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1159 - Seth-Apophis

Titel: 1159 - Seth-Apophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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davon wohl kaum beeindruckt gewesen; denn was bedeuteten schon ein paar Zivilisationen gegenüber mehreren tausend? Aber es bestand die Gefahr, daß die Unzufriedenen sich anderen Völkern mitteilten und in Sethdepot verbreiteten, Ipotherape sei gegen die kosmische Gefahr machtlos. Dazu durfte es nicht kommen.
    In einer Aufwallung unbeherrschten Ärgers ließ Seth-Apophis die geballte Kraft ihrer Bewußtseine auf die Strahlung des Psi-Senders einwirken. Ihre Absicht war, den Aufsässigen eine Botschaft zukommen zu lassen, die sie auf der Stelle zur Räson bringen sollte. Von Frevel und Verruchtheit war darin die Rede, von Undankbarkeit und Auflehnung gegen die kosmische Macht, von Strafe und Verdammnis. Das Resultat ihrer Anstrengungen war jedoch ganz anders, als sie es sich vorgestellt hatte. Noch während sie sich auf die Strahlung des Senders konzentrierte und den Hypersignalen ihre dem Ärger entsprungenen Gedankenimpulse aufzuprägen versuchte, fühlte sie sich von einem gewaltigen Sog ergriffen, der sie mitzureißen drohte. Sie stemmte sich dagegen, aber der Einfluß war zu mächtig. Die gewohnte Umgebung verschwamm vor ihren Augen. Für den Bruchteil einer Sekunde wurde es finster, aber noch bevor der Schreck über das Unbegreifliche seine volle Wirkung entfalten konnte, erhellte sich die Szene wieder, und es bot sich ihr ein Anblick, wie sie ihn nie zuvor wahrgenommen hatte.
    Sie schwebte hoch über einer vom Sonnenschein bedeckten Landschaft. Unter ihr breiteten sich Wälder, Seen, dicht mit Gebäuden bepackte Siedlungsflächen und das riesige, eintönige Areal eines Raumhafens. Deutlich nahm sie das Gemurmel vieler Millionen von Bewußtseinen wahr. Sie lauschte den fremden Gedanken und erkannte, daß ihnen Zorn und Verzweiflung innewohnten - Verzweiflung über die Hilflosigkeit, mit dem die Zivilisation dieses Planeten den kosmischen Gefahren ausgeliefert war, Zorn auf das unbekannte Wesen, das ihnen Rettung versprochen hatte und tatenlos zusah, während ihre Welt von schweren Raumbeben heimgesucht wurde. Erstaunt, fast fassungslos erkannte Seth-Apophis, daß eine unerklärliche Verkettung von Umständen sie aus dem goldenen Palast auf die Heimatwelt eines der aufsässigen Sternenvölker versetzt hatte. Ihr Versuch, die Gedanken ihres Ärgers in die Strahlung des Mentalsenders einfließen zu lassen, hatte einen gänzlich unerwarteten Effekt bewirkt.
    Anstelle der Strafbotschaft war sie selbst zum Ort der Unruhe befördert worden.
    Die Ratlosigkeit fiel von ihr ab. Sie war stets auf der Suche nach Methoden, die dem Ausbau und der Stützung ihrer Position dienten. Hier war sie einem neuen Phänomen auf die Spur gekommen. Kaum auszudenken, welche Macht sie würde ausüben können, wenn es ihr tatsächlich gegeben war, sich kraft ihres Wunsches zeitverlustfrei durch die Weite des Alls zu bewegen.
    Sie nahm zur Kenntnis, daß sie ihren Körper zurückgelassen hatte. Er befand sich im goldenen Palast. Der Gedanke, daß ihre leibliche Hülle, vom Konglomerat der Bewußtseine verlassen, besinnungslos auf dem Thronsessel kauerte, erfüllte sie mit Unruhe. Sie war wehrlos. Wenn dem Körper etwas zustieß, war ihr der Rückweg versperrt. Vorsichtig tasteten sich ihre Gedanken durch den raunenden Mentaläther. War sie wirklich von ihrem physischen Dasein abgeschnitten? War das Gehirn im Schädel des Androiden in diesen Augenblicken ein toter, leerer Behälter?
    Erleichterung stieg in ihr auf, als sie das schwache Echo der tastenden Impulse empfing.
    Sie hatte Verbindung mit ihrem Körper hergestellt. Er war nicht leblos. Er funktionierte wie sonst - unter der Leitung jenes Teils des Bewußtseinskonglomerats, der die Reise quer durchs All nicht mitgemacht hatte. Sie war an zwei Orten zur gleichen Zeit! Falls Simsin in diesem Augenblick den Thronsaal betrat, würde er nicht wissen, daß er vor einem Wesen stand, das sich gleichzeitig Tausende von Lichtjahren entfernt auf der Welt eines der aufsässigen Sternenvölker befand.
    Derart beruhigt, machte Seth-Apophis sich an die Arbeit. Die Drohungen, die die psionische Botschaft des Senders hatte übermitteln sollen, goß sie nun direkt über die Bewußtseine der Widerspenstigen aus. Sie spürte, wie das Raunen der Gedanken ins Stocken geriet. Die Wesen auf der Welt unter ihr erstarrten vor Schreck, als die übermächtige Mentalstimme in ihren Bewußtseinen hörbar wurde. Sie erkannten, daß sie kleingläubig gewesen waren. Sie flehten um Vergebung und gelobten Seth-Apophis

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