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1164 - Vishna-Fieber

Titel: 1164 - Vishna-Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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er. „Es hat keinen Sinn. Ich habe die Viren bereits voll abbekommen. Es liegt mir nichts daran, meine Mitmenschen zu verseuchen!"
    Der Gleiter senkte sich ein Stück weiter herab, und der SERUN packte nach Erhard. Der Architekt wich mit einer heftigen Bewegung aus und stolperte in den Sand hinein.
    Die Treppe war nur noch wenige Meter von ihm entfernt, und er hielt darauf zu. Drei Stufen auf einmal nehmend, eilte er hinauf.
    Vor ihm lag die Stadt, und sie war wie ausgestorben. Er sah keine Fahrzeuge und keine Menschen, nur den Gleiter hinter seinem Rücken.
    „Wie du willst", hörte er die Stimme. Die Tür der Maschine schloß sich, und der Gleiter jagte in die Luft hinauf und zog über der Stadt davon.
    Erhard verfolgte seinen Weg aus zusammengekniffenen Augen. Die Maschine hielt auf den Berghang zu, wo sie in einem Schacht verschwand. Ein grellweiß reflektierendes Schott schloß sich, und er war sicher, daß sie jetzt dort oben verbissen an der Desinfizierung der Maschine arbeiteten.
    Er zweifelte, ob es ihnen gelingen würde.
    Warum machen sie es nicht alle so wie ich? fragte er sich. Er schritt langsam einen Promenadenweg entlang und kam in die Nähe des Beach Hotels, das den klingenden Namen GOLDEN KAP trug. Die Fassade mit ihrem leuchtenden Plastbelag erinnerte ihn an seinen letzten Urlaub, den er in Florida verbracht hatte, in South Melbourne Beach.
    Dort hatte das PASADENA ROOF eine ähnliche Fassade.
    Der Architekt ging auf das Hotel zu und stieg die sechs Stufen zum Eingang empor. An der gläsernen Drehtür beugte er sich vor und las das kleine, vergoldete Schild des Inhabers.
    Curtis Mayne.
    Es war der Name des Besitzers des PASADENA ROOF.
    So klein ist die Welt, dachte Timo Erhard.
    Er hustete hart und wunderte sich über den Geruch von Zwiebeln, den er schon die ganze Zeit in der Nase hatte. Das Hotel?
    Entschlossen setzte er die Drehtür in Bewegung und ging in die Empfangshalle hinein.
    „Du wünschst?" knarrte die Stimme eines Roboters, der die Gestalt einer mittelalterlichen Ritterrüstung besaß.
    „Hält sich noch jemand in diesem Hotel auf?" fragte er zurück.
    „Die Gäste sind evakuiert. Ein Teil ist auch in seine Heimat zurückgekehrt!"
    „Touristen", murmelte Erhard dumpf. „Danke, ich wünsche nichts. Ich werde mich hier ein wenig umsehen!"
    Er fuhr mit dem Aufzug in das oberste Stockwerk empor und fand die Treppe, die zur Dachterrasse führte. Er stieg hinauf und ging bis zur Brüstung, die einen Meter innerhalb des Dachrands montiert war. Ein Knistern wies darauf hin, daß ein unsichtbarer Energieschirm verhinderte, daß sich jemand von diesem Dach in die Tiefe stürzte.
    Erhard setzte sich auf das Geländer und ließ die Augen über die Stadt schweifen.
    Überall lag ein Schleier auf den Straßen, und die Luft war mit Virenwolken gefüllt, so hoch er blicken konnte.
    Hinter ihm meldete sich ein Videokom, und eine unpersönliche Stimme sagte: „Wir haben dich identifiziert, Erhard. Falls es nicht zu spät ist, bringe dich irgendwo in einem Gebäude in Sicherheit. Noch gibt es keine Hinweise darauf, wie sich die Viren auswirken!"
    O doch! wollte er ausrufen, aber er unterdrückte das Verlangen.
    „Es ist gut", meinte er und schaltete das Gerät ab. „Ich habe hier eine gute Aussicht!"
    Er setzte sich in einen Liegesessel, der ihn sofort zu massieren begann. Er schloß die Augen und dachte nach.
    Sein Verhalten war außergewöhnlich, und er wußte es. Er kannte auch die Ursachen, aber er hätte nie geglaubt, daß es mit ihm einmal so weit kommen könnte. Immer war er ein lebensbejahender Mensch gewesen, dessen Optimismus andere angesteckt hatte.
    Nichts war mehr davon zu spüren.
    Der Architekt verstand nicht viel von Psychologie, aber er fand Parallelfälle, die im Lauf der bisherigen Plagen durch die Medien gezogen worden waren.
    Seine innere Widerstandskraft war aufgebraucht. Er hatte gerade noch die Fairy Queens überstanden und sich mit dem letzten Rest Optimismus über die Ferienkolonie hergemacht. Adams hatte ihm den entscheidenden Dämpfer versetzt, und er hatte sogar das Interesse an der Xenofauna verloren, an den Insekten-Hirten und allen anderen Erscheinungen, die die Erde bereicherten.
    Das Verhalten seiner Kollegen an der Entsalzungsanlage war der eigentliche Auslöser gewesen. In egoistischer Weise hatten sie ihn aus ihrem Überlebensprojekt ausgeschlossen.
    Timo Erhard fuhr sich an die Stirn. Sie glühte, und er fühlte die Hitze, die sich über seinen Kopf

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