1161 - Totentanz in M 82
Räume erforschen, in denen die Maschinen des Verkünders untergebracht waren.
Nicht, daß sein Schlaf uns einen übergroßen Vorteil gebracht hätte. Wenn er gerufen wurde, war er Seth-Apophis' Diener - unabhängig davon, ob er schlief oder wachte. Aber das Aufwachen erforderte gewisse Zeit. Sobald er sich zu rühren begann, würde Nachor mich zurückrufen. Wenn alles gut ging, war ich schon wieder durch das Loch gekrochen, bevor Waylon begriff, was um ihn herum vorging.
Der Augenblick, den ich mit so großer Spannung erwartet hatte, kam und verging. Die Lichter erloschen, Ein winziger Betrag an Helligkeit, gerade genug, die Umrisse der Gegenstände erkennen zu lassen, ging von den beiden Armadaflammen aus, die Nachor und ich trugen. Der Armadaprinz ruhte. Waylon Javier saß mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt und rührte sich nicht. Ich stand vorsichtig auf und ging zu ihm hinüber. Er hatte die Augen geschlossen und schien zu schlafen. Meine Zeit war gekommen. Trotz meiner Behutsamkeit war Nachor erwacht. Seine Armadaflamme zitterte in der Dunkelheit, als er auf mich zukam. Ich wandte mich in Richtung des Loches. Da sagte es hinter mir: „Perry."
Ich erstarrte auf der Stelle. Waylons Stimme hatte einen ominösen Klang.
„Was gibt's?" fragte ich.
„Ihr müßt gehen", sagte Waylon Javier mit Bestimmtheit. „Nachor und du. Es ist vielleicht eure letzte Chance."
„Gehen - wohin?"
„Durch das Loch. In den oberen Geschossen gibt es Ausgänge, dessen bin ich sicher.
Wenn Seth-Apophis wieder ruft, werde ich mich nicht daran erinnern, was aus euch geworden ist. Vergeßt nicht, das Loch zu schließen."
Natürlich war das der Ausweg. Ich hatte selbst schon oft genug daran gedacht, und Nachor, dessen war ich sicher, erging es nicht anders. Aber wir hatten nie darüber gesprochen. Der Weg war uns verschlossen.
„Wir lassen dich nicht im Stich, Waylon", sagte ich.
„Es bleibt euch nichts anderes übrig."
Ich horchte auf. Er klang hart und entschlossen. Ich sah zu ihm hinüber. Er war ein Schatten inmitten des Halbdunkels, kaum zu unterscheiden von den übrigen Gegenständen, die die staubige Verlassenheit des Raumes erfüllten.
„Wie meinst du das?"
„Komm näher", sagte er. „Aber nicht zu nahe."
Ich trat auf ihn zu. Das erste, was mir auffiel, war ein dunkler Fleck auf dem Boden. Er reflektierte das Licht meiner Armadaflamme, als ich mich darüberbeugte. Blut! Waylon Javier rutschte hastig von mir fort.
„Du Narr..."
„Hör mir zu", sagte er ruhig. „Die Pulsader ist durchtrennt, und mit den Mitteln, die wir hier haben, läßt sie sich nicht flicken. Ich habe hart gearbeitet, Perry. Ich kann die Zirkulation im Arm abbinden. Sieh hier, es bedarf nur eines Griffs, und die Binde schließt sich." Er hatte sich, ohne daß wir es bemerkten, aus Teilen seiner Kleidung eine Art Tourniquet gefertigt und um den Oberarm gelegt. „Aber ich schwöre dir: Mit dem bißchen Kraft, das mir noch bleibt, reiße ich das Ding entzwei, wenn ihr euch nicht sofort auf den Weg macht. Oder wenn mir einer von euch zu nahe kommt."
Die Situation war ausweglos. Taten wir, was er verlangte, dann würde er den Arm abbinden. Atoresk und seine beiden Fleischklumpen würden ihn finden. Was danach kam, darüber konnte man nur spekulieren. Wie würde Seth-Apophis die Selbstverstümmelung ihres Agenten ahnden? Das Ausschlaggebende aber war, daß Waylon Javier unzweifelhaft dem Tod geweiht war, wenn wir ihm nicht den Willen taten.
„Wir gehen", sagte Nachor. „Du bist ein besserer Freund, als ich ihn verdiene."
„Geht", sagte Waylon matt, und ein schwaches Lächeln huschte über sein Gesicht.
Mir fehlten die Worte. Ich winkte ihm zu. Dann legte ich mich auf den Boden und schob mich in das Loch hinein. Nachor kam hinter mir her. Er war derjenige, der den Öffnungsmechanismus entdeckt hatte. Er übernahm es, die Öffnung zu verschließen.
Waylon Javier würde sich, wenn Seth-Apophis sein Bewußtsein übernahm, nicht daran erinnern, daß es in der Wand ein Loch gegeben hatte. Noch würde er wissen, was aus Nachor und mir geworden war.
Ich kroch voran. Staub stieg mir in die Nase und legte die Schleimhäute trocken. Nach geraumer Zeit sah ich weit vor mir ein Ungewisses, violettes Licht. Ich legte ein wenig Tempo zu. Augenblicke später hörte ich eine grollende, wohlvertraute Stimme sagen: „Bei der dunklen Erfüllung - da kommen sie endlich!"
*
Jercygehl Ans Bericht war kurz und bündig. Simsin hatte sich bei
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