1161 - Der Keim des Bösen
in kleinen Inseln wachsenden Bäume.
Wie oft hatte ich diesen Weg schon eingeschlagen, und wie oft hatte es auch in Sarahs Haus schon Kämpfe und Auseinandersetzungen mit dämonischen Wesen aller Art gegeben. Wenn man so wollte, hatte das Haus schon eine gruselige Geschichte.
Ich fuhr jetzt langsamer und schaltete für einen Moment das Fernlicht ein, um mir einen raschen Überblick zu verschaffen. Die Straße lag frei vor mir, und ich hatte auch am Rande den Wagen meiner Freundin Jane Collins parken sehen.
Für den Rover fand ich keinen normalen Parkplatz. Deshalb stellte ich ihn schräg auf den Gehsteig.
Mir war bereits aufgefallen, dass über der Tür das Außenlicht brannte und durch seinen Schein einen Teil des Vorgartens verzauberte. Es war ein heimeliges Bild, und ich hoffte, dass die Welt hinter der Tür auch in Ordnung war.
In der Küche war das Licht nicht eingeschaltet worden. Dafür im Flur. Sogar dessen Fenster in der ersten Etage sah ich als erleuchtetes Viereck.
Ich stieg aus, drückte die Wagentür zu und ging durch den Vorgarten. Abermals klopfte mein Herz schneller. Wie von einer bösen Vorahnung angetrieben.
Es sah alles so aus wie ich es kannte. Auf dem Weg zur Tür wurde ich nicht erwartet, jedenfalls zeigte sich Jane Collins nicht am Fenster.
Vor der Haustür blieb ich stehen und wartete einige Sekunden ab. Auch jetzt öffnete mir niemand.
Deshalb ging ich den normalen Weg und schellte.
Wieder verstrich Zeit. Ob es die übliche Spanne war, wusste ich nicht. Jedenfalls war mein Klingeln gehört worden. Jane Collins öffnete. Nicht zu langsam, nicht zu schnell, sondern völlig normal. Sie stand hinter dem Türspalt, und mir fiel als erstes auf, dass sie ihre Jacke übergestreift hatte, als wäre sie im Begriff, auszugehen.
Ich lächelte sie an.
»Du bist es, Jane.«
»Ja, ich.«
Sie strich über ihre Stirn. »Gibt es etwas Neues? Oder warum bist du gekommen?«
»Ganz einfach. Zum einen wollte ich dich fragen, warum du nicht abgehoben hast, als ich…«
Sie lachte in meine Worte hinein. »Oh, das tut mir leid, John. Aber hin und wieder muss der Mensch auch mal zur Toilette.«
»Ist klar. Sonst alles okay?«
»Ja, warum nicht?«
»Und eine Spur von dieser Lukretia hast du nicht gefunden? Trotz der Suche im Internet?«
»Nein, keine konkrete, John. Vielleicht wissen wir auch zu wenig. Es kann auch sein, dass Infos dabei sind und ich sie nur überlesen habe. Wir können ja gemeinsam noch mal nachschauen.«
»Wäre nicht schlecht.«
»Dann komm rein.« Jane öffnete die Tür weiter, und ich war auch bereit, über die Schwelle zu gehen, aber ich zögerte noch. Den Grund wusste ich selbst nicht. Er konnte etwas mit Janes Verhalten zu tun haben, das mir irgendwie nicht so normal vorkam wie sonst. Etwas stimmte nicht an ihr. Es war nicht nur ihre ausgehfertige Kleidung.
Ich ging trotzdem vor. Jane lächelte mich an wie immer. Oder nicht wie immer? War das Lächeln nicht ein wenig verkrampft und auch künstlich?
Egal, eine Antwort hatte ich nicht, und ich würde auch nicht mehr zurück gehen.
Der dritte Schritt brachte mich über die Schwelle und damit ins Haus.
Die offene Tür bildete zur Wand hin noch einen toten Winkel. Das fiel mir auf. Ich beschäftigte mich auch gedanklich damit, als ich den gleichen Effekt spürte wie im Kino-Restaurant.
Der Wärmestoß auf der Brust. Genau dort, wo mein Kreuz hing.
Alarm! Gefahr!
Etwas huschte aus dem toten Winkel auf mich zu, und dann erwischte mich der brutale Schlag im Nacken…
ENDE des ersten Teils
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