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1164 - Vishna-Fieber

Titel: 1164 - Vishna-Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ausbreitete und den Hals hinabkroch. Er zog die Schuhe aus und befühlte die Füße. Sie waren kalt wie seine Hände.
    Abrupt schoß der Architekt aus dem Massagesessel empor.
    „Danke", sagte der Automat, doch er achtete nicht darauf.
    „Es beginnt", stieß er hervor. „Die Viren beginnen zu wirken!"
    Barfuß eilte er die Treppe hinab und warf sich in den Aufzug. Im Erdgeschoß angekommen, rief er nach einem Medorobot.
    „Ich besorge einen", erwiderte der Pförtnerautomat freundlich. „Gedulde dich ein wenig!"
    Erhard ächzte etwas Unverständliches. Die Einrichtung der Empfangshalle begann vor seinen Augen zu verschwinden. Blitze zogen über seine Netzhaut, und er fühlte die Schwäche in seinen Beinen. Gerade schaffte er es noch, einen der Sessel zu erreichen.
    Er ließ sich hineinfallen und kämpfte gegen die aufsteigende Übelkeit an.
    Mit einem Mal erwachte sein Lebenswille wieder.
    „Ich bin ein Idiot", flüsterte er. „Warum habe ich mich nicht in Sicherheit bringen lassen?"
    Sein ganzer Körper glühte jetzt, und er kam sich vor, als müsse er jeden Augenblick einen Gehirnschlag erleiden.
    Das hatte er nicht beabsichtigt, das hatte er nicht gewollt.
    Vishnas Plage tötete ihn. Die 6. Plage bedeutete sein Ende. Der Architekt Timo Erhard stand am Abgrund des Todes.
    Undeutlich nahm er wahr, daß zwei Medorobots hereinrollten. Sie trugen einen sargähnlichen Behälter mit sich. Sie kommunizierten mit dem Pförtner und erfuhren, daß der Mann nicht Gast des Hotels war.
    „Sofort in die Klinik", schnarrte der eine von ihnen zu Erhard. „Du hast 41 Fieber! Aber es ist nicht so schlimm. Du bist nicht der erste!"
    Sie hoben ihn aus dem Sessel und legten ihn in den Behälter.
    „Der Container am Riff", hauchte Erhard schwach. „Ihr müßt sie retten!"
    Dann verlor er endgültig das Bewußtsein.
     
    *
     
    Es war der größte Blödsinn gewesen, die unterirdischen Bereiche des Mondes zu verlassen.
    Legger Finch folgte Samantha Jaggelard und ihrem Personal, aber er versuchte es mehrmals, die Frau von ihrem Vorhaben abzuhalten. Er hatte NATHAN angerufen, doch die Inpotronik hatte sich nicht gemeldet.
    Inzwischen wußten sie, daß es unsinnig gewesen war, im Vakuum über der Mondoberfläche Schutz zu suchen.
    Die Virenwolken hatten den Mond vollkommen eingehüllt, und sie hatten sich in allen Ritzen der SERUNS festgesetzt.
    Vier Stunden waren sie draußen geblieben, dann waren sie reumütig in die inzwischen verseuchten Anlagen zurückgekehrt.
    Samantha hatte als erste den Helm zurückgeklappt.
    Inzwischen lagen sie in einer der medizinischen Stationen, und die Ärzte und Pfleger kümmerten sich um sie, sofern sie noch nicht von den Auswirkungen der Vireninvasion betroffen waren.
    Funksprüche mit der Erde wurden gewechselt. Dort schritten die Auswirkungen der 6.
    Plage schneller voran. Von sämtlichen Erdteilen wurde eine epidemische Ausbreitung des Fiebers gemeldet, und es dauerte nicht lange, da wurde es offiziell als Vishna-Fieber bezeichnet. Es warf die Menschen reihenweise nieder, und die Körpertemperatur stieg rasch an und erreichte den gefährlichen Wert von 42 Grad, der bei alten und kranken Menschen bereits tödlich war.
    Noch waren die Aufnahmekapazitäten der Kliniken nicht völlig erschöpft, und die Mediziner arbeiteten besessen an einer Analyse der Viren und dem Versuch, ein Gegenmittel zu finden.
    Gewöhnliche Medikamente gegen Fieber wirkten nicht, das hatte sich schnell herausgestellt.
    „Wir fangen bei dir an", meinte der Arzt, als er Legger Finch sah. Die Pupillen des alten Mannes waren geweitet, aber er nahm seine Umgebung wahr und lächelte dankbar.
    „Es geht schon", flüsterte er. „Ich brauche mehr Kühlung. Könnt ihr mir nicht ein paar Umschläge machen?"
    Darauf war man in den sublunaren Anlagen noch nicht gekommen. Sofort wurden Roboter in Marsch gesetzt. Sie trugen Eimer mit kaltem Wasser und einem Essigdestillat sowie Tücher.
    Hätte nicht das Leben der Patienten zumindest teilweise davon abgehangen, wäre der Anblick grotesk gewesen. Da standen und saßen Roboter an den Krankenbetten und machten den Menschen Umschläge an den Füßen und auf der Stirn.
    Legger Finch erhielt in mehreren Versuchsreihen Antibiotika verabreicht. Sein Zustand hatte sich verschlimmert, und der Arzt machte ein bedenkliches Gesicht. Er instruierte den Computer der Station, und der NATHAN-Astronom wurde an ein Überlebenssystem angeschlossen.
    Die Antibiotika zeigten keinen Erfolg. Auch andere

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