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1170 - Abgrund unter schwarzer Sonne

Titel: 1170 - Abgrund unter schwarzer Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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der Felsspitze, die die Form eines doppelt geknickten Horns besaß.
     
    *
     
    Vorsichtig näherten wir uns dem seltsam geformten Gipfel. Ich hatte erwartet, eine Höhle zu finden, die tief ins Innere des Berges hinabführte, aber die Landschaft war ganz anders, als ich sie mir vorgestellt hatte. Der Berg mit der merkwürdigen Spitze und seine Nachbarn bildeten die Umrandung eines Talkessels -nein, besser gesagt eines Höllenschlundes, der sich wie eine häßliche Pockennarbe durch die Oberfläche des Planeten fraß und in seiner unergründlichen Tiefe geradewegs bis zum Mittelpunkt hinabzureichen schien.
    Wir umrundeten das doppelt geknickte Horn. Vor uns lag die Felswand, die annähernd senkrecht nach unten stürzte. Auf einem schmalen Felsplateau dicht unterhalb des Gipfels landeten wir. Ich setzte den Kommunikator in Betrieb. Kurze Zeit später meldete sich Vajtti, dessen Worte der Translator übersetzte. „Hat eure Suche Erfolg?" fragte ich.
    Er verneinte. Bis jetzt hatte keiner der suwischen Suchtrupps einen Hinweis auf das Gefängnis der Sternengeister gefunden. Ich beschrieb, was wir vor kurzem erlebt hatten, und fügte hinzu: „Ich bin überzeugt, wir sind auf der richtigen Spur. Wenn du meinem Urteil Glauben schenken willst, dann folge uns mit deinen Männern, Mittlern und Frauen."
    Sato Ambush berührte mich an der Schulter. Er hatte einen Arm ausgestreckt und deutete in den Abgrund hinab. „Sieh", flüsterte er.
    Es kostete Mühe. Seine Augen waren weitaus besser als die meinen. Sekunden vergingen, bis sich mein Gesichtssinn dem pechschwarzen Schlagschatten des Schlunds adaptiert hatte. Dann erst gewahrte ich die beiden Leuchterscheinungen. Sie bewegten sich in großer Tiefe und strahlten ein mattes, gelblichgrünes Licht aus.
    Der Kanal, der mich mit Vajtti verband, war noch immer offen. Ich beschrieb ihm, was ich sah. „Das sind sie!" stieß er hervor. Der Translator hatte keine Mühe, die Erregung in seiner Stimme nachzuempfinden. „Wartet dort, wir kommen!"
    „Wir warten nicht", antwortete ich. „Die Zeit ist kostbar. Wir steigen in den Schlund hinab. Folgt uns."
    Ich hörte ein leises Knacksen, als er die Verbindung trennte. Durch ein Nicken verständigte ich mich mit Sato Ambush. Wir vektorierten die Gravo-Paks. Langsam glitten wir über den Rand des Abgrunds hinaus. Dann begannen wir zu sinken.
     
    *
     
    Ich sah auf. Ein winziger Teil der Akkretionsscheibe war noch zu sehen; sonst bestand das Firmament aus der sternenlosen Schwärze des Alls. Ein Teil des Lichtes, das von der glühenden Scheibe ausging, wurde von den Felswänden des Abgrunds in die Tiefe reflektiert. Das hatte zur Folge, daß die Finsternis nicht so undurchdringlich war, wie es vom Rand des Schlunds aus den Anschein gehabt hatte.
    Wir bewegten uns langsam, ständig auf einen Angriff der beiden Sternenhyänen gefaßt. Weit unter uns bewegten sich wie müde Leuchtkäfer die zwei gelblichgrünen Lichter. Ich konnte nicht sehen, daß sie uns näher kamen. Die Tiefe des Kessels betrug sicherlich mehr als zehn Kilometer.
    Der Überfall erfolgte ohne Warnung. Ich sah einen grellen Blitz auf der gegenüberliegenden Wand des Abgrunds, etwa drei Kilometer entfernt. Im selben Augenblick traf mich mit brutaler Wucht ein Schlag, der mich in wilde Drehung versetzte. Felswand, Schwärze des Abgrunds, Glanz der Akkretionsscheibe - sie fuhren um mich Karussell. Ich hörte ein Geräusch im Helmempfänger: ein lautes, hämisches Lachen. Das Gravo-Pak hatte den Ernst der Lage begriffen und stabilisierte meine Lage. Ich war benommen, aber ich sah deutlich die leuchtende, unscharf umrissene Erscheinung, die unweit von mir über der Tiefe des Abgrunds schwebte. Ich konnte nicht erkennen, was sich hinter dem Glanz verbarg. Aber ich war meiner Sache sicher: Eine der beiden Sternenhyänen verlegte uns den Weg, der zu den Diademen führte. „Du lachst", hörte ich Sato Ambush sagen. „Aber ich höre in deinem Gelächter einen Unterton des Staunens. Du weißt, daß du uns nicht besiegen kannst, nicht wahr?"
    „Wie die Fliegen seid ihr für mich", gellte eine zornige Stimme. Sie kam aus dem Translator und sprach Interkosmo. Oh, Wunder der verschobenen Wirklichkeit! „Noch ein Schuß, und ich zerquetsche euch an der Wand des Kessels."
    „Aah - aber es ist dir nicht entgangen, daß dein erster Schuß auf mich keinerlei Wirkung ausübte!" Woher nahm er nur diese unerschütterliche Ruhe? Ich spürte, wie ein kleiner Teil davon sich auf mich

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