzwanzig", antwortete Simsin. „Warum sollen wir..."
    Seth-Apophis wies auf Virwens reglosen Körper.
    „Er braucht Hilfe, nicht wahr? Nur im Haus des Verkünders kann er sie erhalten."
    Das brachte den Widerspruch zum Verstummen. Die Anximen, begann Seth-Apophis zu ahnen, akzeptierten das gesprochene Wort ohne Mißtrauen. Das Konzept der Lüge und der absichtlichen Täuschung schien ihnen fremd. Zwar war er inzwischen zweimal darauf hingewiesen worden, daß man von ihm erwarte, das gegebene Versprechen zu halten.
    Aber das schien mehr eine Formel zu sein. Simsin und seine Artgenossen betrachteten es als sicher, daß er ihren Kommandanten vom Gift befreien würde. Und sie zweifelten nicht daran, daß das Gegenmittel nur im Haus des Verkünders zu haben war.
    Simsin gab Anweisung, vier Beiboote startbereit zu machen. Er selbst blieb in der Zentrale, weil Seth-Apophis dies so wünschte. Der schlaffe Leib des Kommandanten wurde auf eine Schwebebahre gebettet und abtransportiert.
    Ein niedriger Tisch im Hintergrund des Raumes erregte Seth-Apophis' Aufmerksamkeit.
    Die Tischplatte war mit hellen Tüchern belegt, unter denen sich ein unregelmäßiger Umriß abzeichnete. Er hob das oberste Tuch auf. Vor ihm lag der Körper des Heels. Er wirkte schmutzig, erbärmlich und widerwärtig. Das Bild, das die neuen Augen ihm vermittelten, ließ Seth-Apophis begreifen, warum andere Wesen einen instinktiven Widerwillen gegen die Heels empfanden. Ein durchdringender Geruch stieg ihm in

Weitere Kostenlose Bücher