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117 - Der Zauberspiegel

117 - Der Zauberspiegel

Titel: 117 - Der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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schon mehr als zwanzig verkauft. Sie gehen wie die warmen Brötchen weg.
    „Wieviel Geld haben wir dafür bekommen?" fragte Tony interessiert.
    „Rate mal!" sagte Harry grinsend und trank einen Schluck aus der Flasche.
    Er war groß und breitschultrig. Das blonde Haar hatte er extrem kurz geschnitten. Sein Gesicht sah fürchterlich aus. Die Nase war mehrmals gebrochen gewesen und die Brauen waren schlecht verheilt. Bis vor einem Jahr hatte er sich als Boxer versucht, der Erfolg war aber überaus mäßig gewesen. Von fünfunddreißig Kämpfen hatte er nur acht gewonnen.
    „Dreihundert Dollar?"
    „Tief', brummte Harry. „Tiefes Wasser."
    „Fünfhundert?"
    „Noch immer weit daneben. Ich werde es dir sagen. Bis jetzt haben wir genau eintausendzweihundertvierzig Dollar eingenommen."
    „Das ist recht ordentlich", stellte Tony zufrieden fest. „Wo ist Sheila?"
    „Sie hat sich ein paar Spiegel geschnappt und ist losgezogen. Sie will sie an ein paar Geldsäue verhökern."
    Tony gefiel Harrys Ausdrucksweise nicht besonders. Für seinen Geschmack war sie zu vulgär. Aber sonst war Harry ein ganz prächtiger Bursche, und er war froh, ihn in der Kommune zu haben.
    „Ohne Sheila wären wir aufgeschmissen", schaltete sich Daisy ein.
    Sie hat den Nagel auf den Kopf getroffen, dachte Tony. Ohne Sheila hätten sie nicht das hübsche Haus, nicht die teure Einrichtung und nicht das Geld, üppig essen und trinken zu können. Einige der Kommune-Mitglieder arbeiteten zwar, aber sie verdienten nur wenig. Die meisten behaupteten von sich, Studenten zu sein, sahen aber das ganze Jahr über die Universität nur einmal oder zweimal von innen. Ohne Sheila hätte die Kommune höchstens zwei Monate existieren können.
    „Einen schönen guten Nachmittag!" sagte Virgil laut, während er in den Aufenthaltsraum trat.
    Er war ein schmächtiges Bürschchen, dessen Gesicht von einem schütteren Ziegenbart verunstaltet wurde. Hinter ihm tauchte Karen auf, die ihn um Haupteslänge überragte. Das flammend-rote Haar hatte sie aufgesteckt, und ihre grünen Augen blickten immer verschlafen drein.
    „Gute Nachrichten, Freunde!" krähte Virgil. „Ich habe einen Antiquitätenladen in der Third Avenue entdeckt, der ganz verrückt nach Spiegeln ist. Karen und ich haben ihm vier aus unserer Sammlung verkauft, und der Bursche hat uns dafür dreihundertfünfzig Dollar auf den Tisch gelegt. Zuerst hat der Halunke allerdings nur zweihundert zahlen wollen. Da packten wir die Spiegel ein und wollten das Geschäft verlassen. Ihr hättet mal sehen sollen, wie uns der Bruder nachgerannt ist."
    „Fein!" sagte Harry. „Damit haben wir jetzt insgesamt - hm - eintausendzweihundertvierzig und dreihundertfünfzig, das macht… "
    „Überanstreng dein Hirn nicht, Harry!" Daisy kicherte. „Soll ich dir den Taschenrechner holen?" „Das macht", sagte Harry unbeirrt, „eintausendfünfhundertneunzig Dollar."
    „Allerhand", sagte Virgil. Er stellte sich neben Daisy und schlug ihr vergnügt mit der flachen Hand auf das Hinterteil. „Der Bursche in der Third Avenue ist an weiteren Spiegeln interessiert. Ich werde morgen zu ihm gehen, falls noch Spiegel übrig sind."
    „Wir haben noch genug", sagte Tony.
    „Wir sollten nicht alle auf einmal verkaufen", meinte Gwen.
    „Dieser Meinung schließe ich mich auch an", sagte Karen. „Im Augenblick haben wir genug Geld eingenommen."
    „Sheila ist dagegen", sagte Tony. „Sie will, daß jeder von uns einen Spiegel behält, die anderen sollen so rasch als möglich verkauft werden."
    „Sheila, Sheila, Sheila!" rief Karen verärgert. „Immer soll alles nach ihrem Kopf gehen. Sie hat die gleichen Rechte und Pflichten wie wir alle."
    „Immerhin hat Sheila die Spiegel organisiert", warf Virgil sanft ein, was ihm von Karen einen bösen Blick einbrachte.
    „Sobald Sheila zurück ist, werden wir deine Meinung bekannt geben und dann abstimmen", beendete Tony die Diskussion. „Gib mir auch ein Bier, Harry!"
    Harry öffnete eine Flasche und schob sie zusammen mit einem Glas Tony zu, der langsam einschenkte und einen Schluck trank. Als er das Glas abstellte, atmete er zischend. Seine rechte Hand hatte sich verändert. Sie war breiter und klobiger geworden. Die Finger schienen angeschwollen zu sein, und die Nägel waren spitz und scharf wie Rasiermesser.
    Entsetzt zog er die Hand zurück und schob sie in die Hosentasche. Unauffällig blickte er seine linke Hand an. Das gleiche Bild. Auch sie ließ er in der Hosentasche

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