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1164 - Vishna-Fieber

Titel: 1164 - Vishna-Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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machte.
    Das war es auch, was Finch als die „Gezeiten" des Mondes bezeichnete, nämlich die stete Wanderung des Terminators und der sonnenbeschienenen Fläche über den Mond.
    Die schönsten Beobachtungsstunden waren für ihn immer die, wenn Neumond war (von der Erde aus gesehen), und die eigentliche Mondrückseite im vollen Licht lag. Dann richtete Finch sein größtes Teleskop auf den Bereich zwischen Erde und Mond, und manchmal stellte er detailreiche Untersuchungen der Reflexionsfähigkeit der äußeren Erdatmosphäre an.
    Von Legger Finch stammten die wichtigsten und modernsten Untersuchungen über jenen Nahbereich, der sich zwischen dem Erdboden und dem Mondboden erstreckte.
    Im Grauen Korridor war das anders. Die Kunstsonnen umkreisten Terra und wärmten den Mutterplaneten. Bis nach Luna reichte ihr Licht kaum, und wenn, dann wurde es ohne Zweifel von dem grauen Leuchten des Korridors überlagert. Grauer Schimmer lag über dem Regolith, dem feinen Schotter und Staub, der den eigentlichen Gesteinskern des Erdtrabanten bedeckte.
    Das Halbdunkel störte Finch, weil es überall war und keinen Unterschied zwischen Tag und Nacht machte.
    Der Astronom warf einen Blick auf den dunkelblauen Ball Terras. Der Planet trug noch keine sichtbaren geologischen Spuren all dessen, was sich ereignet hatte. Und wenn er sich richtig daran erinnerte, was Reginald Bull in einer seiner zahlreichen Videoansprachen gesagt hatte, dann lag es daran, daß Vishna zwar die Erde und die Menschheit bestrafen wollte, beide jedoch für ihre weiteren Pläne brauchte.
    Wozu? fragte sich Legger Finch. Was will die abtrünnige Kosmokratin von uns? Haben wir nicht genug an ES, unserer eigenen Superintelligenz?
    Es war grotesk, eine Eigentumsbeziehung herstellen zu wollen zwischen ES und der Menschheit, wo doch mit Ausnahme von ein paar Aktivatorträgern keiner je die Superintelligenz gesehen hatte. Für einen Normalverbraucher wie Finch gab es da keinen inneren Zusammenhang, und alles, was er ab und zu als Wort- und Sinnschatz darüber verwendete, besaß für ihn lediglich den Stellenwert wie alles andere, was man im Geschichtsunterricht zu hören bekam.
    ES war gestaltlos, und so gab es auch keine Videokassetten oder Holospulen über dieses Wesen.
    Und eine Mentalstimme konnte man nicht auf Magnetbänder eines historischen Instituts speichern.
    Finch hörte ein Geräusch an der Tür. Aus den Augenwinkeln heraus nahm er wahr, daß Crazy Spider hereinkam. Der Assistent aus der mondgeologischen Abteilung im Außenbereich NATHANS winkte ihm zu. Er tastete nach dem Lichtkontakt an der Wand.
    „Laß das Licht aus!" bellte Finch. „Du verdirbst mir den Ausblick. Wer weiß, wie lange wir ihn noch genießen können!"
    Spider erwiderte nichts. Unhörbar schlich er auf seinen Spezialschuhen heran. Dicht neben Finch blieb er stehen, und der Astronom spürte seinen sterilisierten Atem.
    „Denkst du an Vishna und das System der Kosmokraten?" fragte Crazy Spider.
    Legger Finch stieß ein Knurren aus. Jedes Mal fing der Assi mit diesem Thema an.
    Finch hatte die Nase voll. Er wollte sich nicht schon wieder über ein Problem den Kopf zerbrechen, das ihn nur am Rand interessierte.
    „Ist es überhaupt möglich, daß ein Kosmokrat negativ sein kann?" fragte Spider jedes Mal. „Ist es nicht so, daß der Begriff ,Kosmokrat’ einen positiven Inhalt hat?"
    „Hast du mal was von Anti-ES gehört?" sagte Finch rasch und steuerte auf den Transmitter zu, durch den er von seinem zweiten Arbeitsplatz hergekommen war. „Ähnlich ist es auch hier!"
    Er sagte es in einem Tonfall, als habe er den Stein der Weisen gefunden, und Crazy Spider fiel sofort darauf herein.
    „Das mußt du mir erklären!" rief er und eilte Finch nach.
    Da aber hatte der Astronom sein Ziel bereits programmiert. Der Transmitterbogen flammte auf und strahlte ihn auf die Rückseite des Mondes in die Beobachtungsstation des Kraters Komaro ab, einem Randkrater des Mare Moskoviense. Mit siebzig Kilometern Durchmesser war Komarov ein sehr kleiner Krater.
    Und doch beinhaltete er einen der wichtigsten Eingänge in die sublunaren Anlagen und zu NATHAN.
    Hinter Legger Finch schaltete sich der Transmitter augenblicklich ab. Crazy Spider besaß nicht den Kode, um ihm an diesen Ort zu folgen.
    Der NATHAN-Astronom verließ die Transmitterkammer und unterzog sich zweier Kontrollen. Dann erst durfte er den Weg in die Koordination fortsetzen. Das war eine riesige Halle mit eigenen Energiemeilern. Man hatte sich

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