Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1166 - Der Erschrecker

1166 - Der Erschrecker

Titel: 1166 - Der Erschrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Leroi schon als Fluchtweg gedient haben. Nur er hatte davon gewusst. Und natürlich Lena, bei der wir den Hinweis darauf gefunden hatten.
    Jedenfalls würde ich die Augen schon offen halten, aber es war nichts zu sehen, das irgendeinen Verdacht in mir genährt hätte. Hamlin war eingehüllt in eine vorabendliche Stille. Nur das Geräusch des Treckermotors störte dabei.
    Ein Weg, der sich immer mehr verbreiterte und nur von wenigen Häusern flankiert wurde, dafür von mehr Bäumen, führte zu verschiedenen Häusern hin, die recht weit auseinander standen. Hier hatte man sich noch ausbreiten können.
    Wir sahen auch Menschen. Nur Männer, die sich im Freien aufhielten. Sie verhielten sich meiner Ansicht nach seltsam, denn sie kamen mir irgendwie vor wie Wachtposten, die dabei waren, ihre Runden zu drehen.
    Wir wurden natürlich auch gesehen und ebenfalls gegrüßt. Pritt winkte immer zurück, aber er sprach die Bekannten nicht an. Schnurstracks fuhr er auf sein Ziel zu.
    Es war ein Haus mit einem weit heruntergezogenen Dach. Es stand nicht allein, denn ich konnte durch die offene Tür in einen Stall hineinschauen. Er war allerdings leer. Ich nahm an, dass die Kühe auf der Weide standen.
    Nicht so die Schweine. Ihr Grunzen drang aus einem zweiten, flacheren Stall hervor.
    Ich erlebte tatsächlich ein Dorf, das man als heile Welt bezeichnen konnte. So etwas war in früheren Schulbüchern immer propagiert worden, wenn den Schülern das Leben auf dem Lande näher gebracht werden sollte. Aber es war keine normale Stimmung, das spürte ich. Etwas schwebte unsichtbar über den Dächern wie eine bedrückende Last, der auch die Menschen nicht ausweichen konnten.
    Neben dem Kuhstall hielt Edwin Pritt den Trecker an. Dort standen einige Maschinen.
    Eine Egge, ein Pflug, aber keine Dreschmaschine, und ich sah auch keine Scheune. Wahrscheinlich baute der Landwirt kein Getreide an.
    Der Hintern tat mir vom Rütteln und der harten Sitzfläche schon weh, als ich von ihr rutschte. Ich blieb stehen, knetete meine Pobacken und hätte fast gelacht, als ich an mein Handy dachte, das ich bei mir trug. Normalerweise hätte ich versuchen können, Suko anzurufen. Das war nicht möglich. Ich fragte mich, ob es in Hamlin überhaupt ein Telefon gab.
    Wenn ja, dann sicherlich nur beim Bürgermeister.
    »Wohnen Sie hier allein?«, fragte ich.
    Pritt schüttelte den Kopf. »Ja und nein. Im Moment wohnen meine Frau und ich allein. Ansonsten sind noch meine Eltern da. Aber sie sind weggefahren. Der Bruder meiner Mutter ist gestorben. Er lebte im Süden. Da sind sie hin und bleiben noch zwei Wochen.«
    »Dann machen Sie alles allein?«
    »Klar. Helen und ich.«
    »Sie ist schwanger.«
    Er lachte mich an. »Hören Sie, Mr. Sinclair, hier auf dem Land ist das anders. Da arbeiten die Frauen bis kurz vor der Niederkunft mit. Das kennen sie nicht anders. Sie sind nicht so verwöhnt wie die Weiber in der Stadt.« Das hörte sich beinahe verächtlich an, und ich ging nicht näher auf das Thema ein, sondern fragte:
    »Was wünschen Sie sich denn? Einen Jungen oder ein Mädchen?«
    »Meiner Frau ist es egal. Ich würde gern einen Jungen haben. Verstehen Sie?«
    »Klar. Das wollen die Väter meistens.«
    »Ich habe sogar schon einen Namen für ihn gefunden.« Er strahlte, weil er über sein Kind sprechen konnte.
    »Lassen Sie mich raten.«
    »Bitte.«
    »Lance?«
    Hätte ich ihm gesagt, dass er Millionär geworden wäre, er hätte nicht überraschter sein können. Er sagte zunächst einmal nichts, schaute mich nur an und schüttelte den Kopf.
    »Sie haben tatsächlich Lance gesagt, Mr. Sinclair?«
    »In der Tat.«
    »So soll er heißen. Er soll so heißen. Wie kommen Sie auf Lance? Wieso…«
    »Vielleicht kann ich Ihre Gedanken lesen.«
    »Nein, nein«, flüsterte er und trat einen Schritt nach hinten. »Das glaube ich nicht. Ich weiß auch nicht, warum ich Sie mitgenommen und Ihnen so viel erzählt habe. Ist wohl über mich gekommen, aber seltsam sind Sie schon. Sie passen nicht zu uns. Das meine ich nicht, weil Sie aus der Stadt kommen, das hat ganz andere Gründe.«
    »Welche denn?«
    »Tja.« Er blies die Wangen auf. »Wenn ich das wüsste, ginge es mir besser - ehrlich. Aber ich habe leider keine Ahnung. Sie sind anders als wir hier in Hamlin. Sie umgibt etwas Geheimnisvolles. Ich glaube, Sie wissen mehr als Sie zugeben wollen. Mich wundert nur, dass ich vor Ihnen keine Angst gehabt habe. Ich habe Ihnen sogar Vertrauen geschenkt. Das passiert mir

Weitere Kostenlose Bücher