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1170 - Abgrund unter schwarzer Sonne

Titel: 1170 - Abgrund unter schwarzer Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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anstieß und meinte, jetzt sei es genug, war ich nicht sicher, ob ich die letzten Minuten wachend oder schlafend verbracht hatte.
    Das Resultat der Übung war überzeugend. Verwirrung und Unsicherheit waren gewichen. Die Aussicht auf weitere Tricks, die die verschobene Wirklichkeit womöglich gegen uns ausspielen würde, ängstigte mich nicht mehr. Wenn Sato Ambush mir erklärte, Meditation sei eines der wirksamsten Werkzeuge der Pararealistik, so glaubte ich ihm.
    Unter anderen Umständen wäre es mir sinnlos erschienen, aufs Geratewohl in die Unwirtlichkeit des fremden Planeten hinauszufliegen und nach Dingen zu suchen, von denen wir nicht einmal wußten, wie sie aussahen und woran wir sie erkennen würden. Was besagte der Begriff „Diadem" schon? Yee Soong hatte ihn verwendet, und in Vajttis Erzählung kam er ebenfalls vor. Sollten wir uns darunter wirklich einen jener glitzernden, mit Edelsteinen besetzten Stirnreifen vorstellen, wie ihn früher Frauen von Rang zu festlichen Anlässen getragen hatten? Oder war das Wort nur eine Umschreibung für ein Ding, das wir anhand seiner Funktion, nicht seiner Form identifizieren mußten? Früher, das spürte ich, wären diese Überlegungen für mich von Bedeutung gewesen. Angesichts der vielen Fragen, auf die ich keine Antwort wußte, hätte ich wahrscheinlich den Mut, gewiß aber die Initiative verloren. Nun auf einmal empfand ich anders. Das Exerzitium des Meditierens hatte mir innere Sicherheit verliehen. Ich wußte plötzlich, daß wir erfolgreich sein würden. So viel hatte sich ereignet, was eindeutig darauf hinwies, daß ich im Rahmen der Aktion, die auf die Befreiung der beiden Sternengeister abzielte, eine wichtige, wenn nicht sogar die entscheidende Rolle zu spielen habe. Allein die Begegnungen mit Yee Soong und seinem seltsamen Hund namens Schweinefleisch konnten unmöglich Zufälle sein. Es war mir bestimmt, von dem eigenartigen Alten Informationen zu erhalten, die für die Befreiung von Freiheit und Gerechtigkeit wichtig waren.
    Selbst die merkwürdige Verquikkung von persönlichen Schicksalen und moralischen Begriffen machte mir nicht mehr zu schaffen. Ich fand es mit einemmal völlig natürlich, daß es da zwei Sternengeister gab, deren Namen Freiheit und Gerechtigkeit waren. Die Grenzen zwischen Person und moralischem Gesetz, zwischen Sternengeist und dem grundlegenden Recht jedes intelligenten Wesens war£n verwischt. Ich störte mich nicht an ihnen. Ich begann, wie Sato Ambush mir lobend versicherte, die Pararealistik zu begreifen. Ich hatte den richtigen Einstieg gewählt. Nicht der forschende, logische Geist ist es, der als erster die verwirrende Welt gekrümmter und verschobener Wirklichkeiten begreift, sondern die Intuition.
    Am Rand der Geröllebene, auf der das suwißche Beiboot gelandet war, überquerten wir eine breite Bergkette. Ich spähte in die finsteren Schluchten hinab, die nie den göttlichen Funken organischen Lebens gesehen hatten. Ich schauderte.
    Wenn Freiheit und Gerechtigkeit wirklich hier gefangen waren -welch höllischen Ort hatten sich ihre Bedränger als Gefängnis ausgesucht!
    Ein glitzernder Punkt, der jenseits des Randes der glühenden Akkretionsscheibe seinen Weg durch die Schwärze des Alls zog, erregte meine Aufmerksamkeit. Er schien auf uns zuzukommen. Mit der Geschwindigkeit des Gedankens stürzte er auf die trostlose Oberfläche des Planeten zu. Er zog einen breiten, funkensprühenden Schweif hinter sich her wie ein Komet. Ich glaubte, ein fauchendes, zischendes Geräusch zu hören -obwohl es in der luftleeren Einöde dieser Höllenwelt keine Geräusche geben konnte -, als das hell leuchtende Gebilde nur wenige Kilometer entfernt an uns vorbeischoß. Ich verfolgte seinen Kurs, sah es auf eine seltsam geformte Bergspitze zuhalten und dann ...
    Plötzlich war es verschwunden. Die Intensität des Lichtes, das der Komet verstrahlt hatte, hinterließ auf der Netzhaut einen zitternden, irrlichternden Reflex. Aber das Gebilde selbst war nicht mehr zu sehen. Der seltsam geformte Berg hatte es verschluckt.
    Im Helmempfänger hörte ich Sato Ambushs Stimme. „Wer kann sich ein deutlicheres Zeichen wünschen? War es der Braune Gardh, der Graue Gardh? Sie spüren die Gefahr, die sich ihnen nähert. Sie sind wachsam. Wir aber wissen, wohin wir uns zu wenden haben."
    Er hatte recht. Ein Narr, wer diesen Hinweis nicht verstand. Das Gefängnis, in dem Freiheit und Gerechtigkeit auf die Befreiung warteten, lag irgendwo dort unterhalb

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