117 - Die Pranke der Sphinx
mach'
euch einen Vorschlag: sehen wir uns doch mal einen Männerstrip an.«
Larry und Iwan wechselten einen schnellen Blick.
»Da braucht ihr gar nicht so zu gucken. Für mich als Frau
...«
»Ist das interessanter, kann ich mir vorstellen«, führte
X-RAY-7 die Gedanken seiner Kollegin fort. »Kann ich verstehen. Ich seh's
weniger gern. Aber wenn du willst!« Er kratzte sich im Nacken. »Es ist
allerdings fraglich, ob's so etwas gibt.«
»Man spricht doch immer von Gleichberechtigung, nicht
wahr? Gleiches Recht für alle. Ich will heute nacht nackte Männer sehen, damit
basta!«
»Erfüllen wir ihr den Wunsch«, knurrte Larry. »Machen wir
uns auf die Suche nach 'nem Männer-Striptease-Lokal. Wenn's nicht hinhaut,
müssen wir uns was einfallen lassen, Brüderchen. In dem Fall müßten wir uns ein
paar Nylons besorgen, die wir elegant irgendwo durchzögen.«
»Mit Nylons kann ich leider nicht dienen. Aber wenn's
selbstgestrickte Socken tun.
Die hab' ich noch in meinem Gepäck.«
Es war kurz vor zehn Uhr abends, als die Freunde das
Lokal im Künstlerviertel verließen.
In Kairo standen die Uhren auf wenigen Minuten nach halb
fünf Uhr früh ...
●
Philip Owl warf einen Blick auf das Leuchtzifferblatt
seiner Uhr.
Er war hellwach und konnte nicht mehr schlafen.
Er erhob sich, schlug das Zelt zurück und starrte nach
draußen.
Endlose Stille breitete sich vor ihm aus und die
unübersehbare, gewellte Weite der Sandwüste.
Leise streifte der Wind über den Boden und fand überall
Eingang. Die Stufen drüben, die nach unten zu dem steinernen Tor führten, waren
schon wieder mit einer dünnen Sandschicht bedeckt.
Der hagere Engländer reckte sich und schlüpfte in Hose
und Hemd. Es fröstelte ihn. Nachts sanken die Temperaturen doch empfindlich
herab.
Alle im Lager schliefen noch.
Alle?
Sein Blick blieb wie gebannt auf dem Zelteingang des
Professors hängen.
Eine Seite war aufgeklappt, und man konnte in das Zelt
sehen. Leer?!
Mit zwei schnellen Schritten war Owl an der Stelle und
warf einen Blick hinein.
»Professor Centis?« fragte er leise, obwohl er sah, daß
niemand da war, der Antwort geben konnte.
Neugierig trat er näher. Auf einer einfachen Decke am
Boden ausgebreitet lagen zahlreiche Papiere, die mit Skizzen, Hieroglyphen und
italienischen Vokabeln übersät waren. Unter dem Kopfende seines Lagers stand
eine verschlossene Kassette.
Owl schüttelte den Kopf. Offenbar hatte Centis nicht mehr
schlafen können und hantierte unten am Tor und ...
Da stutzte er.
Genau vor seinen Füßen lag ein Bogen mit einer Skizze
darauf und einem ins Italienische übersetzten Text.
Er sprach nicht so gut italienisch, konnte aber einiges
lesen und verstehen.
Mit Centis hatte er sich hauptsächlich in englischer
Sprache unterhalten. Der Professor beherrschte diese Sprache.
Auf dem Bogen stand: »Zwei Dinge mußt du erfüllen ...
werden wie Yson-Thor...
deinen Geist behalten, ihm nicht Untertan werden ... dann
kann dir nichts geschehen.
Die Gruft ist gefährlich, hüte dich vor ihr! Ich,
Ikhom-Rha, habe mein Möglichstes getan, die Zauberkraft abzuschwächen ...
Yson-Thor war der Stärkere ...«
Owl schüttelte den Kopf. Aus diesem Durcheinander wurde
er nicht schlau. Sich Widersprechendes stand auf dem Papier, als hätte Centis
aus verschiedenen Quellen Texte zusammengetragen und setzte sie hier zusammen
wie ein Puzzlespiel.
Die Gruft und Todesgefahr bedeuten eins! Er, Owl, las
davon zum ersten Mal.
Aber da war noch mehr.
Die Skizze ...
Sie war eindeutig zu verstehen. Sie zeigte zwei
verschiedene Kammern, die durch labyrinthartige Gänge miteinander verbunden
waren.
Eine Kammer war offensichtlich die, welche hinter dem
bisher nicht zu öffnenden Tor lag. Durch einen Geheimgang innerhalb einer
besonders eingezeichneten großen, eckigen Säule geriet man viele Meter tiefer
in ein riesiges Verließ, in dem eine Sphinx eingezeichnet war.
Mit Centis' Hand geschrieben stand in diesem Viereck: »Ort
der tödlichen Sphinx?
Ist damit die Schatzkammer gemeint? Die Pranke der Sphinx
.. .« Hier fehlten wieder ein paar Begriffe in seinem Wortschatz, » ... ein
Symbol? Für die Macht? Für ein weiteres Rätsel? Ich muß es wissen!«
Owls Lippen wurden schmaler, als sie von Natur aus waren.
Es wurde ihm bewußt, daß dies mehr war als eine wissenschaftliche Expedition,
die wegen ihres kulturgeschichtlichen Wertes zusammengestellt worden war.
Wie Schuppen fiel es ihm von den Augen.
Diese Expedition
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