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1172 - Die Macht des Kreuzes

1172 - Die Macht des Kreuzes

Titel: 1172 - Die Macht des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sie war diejenige, die sich um Emily kümmerte. Sie hat ihr in der Fremde trotzdem ein Stück Heimat gegeben. Als sie dann starb, war Emily unendlich traurig. Es gab Phasen, da hat sie geschrien und nur geweint. Sie verzweifelte an der Welt. Dann wiederum sackte sie in Phasen hinein, die unendlich traurig waren. Sie vergrub sich darin und war so gut wie nicht ansprechbar.«
    »Haben Sie versucht, Emily zu trösten?«, fragte Glenda.
    Winter schaute Glenda direkt an. »Nein oder ja. Ich habe versucht, mit ihr zu reden. Aber sie lehnte mich ab. Sie hat bis auf meine Mutter alle abgelehnt.« Er zuckte die Achseln. »Emily war schon ein sehr seltsames Geschöpf. Viele waren der Meinung, dass sie nicht in diese Welt hineinpasste.«
    »Haben Sie Emily deshalb in Dr. Fosters Obhut gegeben?«, erkundigte ich mich.
    Er lächelte schief. »Obhut ist gut. Ich wusste nicht mehr, was ich machen sollte. Die Kontrolle war weg, verstehen Sie? Meine Mutter war tot. Da hatte Emily freie Bahn. Ich weiß nicht, was sie meiner alten Dame alles erzählt hat, aber sie muss von ihr akzeptiert worden sein, was mir wiederum nicht leicht fiel. Was würden Sie denn sagen, wenn Ihnen jemand erklärt, dass er ein Engel ist?«
    Beide zuckten wir mit den Schultern. »Zumindest würden wir nicht fröhlich sein«, sagte Glenda.
    »Würden Sie ihr glauben?«
    »Nur schwer.«
    »Eben. Das war bei mir auch der Fall. Ich konnte ihr einfach nicht glauben. Ich halte mich wirklich nicht für dumm, das jedoch überstieg meinen Horizont. Da kam ich einfach nicht mit. Ich kenne keine Engel. Ich weiß nicht einmal, ob es sie gibt. Man hat davon gehört. Man spricht von Schutzengeln, das ist auch alles. Oder man sieht sie als Kitsch und Nippes irgendwo an den Wänden hängen. Das ist die einzige Beziehung, die ich zu den Engeln habe, und die ist nicht eben in tiefem Glauben verwurzelt.«
    »Wusste sie das?«
    Der Direktor nickte Glenda zu. »Und ob. Ich habe es ihr einige Male gesagt, wenn sie gerade eine Phase hatte, in der sie mit mir sprechen wollte.«
    »Wie reagierte sie?«
    »Sie hat mich gehasst. Und das hat sie mir auch gesagt.« Im Wagen war es warm, und Winter wischte Schweißtropfen von seiner Stirn. »Ich war ihr Hassobjekt, weil ich ja nicht so gehandelt habe wie meine Mutter. Ich konnte sie einfach nicht akzeptieren. Ihre Sprüche kamen bei mir nicht an. Sie waren für mich Unsinn. Das Erzählen von anderen Ebenen, die für sie bereit stehen. Welcher normale Mensch kann so etwas glauben? Ich jedenfalls nicht, und genau das habe ich ihr auch zu verstehen gegeben. Klar, dass sie mich hasste, weil Feuer und Wasser aufeinander trafen.«
    »Was geschah, als Sie Emily weggaben?«, fragte ich leise.
    »Es war ein Drama. Aber ich wusste mir nicht anders zu helfen. Emily war ein Fremdkörper hier bei uns. Sie hat alle Mitarbeiter verrückt gemacht. Ich kann Ihnen das nicht erklären, das würde zu weit führen. Aber Emily machte die Leute nervös, weil sie von einem zweiten Leben sprach. Sie redete von der Macht der Liebe und der Rache der Engel. Wer sie durch den Zirkus laufen sah, der wurde schon an die Jungfrau von Orleans erinnert. So kam sie sich vor. Eine Kämpferin oder Vorreiterin für das Besondere, das eintreffen würde. Ich konnte nicht viel dagegenhalten, und meine Mitarbeiter auch nicht. Sie haben sich nur angeschaut und waren verwundert. Aber wir konnten Emily auch nicht auf den Boden der Tatsachen herunterbringen. Das war uns leider nicht möglich. So gern wir es getan hätten.«
    »Gab es Schwierigkeiten bei der Aufnahme in die Klinik?«, erkundigte ich mich.
    »Nein, das wunderte mich ja. Ich hatte zuvor mit ihr gesprochen. Ich habe ihr noch einmal offen gelegt, wie die Probleme aussehen, die wir mit ihr haben. Ich habe sie auch gebeten, sich zu ändern und nicht immer so etwas zu erzählen. Ich baute ihr also eine Brücke, über die sie aber nicht ging. Sie blieb bei ihrer Meinung. Sie war davon überzeugt, ein Engel zu sein oder einer zu werden. Auch hatte sie den Tod meiner Mutter nicht verkraftet und machte mir sogar Vorwürfe, ihn indirekt verschuldet zu haben, was natürlich Unsinn ist, denn ich habe ihren Herzschlag nicht aufhalten können. Aber erklären Sie das mal einem derartig verbohrten Geschöpf.«
    »Das verstehe ich«, murmelte ich. »Musste Emily gefesselt werden, als sie in die Klinik gebracht wurde?«
    »Nein. Sie hat sich auch nicht gewehrt. Aber sie hat von Rache gesprochen.«
    »Nahmen Sie das ernst?«
    »Nicht genau.

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