1165 - Von Angst gepeitscht
Wichtig ist, dass wir ihn kriegen.«
»Und wo sollen wir anfangen zu suchen?«
Es war eine gute Frage und genau die richtige. Ich war ratlos, aber ich dachte an dieses Haus hier.
Es war recht groß, und es lebten zahlreiche Menschen unter dem Dach. Wenn er weiterhin auf Blutsuche war, konnte er sich die Wohnungen aussuchen.
Suko hatte meine Gedanken erraten.
»Rechnest du damit, dass er sich noch in diesem Haus hier aufhält?«
»Ja, das wäre möglich.«
»Nein, ich nehme das nicht an. Der ist satt. Er wird sich zurückgezogen haben. Wir sollten unseren Kollegen Bescheid geben, damit sie die Reste abholen. Mehr können wir im Moment nicht tun. Etwas Hoffnung setze ich noch auf die Spurenexperten. Kann sein, dass sie einen Hinweis finden, aber das ist auch alles.«
Er hatte ja so verdammt recht. Bisher waren wir von Leroi an der Nase herumgeführt worden. Wir hatten nur die Opfer gesehen, er selbst war im Hintergrund geblieben.
Es war diese Hilflosigkeit, die mich fast in den Wahnsinn trieb. Vor Wut ballte ich die Hände zu Fäusten. Jeglicher Kommentar erstickte in meiner Kehle.
Dann klingelte es. Es war nur ein kurzer Gong und auch ohne Nachhall. Suko ging zur Wohnungstür und öffnete.
»Ist er weg?« Ich hörte Pamelas Stimme bis zu mir dringen.
»Ja. Er hat sich zurückgezogen.«
»Und Raul Gaskin?«
»War das Ihr Besucher?«
»Ja.«
»Er ist tot. Endgültig tot. Dafür hat Beau Leroi gesorgt.«
»0 Gott, das habe ich mir gedacht. Verdammt, das ist alles so schrecklich.« Sie saugte tief den Atem ein und schüttelte den Kopf. »Ich… ich… werde noch verrückt. Das kann doch alles nicht wahr sein. Das ist doch nicht die Wirklichkeit, sondern ein Film.«
»Leider nicht«, sagte ich und schob mich über die Schwelle der Badezimmertür. »Es gibt eine Realität in der Realität. Nur wird sie von den meisten Menschen nicht wahrgenommen oder missachtet. Es bringt uns nicht weiter, wenn wir jetzt lang und breit darüber diskutieren. Beau Leroi hat es wieder einmal geschafft und ist entkommen. In Ihrer Wohnung, Pamela, wird es bald von Polizisten wimmeln. Unsere Kollegen müssen ihre Pflicht tun. Es wird deshalb besser sein, wenn Sie sich einige Sachen einpacken und für eine Weile zu Ihrer Freundin gehen.«
»Danke. Das habe ich auch gedacht. Sie… sie hätte auch nichts dagegen.«
»Wunderbar.«
»Wollen Sie ihn denn fangen?«
»Wir versuchen es.«
Pam nickte.
Ich hatte noch eine Frage. »Können Sie sich vorstellen, dass Leroi Sie bewusst ausgesucht hat und dies kein Zufall gewesen ist? Oder ist er hinter dem Mann hergewesen, der Sie besuchte? Daran schließt sich gleich meine nächste Frage an. Wir haben einen Blick in Ihr Schlafzimmer geworfen. Da deutet einiges darauf hin, welchem Gewerbe Sie nachgehen. War der Tote, als er noch lebte, ein Kunde oder Gast von Ihnen?«
»Nein, das war er nicht.«
»Sondern?«
»Raul Gaskin ist mein… Zuhälter gewesen, um es ganz offen zu sagen. Er hat mich besucht, um mich zu bestrafen. Ich habe etwas Geld verschwinden lassen. Er ist dahinter gekommen. Deshalb wollte er ein Exempel statuieren. Dazu ist es ja nicht mehr gekommen. Eigentlich müsste ich froh sein, aber ich kann es nicht, weil ich ja weiß, was mit Raul passiert ist. Ein derartiges Schicksal habe ich ihm auch nicht gegönnt. Er konnte manchmal ein Schwein sein, das stimmt schon.« Sie zuckte mit den Schultern. »Jetzt ist er tot, und ich lebe noch.« Sie blickte zuerst Suko und danach mich an.
Und wir sahen in ihren Augen den flattrigen Ausdruck. »Was meinen Sie? Wird… wird der Vampir zurückkehren und auch bei mir das Blut aussaugen?«
Suko antwortete. »Das ist alles möglich, aber wir glauben nicht so recht daran. Er ist satt, wenn ich das mal so platt sagen darf. Er wird sich zurückgezogen haben und darauf warten, dass er wieder zuschlagen kann. Ich glaube, dass er noch abgebrühter geworden ist als früher.«
»Wieso?«
»Als er noch auf dem Lande wohnte, hat er die Leichen zumindest versteckt. Jetzt lässt er sie liegen.«
Pamela Morton schloss für einen Moment die Augen. Danach drehte sie sich ab. »Ich denke, dass es besser ist, wenn ich jetzt gehe. Das ist mir einfach zu viel.«
»Ja, packen Sie zusammen.«
Sie verschwand in ihrem Schlafzimmer. Über Handy rief ich die Kollegen von der Nachtschicht an, die natürlich nicht begeistert waren, als sie hörten, was sie erwartete.
Ändern konnte ich daran nichts. Ich war auch überzeugt davon, dass wir ihn in dieser
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