1164 - Vishna-Fieber
gewohnten Tätigkeit nach, die sie vor dem Auftreten des Vishna-Fiebers ausgeführt hatten.
„Eigentlich ist es zu schön, um wahr zu sein", sagte Homer G. Adams. „Da fällt ein Virenregen als 6. Plage vom Himmel und verseucht die gesamte Menschheit. Nach einer relativ kurzen Fieberzeit folgt eine katatonische Starre, die keine Nachwirkungen zeigt. Ich sehe es an mir selbst. Ich bin so normal wie seit Jahrhunderten!"
„Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen", schränkte der Arzt ein. „Und wir warten darauf, daß Waringer ebenfalls erwacht und seine Auswertungen fortsetzen kann.
Noch wissen wir nicht, ob er etwas herausgefunden hat!"
„Benachrichtige mich, wenn Bully zu sich kommt", trug Adams ihm auf. „Ich möchte dabei sein!"
Er verließ das Krankenzimmer und machte sich auf den Weg zum Ausgang. Schon beim Betreten des Gebäudes war ihm die Geschäftigkeit aufgefallen, mit der hier vorgegangen wurde. Die Männer und Frauen arbeiteten schnell und präzise.
Auch jetzt bemerkte der Aktivatorträger, daß im Erdgeschoß größere Reparaturen im Gang waren. Es wurden Maschinen ausgebaut und Computeranlagen demontiert.
Offenbar hatte es hier im Lauf der letzten Plagen schwere Ausfälle gegeben. Es wunderte Adams, wie die Klinik die vom Vishna-Fieber Befallenen ohne Probleme hatte betreuen können.
Eine große Anzahl kleiner bis kleinster Maschinenbauteile wurde von Männern und Frauen hinaus auf die Straße getragen. Die Techniker in ihrer unterschiedlichen Kleidung trugen die Gegenstände in allen Richtungen davon und verschwanden in Gebäuden oder Seitenstraßen.
Adams stieg auf ein Gleitband, das im Schneckentempo dahinzog, aber immer noch schneller war als ein gewöhnlicher Fußgänger. In so ungewöhnlichen Zeiten wurde die Geschwindigkeit aller Bänder automatisch heruntergeschaltet, da es sonst zu unvertretbar vielen Unfällen kam. Um ein Gleitband zu benutzen, mußte man schon im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte und vor allem des Gleichgewichtssinns sein.
Der Finanzchef der Hanse hätte auch einen Transmitter oder einen Gleiter zum Hauptgebäude der LFT nehmen können. Er wollte jedoch unter Menschen sein, brauchte den Anblick anderer Lebewesen, und die fand er jetzt vor allem an der Oberfläche.
Warum das so war, wußte er nicht. Er stellte es einfach fest und hoffte darauf, daß Tiff oder irgendein Psychologe ihm bald eine passende Erklärung liefern würde.
Julian Tif flor war auch wieder auf den Beinen. Er war sofort in sein Büro geeilt, um zumindest den Eindruck zu erwecken, als sei bei der LFT alles in Ordnung.
Von einem Gleitband aus beobachtete Homer, wie an einem Platz seitlich der Straße Menschen miteinander stritten. Sie hatten ihre Stimmen erhoben und machten Anstalten, aufeinander loszugehen.
Adams stieg vom Band und näherte sich der Gruppe vorsichtig.
„Was geht hier vor?" fragte er.
„Sie wollen uns davon abhalten, hier unser Glück zu versuchen", rief eine Frau. „Aber wir waren zuerst da. Sie sollen sich einen anderen Laden aussuchen!"
Mit dem Laden meinte sie offenbar das Lager einer Firma, die technische Ersatzteile jeglicher Art vertrieb und über mehrere lange Hallen und Antigrav-Hochlager verfügte.
„Was wollt ihr da überhaupt?" fragte er. „Ihr seht doch, daß niemand da ist! Das Lager ist verschlossen. Der Eigentümer und seine Angestellten werden noch in einem der Krankenhäuser liegen!"
Ein Teil der Gruppe zog ab, in eine Seitenstraße hinein, und Adams machte ebenfalls kehrt und strebte dem Gleitband zu.
Er warf einen Blick zurück, um sich zu vergewissern, daß alle seiner stillen Aufforderung nachkamen.
Der Terraner erstarrte.
Die Männer und Frauen waren gerade dabei, das positronisch gesicherte Schloß des Lagers aufzubrechen. Ein dünnes Rauchwölkchen kräuselte sich über der Tür, die mit einem dumpfen Schlag zur Seite glitt. Ehe Adams sich's versah, waren die Menschen in dem Gebäude verschwunden.
„Das soll doch...", stieß der Finanzchef der Hanse hervor. Das war ein eindeutiger Fall von Raub. Ein paar zwielichtige Elemente benutzten die allgemeine Verwirrung und die Abwesenheit der Menschen, um sich gesetzwidrig zu bereichern. Aber das konnte nicht sein!
Homer G. Adams sprang vom Band und eilte zu einem öffentlichen Interkom. Er verständigte die für diesen Bezirk von Terrania zuständige Ordnungszentrale und verlangte einem Gleiter mit Robotern und mindestens einem menschlichen Wesen, das seine Angaben bezeugen
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