1164 - Vishna-Fieber
Gedanken sterben, wenigstens einmal in deiner Existenz eine gute Tat vollbracht zu haben. Du wirst dem Voyde H'ot zur Freiheit verhelfen!"
Chthon empfing im Augenblick alle Gedanken des anderen, auch die innersten. Er sah die Einsamkeit und die Angst, die von Voyde H'ot aus einen anderen Teil des Universums beherrscht hatten, solange er im Nichtraum gefangen gewesen war. Die Befreiung und der Auftrag Vishnas waren seine letzte Chance.
Chthon begann Parallelen zu ziehen zwischen seinen Bemühungen und den Anstrengungen des Voyde H'ot. Sie waren sich gar nicht so unähnlich, und er war versucht, dem anderen einen Handel anzubieten. Er würde ihm zur Freiheit verhelfen, wenn der Voyde H'ot auf den Kampf verzichtete.
Der Kampf kostete Chthon körperliche Kraft, und sie würde ihm hinterher fehlen.
In der Perforationszone gab es für ihn keine Möglichkeit, seine Substanz aufzubessern.
Das hatte er sofort beim Durchgang gewußt.
Der Jäger war ein verzweifeltes Wesen. Die Angst vor dem Tod ließ ihn konsequent und gnadenlos handeln. In seinem Innern war er nicht böse.
„Hör mich an!" sandte Chthon einen Gedanken. Er wollte dem Voyde H'ot alles über sich erzählen. Mehr, als er den Terranern jemals preisgegeben hätte. Der Voyde H'ot würde einsichtig sein und sich mit ihm verbünden, anstatt ihn zu bekämpfen.
Da sagte der Jäger: „Vishna, das edelste Wesen aus seinem Volk ist dem Voyde H'ot erschienen, um ihm die Freiheit zu bringen. Er wird dich nicht anhören. Dich, den Todfeind!"
Chthon begriff, daß es keinen Sinn hatte, auch noch einen Gedanken in dieser Richtung zu verschwenden.
Er wandte sich den Inseln zu und stabilisierte seinen Flug. Er sichtete ein paar Gesteinstrümmer und brachte sie zwischen sich und seinen Verfolger. Er merkte jedoch bald, daß der Voyde H'ot von der Perforationszone begünstigt wurde. Er kam leichter und schneller voran.
Chthon reagierte, aber da rasten bereits zwei Gesteinsbrocken auf ihn zu. Sie streiften ihn und warfen ihn erneut aus der Bahn. Er griff sich ebenfalls einen Fels und schleuderte ihn dem Jäger entgegen.
Der Voyde H'ot wich geschickt dem Geschoß aus. Dann warf er in rascher Folge mehrere Brocken von sich.
Chthon erkannte, daß er in einer Falle saß. Er konnte ausweichen, wohin er wollte. Überall würde er mit einem der Felsen kollidieren. Er suchte sich den kleinsten aus.
Der Stein prallte gegen seinen Körper, aber Chthon verspürte keinen Schmerz. Das verwandelte Nebelwams lag wie eine dämpfende Rüstung über seinem Körper. Es wurde bei dem Zusammenprall nicht einmal beschädigt, und der Einsame streifte den Brocken lässig ab.
Der Stein hatte seinen Körper so beschleunigt, daß er wie ein Geschoß auf eine der Inseln zuraste. Sie war besonders groß, und er erkannte, daß sich ein seltsames Wesen darauf befand, das wie zwei zusammengewachsene Sitzkissen aussah, die er von der Erde her kannte.
Nochmals erhielt er einen Treffer, diesmal im Rücken. Er krümmte sich zusammen und packte einen kleinen Stein, der an ihm vorbeizog. Er umklammerte ihn mit der Faust und streckte die messerscharfe Spitze von sich ab.
Wenn er nur erst auf der Insel war.
Entgegen allen physikalischen Gesetzmäßigkeiten wurde er plötzlich abgebremst. Dann spürte er eine winzige, kaum wahrnehmbare Schwerkraft, die von der Insel ausging. Er drehte sich mit den Beinen nach unten, dann setzte er auf. Dicht am Rand der Insel blieb er stehen und blickte empor.
Höhnisches Gelächter klang in ihm auf, ein triumphierender Schrei folgte.
„Du bist bei Nolowengrol gelandet!" jauchzte der Jäger. „Du armes Ding!"
Der Voyde H'ot hatte aufgeholt und stieß wie ein Raubvogel auf ihn herab. Chthon wich zur Seite aus und verbarg den spitzen Stein hinter seinem Rücken.
Der Jäger berührte den Boden und warf sich auf ihn. Chthons Arm zuckte vor, und die Spitze des Steins ragte dem Voyde H'ot entgegen. Nichts geschah. Der Jäger erhielt einen Stoß, aber er machte ihm nichts aus. Statt dessen vibrierte der Boden unter ihren Füßen.
„Ein Gravostein!" spottete der Voyde H'ot. „Damit kannst du niemanden töten. Und schon gar nicht den Voyde H'ot!"
Chthon wich zurück. Der Jäger katapultierte sich gegen ihn und riß ihn zu Boden. In der Art eines Raubtieres riß er den Rachen seines halbmondförmigen Kopfes auf, und Chthon sah die zwei Reihen blitzend scharfer Keilzähne.
Das mentale Lachen des Voyde H'ot war verstummt. Etwas wie Traurigkeit erreichte Chthon, während
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