1170 - Abgrund unter schwarzer Sonne
angeschlagen. Mein Schuß mußte ihn erheblich verletzt haben.
Der Zorn übermannte mich. Ein zweites Mal riß ich die Waffe hervor. Das spiralige Feld des Desintegrators stach durch die Dunkelheit. Die beiden Diademe verblaßten, aber dafür tauchten zwei neue Umrisse auf, die die Lichtlosigkeit des Abgrunds bisher verborgen hatte. Mein Schuß, aufs Geratewohl abgefeuert, fand ein Ziel. Hell leuchteten die Energieschilde der Sternenhyänen. Zwei gellende, schmerzerfüllte Schreie vermengten sich zu einem. Blitze zuckten, als die Schilde mit letzter Kraft versuchten, die geballte Ladung des Desintegrators zu neutralisieren. Eine strahlende Leuchtspur schoß in die Höhe - noch eine! Die Sternenbrüder ergriffen die Flucht! Wie Kometen schössen sie durch die Finsternis, aufwärts, der schwarzen Sonne entgegen. Eine letzte, barbarische Verwünschung klang mir im Ohr - dann war Ruhe.
Ich zitterte, so sehr hatten Zorn und Erregung mir zugesetzt. Wie von selbst fand Vajttis Waffe ihren Platz am Gürtel. Ich starrte in die Höhe. Undeutlich zeichnete sich der Rand des Kessels gegen den Widerschein der Akkretionsscheibe ab. Die Sternenhyänen waren verschwunden. Der suwische Desintegrator war ihren Energieschilden überlegen. Wir würden sie so bald nicht wieder zu Gesicht bekommen. „Sieh doch!" hauchte Sato Ambush aufgeregt.
Ich blickte mich um. Die beiden Diademe schwebten nur wenige Meter entfernt. Ihre Leuchtkraft hatte zugenommen. Sie strahlten in ruhigem, smaragdenem Glanz. Ich begriff intuitiv - es gab nichts zu berechnen. Die Entladung des Desintegrators, die Aktivität der beiden Schilde - beide Vorgänge hatten beträchtliche Energiemengen freigesetzt. Die Energie war nicht nutzlos abgeflossen. Freiheit und Gerechtigkeit hatten sie in sich aufgesogen. Der Graue Gardh hatte die Wahrheit gesprochen, als er sagte, ihre Energie schwinde dahin. Aber der Rest war Lüge. Wir waren nicht zu spät gekommen. Der Zufall hatte uns gezeigt, wie der Schwäche der Diademe abgeholfen „werden konnte. Wir mußten sie mit Energie versorgen!
Der Desintegrator war dazu nicht sonderlich geeignet. Seine Entladungen waren destruktiv und ließen sich nicht fein genug dosieren. Wir brauchten etwas Besseres, Wirksameres. Vor allen Dingen brauchten wir es schnell, bevor der smaragdene Glanz wieder erlosch.
Binnen weniger Sekunden hatte ich die Verbindung mit Vajtti hergestellt. „Du mußt dich beeilen, wenn du Freiheit und Gerechtigkeit helfen willst", sagte ich. „Der Tod ist ihnen nahe. Die Diademe brauchen Energie. Bring dein Raumboot...
5.
Langsam sank das muschelförmige Fahrzeug durch die finstere Weite des Kessels herab.
Ringsum schwebten Suwi - Männer, Mittler und Frauen, insgesamt fünfzehn an der Zahl. Die übrigen waren an Bord des Bootes zurückgekehrt. Vajtti hatte das Steuer des Fahrzeugs seinem Vertrauten Ryokki überlassen. Er selbst war der erste, der die Sohle des Kessels erreichte. Sato und ich hatten inzwischen unsere Helmlampen eingeschaltet. Der grüne Glanz der beiden Diademe wurde dadurch blasser, aber ich war sicher, daß wir ihnen keinen Schaden zufügten, und zudem hatten wir den Vorteil, daß wir sehen konnten, wo wir uns bewegten.
Die beiden Leuchterscheinungen waren noch immer form- und konturlos. Die Geister zeigten sich nicht. Aber sie schienen zu wissen, daß ihnen Hilfe gebracht werden solle. Sie unternahmen keinen Versuch mehr, uns auszuweichen. Nur vor einer direkten Berührung scheuten sie nach wie vor zurück. Näher als bis auf doppelte Armeslänge ließen sie niemand an sich heran.
Vajtti schwebte eine Handbreit über dem Boden. Durch die klare Sichtscheibe seines Raumhelms sah ich den Blick der beiden großen Augen unverrückt auf die leuchtenden Diademe gerichtet. „Freiheit und Gerechtigkeit", hörte ich ihn murmeln. „Die Zeit eures Leidens ist vorüber. Die Suwi und ihre Freunde sind hier, um euch aus diesem Loch der Unwürde zu befreien. Hinaus ins All sollt ihr zurückkehren, Glück und Frieden unter allen Wesen guten Willens verbreiten."
Die smaragdenen Flammen schwebten mit ruhigem Glanz über dem felsigen Talboden. Über uns manövrierte sich das suwische Boot in Position. Vajtti wandte sich an mich. „Sie sind zu schwach, um jetzt schon befreit zu werden", sagte er. „Wenn wir versuchten, sie aus diesem Kessel zu transportieren, müßten sie in den Schlingen unserer Traktorfelder sterben. Erst wenn wir sie mit ausreichend Energie versorgt haben, können wir sie
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