1165 - Von Angst gepeitscht
dieser Lage nicht mehr herauskam. Der Vampir hatte sein Maul so weit wie möglich geöffnet. Die Haut in seinem Gesicht hatte sich dabei verzogen und zahlreiche Falten geworfen sowie kleine Rinnen. Die Angst peitschte in Gaskin hoch.
Es gab nur noch eins! Die Flucht!
Er warf sich herum. Eine blitzschnelle Drehung hätte es gebracht, doch der Vampir hatte sich darauf eingestellt. Er war flinker, streckte seinen Arm aus und fasste zu.
Die Finger bohrten sich in Gaskins Schultern. Gaskin wollte sich noch lösen. Er wuchtete den Körper nach vorn, aber, der Griff der Klauen war einfach zu hart. Die Gewalt schleuderte ihn wieder nach hinten und gleichzeitig hinein in eine Drehbewegung.
Gaskin taumelte weg. Er rutschte auf dem Teppich aus und kämpfte mit dem Gleichgewicht.
Das kam Leroi entgegen. In den nächsten Sekunden bewies er, welche Kraft in ihm steckte. Er packte den Zuhälter, zerrte ihn zu sich heran, griff wieder mit beiden Händen zu und wuchtete den Körper in die Höhe, als wäre er federleicht.
Raul Gaskin war vor Schreck und Angst stumm geworden. Er sagte auch nichts, als er plötzlich kopfhoch in der Luft schwebte. Nur für einen Moment, denn wenig später warf ihn der Vampir zu Boden. Dicht vor Lerois Füßen prallte er auf. Sein Körper tickte noch einmal hoch, fiel wieder zurück, und Gaskin blieb stöhnend liegen. Entweder war etwas gebrochen oder vielleicht hatte ihn auch der Schock erwischt. Eines jedenfalls stand fest. Er war nicht mehr in der Lage, sich zu wehren und wirkte starr wie eine Leiche.
Pamela Morton hatte alles mitbekommen. Sie war die Zeugin, aber sie hatte nicht eingegriffen. Sie hockte wie festgewachsen in ihrem Sessel und begriff noch nicht, was da alles abgelaufen war.
Es wollte ihr einfach nicht in den Kopf. Das war mehr als verrückt. Erst die Sache mit dem Messer, bei der Leroi keine Verletzung davongetragen hatte und nicht einmal Blut aus seiner Wunde gelaufen war. Und dann die folgende Aktion.
Jetzt lag Gaskin am Boden. Er sah aus wie jemand, in dessen Körper es einige Brüche gegeben hatte. Er stöhnte nicht einmal. Dass er noch lebte, war am Zucken seiner Gesichtshaut zu erkennen.
Pamela wusste nicht, ob sie sich über den Fortgang dieser Aktion freuen sollte oder nicht. Sie zumindest war dem unmittelbaren Gefahrenbereich entwichen, doch stolz konnte sie darauf nicht sein.
Wenn Leroi mit Gaskin fertig war, würde er sich um sie kümmern.
Er drehte den Kopf und schaute sie an. Dabei lächelte er und bleckte die Zähne wie ein Wolf. Etwas Animalisches hatte er sowieso an sich. Er war das böse Tier in Menschengestalt.
Noch immer lächelnd ging er neben Raul Gaskin in die Knie. Pamela schaute zu. Sie wunderte sich eigentlich über sich selbst, denn sie war in der Lage, noch zu denken. Die Erinnerung kam hoch.
Vampire brauchten Blut. Sie tranken Menschen leer, und sie schlugen dabei ihre Zähne in die Hälse der Opfer.
Hier würde es nicht anders sein.
Beau Leroi streckte den linken Arm aus. Er griff unter den Kopf des Zuhälters und hob ihn an. Danach senkte er langsam und auch irgendwie genussvoll sein Gesicht dem Opfer entgegen. Die Augen fixierten dabei den Hals, bei dem die Haut schon straff gespannt war.
Er tat das, was er als Blutsauger tun musste. Seinen linken Arm und auch die Hand hatte er um den Kopf des Zuhälters gedreht und ihn etwas nach hinten gezogen. So war die Haut am Hals straff genug für den Biss geworden, und der ließ nicht lange auf sich warten.
Das Gesicht mit dem weit geöffneten Mund ruckte nach unten, und einen Moment später hackten die Zähne in die Haut und zugleich in die Blut führende Ader…
***
Es war kein Film. Es war die verdammte Wirklichkeit, die Pamela sehen musste. Sie wollte schreien, doch ihre Kehle war wie zugeschnürt. So etwas konnte sie einfach nicht fassen, aber sie schaute auch weiterhin zu, wie der Vampir am Hals seines Opfers klebte.
Er hatte sich dort festgebissen und festgesaugt, und er schluckte das Blut.
Pam schaute zu, wie sich dabei sein Kopf bewegte. Manchmal sah es aus wie ein Nicken. Sie hörte die Geräusche. Es war ein Schmatzen und Saugen, und sie vernahm zwischendurch das satt klingende Stöhnen. Es tat dem Vampir unendlich gut, sich endlich mit dem Lebenssaft eines Menschen voll saugen zu können. Das allein war für ihn etwas Wunderbares. Der Traum eines jeden Untoten ging somit für ihn in Erfüllung.
Für Pamela war es ein Wunder und zugleich die Realität. Aber sie war in ihrem eigenen
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