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1170 - Abgrund unter schwarzer Sonne

Titel: 1170 - Abgrund unter schwarzer Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mörderischen Hitze geschmolzen. Aber es gab weder Bleinoch Zinnseen, nur schwarzgrauen Fels, und die einzige Abwechslung, die sich dem Auge bot, war der Kontrast zwischen gleißender Helligkeit und schwarzem Schlagschatten. Eine Atmosphäre besaß die Höllenwelt nicht.
    Der Anblick des Himmels war gespenstisch. Ich hatte von schwarzen Sonnen gehört; dies war das erste Mal, daß ich eine zu sehen bekam. Eine riesige, schwarze Scheibe stand hoch über uns - ihre Kontur definiert durch einen Ring wabernder, in bläulichem Weiß strahlender Gase. Außerhalb des Gasrings zog ein grotesk verformter, weißgelber Himmelskörper seine eilige Bahn: der Zentralstern des verbogenen Kreuzes. Er hatte die Gestalt eines Tropfens, und vom spitzen Ende des Tropfens strömten leuchtende Gasmassen und vereinigten sich mit der weißblauen Glut des flammenden Ringes.
    Was ich eine schwarze Sonne nannte, war der Raum, der durch den Ereignishorizont des Schwarzen Loches definiert wurde. Die in wilder Glut leuchtenden Gasmassen, die die schwarze Sonne umringten - das war die Akkretionsscheibe, die von den spiralig einwärts wirbelnden Plasmaströmen der weißgelben, tropfenförmigen Sonne ständig mit Substanz gefüttert wurde.
    Die Bahnebene des Tropfensterns und die Ebene der Akkretionsscheibe waren einander parallel, wie hätte es auch anders sein können. Aber die Bahnen der Planeten - nicht nur dieses einen, sondern auch die der anderen drei - lagen senkrecht dazu! Die Frage, welcher grotesken Laune der Natur dieses System seine Entstehung verdanke, führte unwillkürlich zu dem Schluß: Es kann nicht auf natürliche Weise entstanden sein. Es war ein Produkt der verschobenen Wirklichkeit - ein Schemen, der verschwinden würde, sobald wir das Rätsel der zweiten Pforte gelöst hatten.
    Immer wieder kehrte mein Blick zu der Spirale zurück, die die einwärts strömenden Gasmassen der tropfenförmigen Sonne bildeten. Auf die Spirale mußt du achten, hatte Yee Soong gesagt. Ihr Farbspiel zeigt an, ob der Braune und der Graue Gardh nahe oder fern sind. War es diese Spirale, von der er gesprochen hatte? Ich betrachtete das Holobild aufmerksam. Die Farbe der Spirale wandelte sich allmählich von kräftigem Weißgelb dort, wo sie die tropfenförmige Sonne verließ, bis zu blendend grellem, bläulichen Weiß dort, wo sie in die Akkretionsscheibe mündete, an deren Rand das mörderische Schwerefeld des Schwarzen Loches und sein Magnetfeld aufeinanderprallten. Je roter die Farbe, desto weiter ist die Gefahr entfernt. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß sich in diesem brodelnden Kessel kosmischer Energien eine so energiearme Farbe wie Rot jemals zeigen würde.
    Die Suwi beschäftigten sich mit einschlägigen Vorbereitungen. Sie legten Raummonturen an und faßten Waffen. Aus den Gesprächsfetzen, die mein Translator aufschnappte, ging hervor, daß sie die beiden gefangenen Sternengeister, Freiheit und Gerechtigkeit, in einer der Höhlen wähnten, die zu Hunderten in der grausigen Bergwildnis zu finden waren.
    Ich ließ mich von Sato Ambush in den Gebrauch der suwischen Technik einweisen und stellte mit Hilfe der Geräte, die an Bord des Beiboots installiert waren, eine Reihe von Beobachtungen an.
    Was sich dem Auge als schwarze Scheibe darbot, war in Wirklichkeit eine Kugel, deren Radius durch Schwarzschilds Gesetz festgelegt wurde. Der Abgrund, von dem die Legende sprach, war ohne Zweifel der Raum innerhalb des Ereignishorizonts des Schwarzen Loches, jene Zone, aus der kein Körper, dem Energie nur in konventioneller Form zur Verfügung stand, entkommen konnte. Die Sage beschrieb Freiheit und Gerechtigkeit, von ihren Diademen geschützt, als „in der Tiefe des Abgrunds" gefangen. Wenn dem wirklich so wäre, dann hätten wir nur eine verzweifelt geringe Chance, sie zu befreien. Die Vorbereitungen, die sich ringsum abspielten, gaben mir zu verstehen, daß Vajtti selbst die Legende nicht allzu wörtlich nahm. Der leblose Planet, auf dem wir gelandet waren, qualifizierte sich durch seinen geringen Abstand vom Ereignishorizont als potentielles Gefängnis. Es war durchaus möglich, daß die beiden Sternengeister sich in unserer unmittelbaren Nähe befanden, ohne daß man deswegen den Bericht der Sage als grundlegend falsch hätte zu bezeichnen brauchen. Nur eines übersah, nach meiner Ansicht, Vajtti in seinem fast religiösen Eifer. Bevor wir auszogen, um nach den Gefangenen zu suchen, mußten wir wissen, wie gefährlich unsere Lage war. Infolge

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