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1174 - Blut für Ludmilla

1174 - Blut für Ludmilla

Titel: 1174 - Blut für Ludmilla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war, wurde ihm erst jetzt bewusst.
    Es war längst zu spät für ihn, etwas zu unternehmen. Mit dem Blut hatte ihn auch die Stärke verlassen. Sein Körper wurde von der Schwäche umfasst. Er nahm die Umgebung nicht mehr wahr.
    Schatten drangen auf ihn ein. Sie legten sich auf ihn, sie drückten sich in seinen Körper hinein.
    Sein Gehör funktionierte noch. Die Laute, die ihn erreichten, waren zugleich auch diejenigen, die ihn in das Reich der Schatten begleiteten.
    Er hörte das Schmatzen. Das Saugen. Das Schlürfen. Wie eine Klette hing das Maul der Blutsaugerin an seinem Hals. Ihre Arme drückten den Körper des Opfers so hart gegen den Boden, als wollten sie ihn regelrecht hineinpressen.
    Auch die Saug- und Schlürfgeräusche verschwanden. Der junge Mann rutschte hinein in eine Welt, aus der er zwar wieder zurückkehren würde, aber nicht mehr als normaler Mensch, sondern als Schattenwesen oder Untoter.
    Auch mit weit aufgerissenen Augen sah er nichts mehr. Zum Schluss hatte er das Gefühl, als wären fremde Hände dabei, ihn tiefer und immer tiefer zu zerren, hinein in die Welt, die ein Mensch normalerweise nie zu sehen bekam.
    Nur der Mond war Zeuge des unheimlichen Vorgangs. Ludmilla hatte zu lange darben müssen. Sie ließ nicht locker. Sie saugte ihren Spender bis auf den letzten Blutstropfen aus. Als das geschehen war, richtete sich die Untote auf. Der blutverschmierte Mund stand noch offen. Aus ihm drang ein sattes Geräusch. Mehr ein tiefes Stöhnen, vermischt mit einem wohligen Unterton.
    Sie stand mit einem Ruck auf.
    Da war die Kraft des fremden Blutes, das durch ihren Körper tobte. Sie fühlte sich nicht mehr schwach. Die lange Zeit im Sarg tief unter der Erde schien überhaupt nicht stattgefunden zu haben.
    Es war für sie wie ein Wunder, und allein für diesen Augenblick hatte sich die lange Zeit des Wartens gelohnt.
    Es war ihre Nacht, und sie schaute zu dem fahlen Mond hoch, vor den sich nun dünne Wolken geschoben hatten und ihn mehr wie einen Schwamm aussehen ließen.
    Sie war ihm dankbar. Sie liebte ihn. Der Mond hatte ihr noch den letzten Kick gegeben.
    Mit dem rechten Handrücken wischte sie über ihre Lippen. Dann leckte sie das Blut von der Haut weg, und in ihren Augen lag die Gier nach mehr.
    Ja, sie würde sich immer wieder das Blut der Menschen holen. Nachts würde sie ihr Versteck verlassen und auf Beutefang gehen. Und bald nicht mehr allein.
    Sie würde Brüder und Schwestern bekommen, die mit ihr zusammen auf Beutefang gingen. In diesem Tal würden sich die Vampire wohlfühlen wie in einem eigenen Land, das ausschließlich für sie geschaffen worden war. Ihr erstes Opfer lag zu ihren Füßen. Schlaff, ausgesaugt und völlig blutleer.
    Ludmilla bückte sich. Mit beiden Händen hob sie den Körper an. Bis zum Ufer des Löschteichs waren es nur ein paar Schritte. Am Rand blieb sie kurz stehen und gab dem Körper einen Stoß.
    Der Nackte kippte nach vorn. Dann gab es nichts mehr, was ihn noch aufhalten konnte. Er rutschte an der glatten Steinseite nach unten und tauchte wenig später in die grünlich schimmernde Brühe, die ihn zunächst verschluckte. Er trieb ab, denn als er wieder auftauchte, wobei er auf dem Rücken lag und sich sein bleiches Gesicht von der Oberfläche abhob, da befand er sich einige Meter vom Ufer entfernt.
    Ludmilla wusste auch, dass Wasser für einen Vampir gefährlich werden konnte. Allerdings nur fließendes, und dieses hier floss nicht. Irgendwann würde er es schaffen, den Teich zu verlassen und als anderer ins Dorf und zu den Menschen zurückkehren.
    Auch die Untote machte sich auf den Rückweg.
    Ihr Versteck brauchte sie nicht mehr neu zu suchen. Das große Rohr war für sie ideal. So leicht würde niemand auf die Idee kommen und dort nach ihr suchen.
    Aber sie hatte eine perfekte Basis, um von ihr aus die Blut-Raubzüge durchzuführen.
    Eine Heilige sollte sie sein!
    Es war herrlich, so etwas zu hören. Die Menschen waren noch immer so naiv und für sie deshalb eine leichte Beute…
    ***
    Radu hatte mir etwas von einer alten Kapelle erzählt. Das fiel mir wieder ein, und ich erkundigte mich danach.
    Der Pope nickte. Er hatte noch einen zweiten Birnenbrand zu sich genommen und stieß leicht auf, wobei er sein Gesicht verzog. »Ja, die gibt es.«
    »Wo?«
    Wir hatten inzwischen das Haus verlassen und standen vor der Tür. Obwohl sich der Nachmittag seinem Ende entgegenneigte, war es noch immer so verflucht warm. Da bewegte sich kein Lüftchen, und mir war

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