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117 - Die Pranke der Sphinx

117 - Die Pranke der Sphinx

Titel: 117 - Die Pranke der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Speisekarte vorlegte. »Ich kam mir schon richtig verloren vor.«
    Der Russe blickte sich in der Runde um und zwinkerte
einer strammen Kastanienbraunen zu, die mit übereinandergeschlagenen Beinen
zwei Tische weiter entfernt in einer dämmrigen Nische saß und ihre Zigarette
durch eine lange Spitze rauchte. Ein flüchtiges Lächeln zuckte um den
scharlachroten Mund des Vamps.
    »Wir hatten ausgemacht: halb acht. Wir waren pünktlich.
Wollen wir froh sein, daß es überhaupt geklappt hat. Es hätte ja sein können,
daß unser verehrter Chef ganz plötzlich 'ne kleine Überraschung parat gehabt
hätte.«
    »Er hat ein Herz für seine Mitarbeiter«, warf Morna ein.
»Das hat er schon mehr als einmal bewiesen. Wir können uns wahrhaftig nicht
beschweren.«
    »Es wäre an der Zeit gewesen, ihn mal in diese illustre
Runde einzuladen, findet Ihr nicht auch?« fragte Larry Brent.
    »Leichter gesagt als getan«, erwiderte Iwan Kunaritschew
alias X-RAY-7. »Da lassen sich eher Vampire und Gespenster am Rockzipfel fassen
als unser geheimnisvoller Boß. Wie lange haben wir schon mit ihm zu tun?«
    »Gute sieben Jahre«, antwortete Morna.
    »Na. seht ihr. Und bis zur Stunde weiß niemand von uns,
wer er wirklich ist. Wir kennen seine Stimme, das ist alles.«
    Sie gaben die Bestellung für die Getränke auf, das hieß,
Morna äußerte auf Kunaritschews Bitte hin ihren Wunsch. Sie wollte einen
Aperitif.
    »Für mich dasselbe, Fred.« Der Russe war hier schon
bekannt. Das Wodkaglas, das man ihm wenig später vorsetzte, war eigentlich mehr
für einen Longdrink gedacht.
    Es war sehr hoch, und es paßten mindestens fünf
doppelstöckige Wodkas hinein.
    Iwan prostete seinen Freunden zu. »Auf unser aller Wohl!
So jung kommen wir nicht mehr zusammen. Nasdorowje!«
    Morna nahm einen winzigen Schluck. Der Russe leerte sein
Glas bis zur Hälfte und atmete tief durch. »So was schließt den Magen auf«,
strahlte er, sich durch den Bart fahrend. »Nun können wir 'ran ans Essen. Ihr
seid meine Gäste, denkt dran!«
    »Dann hauen wir mächtig rein«, reagierte Larry fröhlich.
»An die Zeche sollt du noch lange denken! Deine Brieftasche wird heute abend
leer!«
    »Ihr habt euch viel vorgenommen.«
    »Er guckt schon ganz ängstlich, Schwedengirl. Dein
Monatsgehalt geht drauf, verlaß' dich darauf! Morgen ist wieder 'ne Sendung
fällig, nicht wahr? Die kostet was.«
    Larry Brent spielte auf die regelmäßigen Postsendungen
an, die Iwan aus der Sowjetunion erhielt. Auf der Zollstelle holte er
regelmäßig — falls es seine Zeit erlaubte und er sich gerade rechtzeitig in New
York aufhielt — seine Pakete ab. Sie enthielten grundsätzlich einen Brief und
den schwarzen Tabak, aus dem der Russe so gern seine gefürchteten
Selbstgedrehten fabrizierte. Es war bisher vergebliche Liebesmüh' gewesen, ihn
davon abzubringen oder herauszufinden wer der geheimnisvolle Absender war.
Larry hatte mal eine Andeutung gemacht und aus der Luft heraus den Namen
›Anuschka‹ erwähnt. Iwans Gesichtsausdruck war dabei sehr ernst geworden, und
so hatte er nie wieder etwas darüber gesagt.
    »Die Sendung ist frei, bis auf den Zoll«, freute der
Russe sich. »Und morgen früh hol' ich das Päckchen ab.«
    »Deine Lunge muß schwarz sein wie ein Brikett. Das kommt
vom Teer, Brüderchen. Ich habe das Gefühl, daß das Kraut, das du dir zu Gemüte
führst, vorher erst in einem Teerbottich geschwenkt wird.«
    »Er will mich unbedingt davon abbringen«, meinte X-RAY-7.
»Er denkt, weil er's geschafft hat, müßte er auch andere damit beglücken. —
Habt ihr euch was ausgesucht?« Der Kellner steuerte wieder auf ihren Tisch zu.
»Vorspeise, Hauptgang. Nachspeise?« sah Iwan sich in der Runde um.
    »Ich fang' mit 'ner anständigen Rinderbrühe an«, fuhr er
unvermittelt fort, die ledergebundene Karte weiterhin geöffnet in der Hand
halten. »Kann ich nur empfehlen, Fans. Das bringt Kraft in die Knochen.«
    »Ich muß an meine Figur denken«, meldete die Schwedin
sich zu Wort. »Keine Vorspeise, keine Nachspeise ... der Hauptgang tut's.«
    »Der hat's auch schon in sich«, murmelte Iwan
Kunaritschew. »Fred«, wandte er sich an den Kellner, der wie ein Schatten neben
ihm auftauchte. X-RAY-7 wollte etwas ganz Bestimmtes sagen, aber da veränderte
sich sein Gesichtsausdruck plötzlich, und er meinte: »Sagt mal, habt ihr eure
Speisekarte verändert?« fragte er überrascht.
    »Ja. Mister Kunaritschew. Sie sind neu geschrieben. Sie
haben's sicher an den Sprüchen unten am Rand

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