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1164 - Vishna-Fieber

Titel: 1164 - Vishna-Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Schreibtisch. Gal stand auf und zog sie zu sich herüber. „Endphase", sagte er dumpf. „Wir werden es erleben!"
    Er sagte nicht, was sie erleben würden, aber er reichte Bull die Folien über den Tisch herüber. Der Hanse-Sprecher griff hastig danach und hielt sie sich dicht vor die Augen.
    „Katatonische Starre!" stieß er hervor. „Jeder, der fünfzehn Stunden im Fieber lag, verfällt darin!"
    Katatonie war eine Form der Schizophrenie mit Krampfzuständen der Muskulatur und begleitenden Wahnideen.
    Bully schüttelte sich. Er fror plötzlich.
    „Das ist es also", stieß er hervor. „Die Menschheit verfällt dem Wahnsinn, und Vishna hat keine Schwierigkeiten, die Erde in Besitz zu nehmen!"
    „Vielleicht ist es nur Mittel zum Zweck", meinte Deighton. „Erinnerst du dich an das, was geschah, als die Erde durch den Schlund stürzte? Damals hat ES die irdische Menschheit in sich aufgenommen, damit sie überleben konnte. Vielleicht rettet uns der vorübergehende Wahnsinn vor dem endgültigen?"
    „Wieso vorübergehend?" ereiferte Bully sich. „Du weißt nicht mehr, was du sagst! Du phantasierst! Du hast Fieber!"
    „Vishna-Fieber!" bestätigte Deighton. „Du bist mal wieder der letzte, der sich ins Bett legt!"
    „Was soll das schon wieder?" schrie Bull. „Mußt du auch noch dumme Witze machen?"
    „Computer!" sagte Deighton. „Einen Roboter oder einen Fahrsessel bitte. Ich bin reif fürs Bett!"
    „Entschuldige, Gal", hauchte Bully. „Ich habe es nicht so gemeint. Meine Nerven sind ..."
    „Schon gut!"
    Deighton erhob sich schwankend. Ein Roboter kam herein und führte ihn hinaus. Bully blieb allein zurück.
    Der Hanse-Sprecher sah die Einrichtung des Zimmers nur undeutlich. Er versuchte, aus dem Fenster zu sehen und draußen etwas zu erkennen. Er sah nur eine verschwommene Helligkeit. Die schwarzen Schleier der Viren hatten sich verteilt.
    Alle Lebewesen der Erde mit Ausnahme der Tiere waren infiziert.
    Bully wankte hinüber zum Videokom. Er setzte sich davor und wartete auf etwas, wobei er selbst nicht genau wußte, was es eigentlich war. Er versank in fiebriges Grübeln, aber er fand keinen Ausweg aus der Sackgasse, in die sie geraten waren.
    Nach fünf Plagen schien die sechste endlich die Entscheidung zu bringen.
    Aber es war nicht die letzte. Chthon hatte immer davon gesprochen, daß der Graue Korridor sieben Plagen produzieren würde. Also konnte es jetzt nicht das Ende sein.
    Der Gedanke machte ihm ein bißchen Hoffnung, und er starrte den Bildschirm an, in dem sich sein Gesicht spiegelte. Er ging ganz nahe heran, um es scharf sehen zu können.
    Er fand, daß er alt aussah. Alt und grau. So grau wie der Korridor, der sie in seinen Klauen hielt.
    Als der Bildschirm aufleuchtete, fuhr er zurück.
    „Dringlichkeitsverbindung", sagte eine mechanische Stimme, dann erschien Waringers Gesicht.
    „Geoff!" rief Bully. „Mach schnell.
    Ich bin der letzte hier. Was gibt es? Hast du Erfolg?"
    „Wie man es nimmt", erwiderte Waringer matt. „Wir haben noch keine Spur eines Gegenmittels, aber wir sind dem auf der Spur, was die Viren in uns bewirken. Das ist schon viel. Und es gibt eine verblüffende Beobachtung aus mehreren Kliniken!"
    „Sprich!" stieß Bully hervor. „Was ist es?"
    „Bei jenen Menschen, die als erste von dem Fieber befallen wurden, flaut die katatonische Starre nach rund zwei Stunden ab! Sie sind ohne Fieber und zeigen keine Nachwirkungen des Virenbefalls! Ein Teil von ihnen ist bereits in der Lage, die noch Leidenden zu versorgen!"
    „Keine Nachwirkungen? Das ist ausgeschlossen, Geoff! Die Roboter müssen sich irren!"
    „Ich habe es schwarz auf weiß. Auch bei dir dürfte der Bericht bald eintreffen!"
    Bully konnte es nicht fassen. Er starrte Waringer mit offenem Mund an.
    „Ohne Grund, das gibt es nicht. Was steckt dahinter?"
    „Weiß nicht, Bully." Waringer hatte jetzt Mühe, zu artikulieren. „Ich bin inzwischen hier unten auch allein und spüre, wie mich das Fieber übermannt. Wir sehen uns später!"
    Der Schirm erlosch, und Reginald Bull fiel krachend auf seinen Sitz zurück.
    Konnte es denn sein? Hatten sie sich getäuscht?
    „Chthon!" ächzte der Hanse-Sprecher. „Wo bist du? Warum hilfst du uns nicht?"
    Seine Gedanken wirbelten durcheinander, und er hielt sich krampfhaft am Schreibtisch fest.
    Was hatte Waringer von dem gesagt, was die Viren bewirkten?
    Bully brachte die Gedanken nicht mehr zusammen. Er sah nur noch verschwommene Helligkeit und drückte den

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