1165 - Einsteins TrÀnen
der Schrumpfung eine Verkleinerung aller Körperteile vor sich gegangen war.
„Ich hatte die ganze Zeit überlegt, wie ich dir diesen Anblick ersparen könnte." Wie immer waren Chthons Impulse voller Freundlichkeit und Anteilnahme. „Aber es ist besser, wenn du die Wahrheit erfährst."
„Ich kenne sie sowieso", spielte Ellert auf seine Visionen an. „Bisher läuft alles so ab, wie es nach meinen Erlebnissen auf EDEN II zu erwarten war."
Chthon wechselte das Thema.
„In der nächsthöheren Etage habe ich einen intakten Telekomanschluß gefunden", berichtete er. „Die Anlage besitzt eine autarke Energieversorgung und gehört offenbar zu den Geräten, die von NATHAN noch benutzt werden können."
Ellert wußte sofort, worauf der Körperlose hinaus wollte. Wenn es ihnen gelang, Kontakt mit Luna zu bekommen, konnten sie vielleicht wertvolle Informationen und Ratschläge von der Großpositronik erhalten.
„Führe mich hin!" forderte Ellert den Schatten auf. „Solange hier alles ruhig bleibt, können wir ein Schwätzchen mit NATHAN riskieren."
Wieder mußte er die Nottreppe benutzen. Er achtete darauf, möglichst wenig Lärm zu machen, denn wenn ein technomanischer Apparat in der Nähe war, wollte er diesen nicht auf sich aufmerksam machen.
Ein paar Minuten später stand er vor dem Funkgerät. Er aktivierte es, und zu seiner Erleichterung wurde der Bildschirm hell und zeigte NATHANS Emblem. Ellert sendete den verabredeten Kode, damit NATHAN sicher sein konnte, daß er von einem Freund gerufen wurde.
„Ernst Ellert", klang die künstliche Stimme auf. „Du hast dich lange Zeit nicht gemeldet.
Ein paar Mal verlor ich deine Spur und mußte annehmen, daß dir etwas zugestoßen sei."
„Hör mir zu!" verlangte Ellert. Er spürte, daß er zunehmend Schwierigkeiten mit der Artikulation seiner Stimme bekam. Er nahm an, daß das mit seinen Stimmbändern zusammenhing, die offenbar auch schon vom Verfall des Körpers betroffen waren.
„Ich gebe dir einen kurzen Bericht über die Ereignisse auf der Erde. Es wäre schön, wenn du uns helfen könntest. Vor allem interessiert uns, wohin sich die technomanischen Apparate zurückgezogen haben."
NATHAN antwortete sofort.
„Das kann ich dir sagen, Ernst. Sie sind gleichmäßig zwischen den überall herumstehenden Menschen verteilt, als sollten sie eine bestimmte Aufgabe übernehmen.
Inzwischen sind auch ein Großteil der Energiekugeln auf der Erdoberfläche angekommen.
Ihre Positionen lassen vermuten, daß sie etwas mit den technomanischen Objekten und den Menschen zu tun haben."
Ellert verzog das Gesicht.
„Da kannst du sicher sein!" bekräftigte er. „Aber es ist gut, daß die ,Igel’ und alle anderen Maschinen dieser Art jetzt gebunden sind. Das gibt uns eine gewisse Bewegungsfreiheit."
„Sei vorsichtig!" mahnte NATHAN. „Ich halte es für besser, wenn du über einen noch intakten Transmitteranschluß zum Mond kommst, solange noch Zeit dazu ist."
Chthon mischte sich ein: „Er hat recht, Ernst. Wir sollten die Erde sofort verlassen. Ich habe zunehmend Probleme mit meiner Stabilisierung."
„Du kannst ja zum Mond vorausgehen", schlug Ellert vor. „Ich muß erst wissen, was mit Bully und den anderen geschieht."
Darauf gab Chthon keine Antwort, aber es war klar, daß er an der Seite des Mutanten bleiben wollte.
„Da die technomanischen Apparate sich zurückgezogen haben und offenbar für andere Aufgaben gebraucht werden, können wir es riskieren, das Gebäude zu verlassen und uns draußen umzusehen", fuhr Ellert fort. „Ich habe einen bestimmten Plan."
„Er betrifft deine Freunde, nicht wahr?" erriet der Schatten.
„Ja, ich dachte an Bully und Waringer, deren Standort wir kennen. Wenn wir uns bemühen, können wir auch Deighton, Tifflor und ein paar andere wichtige Menschen finden."
„Was hast du mit ihnen vor?" schaltete NATHAN sich ein.
„Jetzt, da sie kleiner geworden sind, kann ich sie ohne Mühe transportieren", sagte Ellert. „Ich beabsichtige, sie zu entführen."
„Wohin?" fragte Chthon nur.
„Zum Mond natürlich", erwiderte der ES-Gesandte. „Dort wären sie in vorläufiger Sicherheit."
Er blickte zum Bildschirm, weil er sich wunderte, daß NATHAN zu seinem Vorschlag schwieg. Eigentlich hatte er mit sofortiger Zustimmung gerechnet.
„Natürlich kann ich dir keine Befehle erteilen", sagte die Großpositronik. „Ich werde dich auch in deinen Plänen unterstützen, wenn du darauf bestehst."
„Aber du hast
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