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1166 - Der Erschrecker

1166 - Der Erschrecker

Titel: 1166 - Der Erschrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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knochenbleichen Licht aber auch so fremd wirkte. Da sahen selbst die Blätter aus, als würden sie im nächsten Moment vom Baum oder vom Busch fallen.
    Meine Erklärungen mussten Cathy Brixon in eine regelrechte Starre versetzt haben. Sie wirkte verkrampft und starrte nur in eine Richtung, wobei ich davon ausging, dass sie das Gesehene nicht wahrnahm.
    Ich irrte mich.
    Ein leiser, kieksender Schrei drang aus ihrem Mund. Zugleich wies sie in den offenen Pferdestall.
    »Was ist?«
    »Jemand ist da. Hat sich bewegt…«
    »Wo?«
    »Zwischen den Trögen!«
    Der lange Lichtfächer glitt darauf zu. Zunächst sah ich nichts, bis ich die Bewegung am Boden entdeckte. Dort lag ein Klumpen, wie es zuerst erschien, aber dieser Klumpen bewegte sich tatsächlich und drückte sich langsam in die Höhe.
    Aus ihm wurde ein Mensch!
    Es bestand noch keine Gefahr. Mein Blick fiel auf Cathy, die ihren Mund geöffnet hatte, ohne allerdings einen Laut von sich zu geben. Sie war regelrecht eingefroren und starr vor Schreck. Zu sagen brauchte sie mir nichts, ich wusste auch so, wer derjenige war, der sich da erhoben hatte.
    Das musste Hank Taylor sein. Eine Sekunde später hörte ich, wie Cathy seinen Namen ausstieß. Meine Warnungen hatte sie vergessen. Sie wollte auf ihn zulaufen, aber sie kam nur einen Schritt weit. Da hatte ich bereits zugegriffen und zerrte sie zurück.
    »Nicht, Cathy!«
    »Aber es ist Hank!« Sie wollte sich losreißen.
    »Es ist nicht der Hank, den du kennst, verflucht!«
    Sie stand so nah bei mir, dass mir ihr Atem ins Gesicht schlug. »Nein, nein nein!«, sagte ich. »Das ist nicht mehr dein Freund. Er ist zu einem blutgierigen Monster geworden. Er will dich leer saugen. Das musst du begreifen.«
    Ob sie es begriff, war mir nicht klar. Jedenfalls wollte ich sie aus der Gefahrenzone schaffen und zerrte sie zur Seite. Sie taumelte noch weiter und blieb unter einem Baum stehen.
    Ich hatte jetzt Zeit, mich mit Hank Taylor zu beschäftigen.
    Er hatte noch nicht seine volle Kraft zurückgefunden. Aber es war ihm gelungen, sich hinzustellen. Auch wenn er noch schwankte und sich abstützen musste.
    Ich ging zwei Schritte auf diesen offenen Stall zu und leuchtete ihn direkt an. Dabei wanderte der Schein von oben nach unten und wieder zurück.
    Es gab keinen Zweifel. Hank Taylor war zu einem Blutsauger geworden. Der Erschrecker hatte ihn voll erwischt. Er hatte zwar seine Zähne in Hanks Hals geschlagen, musste dabei jedoch wie ein Raubtier gewütet haben. Er hatte das Saugen nicht genossen, es war zu einem regelrechten Überfall gekommen, denn mit seinem Gebiss hatte er einen Teil der Haut aufgerissen und eine lange Wunde hinterlassen. Er musste auch Fleisch zwischen seine Zähne bekommen haben, denn die Wunde war nicht nur breit und lang, sondern auch tief. Blut war aus ihr herausgelaufen und bildete am Hals eine Kruste.
    Mit dieser tiefen Wunde hätte ein Mensch nicht überleben können, bei Hank war es anders.
    Er stand auf den Beinen. Er schwankte leicht, und er stierte in das Licht der Lampe hinein.
    Es gab keine Bewegung und auch keinen Ausdruck in seinen Augen. Er war nicht mehr als eine dumpfe und auch eine stumpfe Figur, die von der Hölle wieder auf die Erde zurückgeschickt worden war.
    Der Erschrecker hatte ihn hier abgelegt. Ein guter Ort, an dem die Opfer zunächst ihre Ruhe hatten. Von hier aus konnten sie anschließend ihren Raubzug unternehmen.
    Ich kannte mich bei ihnen aus. In diesem seelenlosen Körper existierte nur die Gier nach dem Blut anderer Menschen. Er musste es haben, sonst war sein Überleben nicht gesichert.
    Noch musste er mit sich selbst zurechtkommen. Der Trog gab ihm noch Halt, doch von Sekunde zu Sekunde fühlte er sich wohler und auch kräftiger.
    Bisher hatte er mehr zu Boden geschaut. Sein Kopf hatte dabei auch ein paar Mal gependelt. Das aber änderte sich, denn mit einer zuckenden Bewegung hob er den Kopf an.
    Er sah mich!
    Glücklicherweise verhielt sich Cathy Brixon ruhig. Ich sah sie auch nicht mehr in meiner Nähe. Sie hatte sich zurückgezogen. Etwas Besseres hätte sie nicht tun können.
    Hank wollte Blut. Ich besaß es, und genau das wusste er. Als er den ersten Schritt nach vorn ging, fing sein Kopf wieder an zu wackeln. Er besaß durch die tiefe Wunde nicht mehr den festen Halt, aber er kippte nicht zur Seite, weil vielleicht Sehnen gerissen waren. So blieb er auf dem Hals sitzen, nur machte er die Schrittbewegungen auf seine Art und Weise mit.
    Er ging vor, und hinter mir

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