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1174 - Blut für Ludmilla

1174 - Blut für Ludmilla

Titel: 1174 - Blut für Ludmilla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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das Eingangsloch nicht zu sehen. Erst später, als die Sonne schien, sah sie es als einen schwachen Kreis. Wenn sie darüber nachdachte, was sich in der normalen Welt außerhalb der Dunkelheit abspielte, überkam sie das große Frösteln.
    Ihre Welt war die Nacht, und genau die wollte sie für ihre Ausflüge nutzen.
    Ludmilla verfiel in Agonie. Sie ließ den Tag verstreichen. Sie wartete auf die Dunkelheit. Es machte ihr nichts aus, in der Röhre zu hocken, so etwas war sie gewohnt. Zu lange hatte sie sich in der Tiefe der Erde aufgehalten, und so glitt sie in einen Zustand der Ruhe und Lethargie hinein.
    Bis die Dunkelheit den Tag vertrieben hatte. Da merkte sie das Zurückkehren ihrer Kraft, aber auch die Gier nach Blut stieg an. Lange konnte sie es nicht mehr aushalten. Irgendwann in der nächsten Zeit musste sie sich den Lebenssaft der Menschen einfach holen, sonst würde sie eingehen. Sie hätte an sich selbst gezweifelt, ob sie es überhaupt noch schaffte, das Blut eines Menschen zu trinken, da der letzte Biss so lange zurücklag.
    Ludmilla kroch aus der Röhre in eine andere dunkle Welt hinein. Zuvor hatte sie in einem dunklen Gefängnis gesessen. Auch die Nacht war dunkel, doch sie brachte eine andere Dunkelheit mit. Es war nicht stockfinster, und die Nacht war voller Gerüche und auch Geräusche, die nur an ihre speziell geschärften Sinne drangen.
    Ludmilla hatte den Weg zur Röhre hin noch in Erinnerung. So wusste sie auch, wie sie wieder zurückkehren musste, um in das Dorf zu den Menschen zu gelangen. Und sie erinnerte sich daran, dass sie ein Gewässer passiert hatte. Ein kleiner Teich, ein See. Ein Gewässer, dessen Ufer bewachsen war. Die Oberfläche des Wassers war grün gewesen, und es hatte sich keine Welle auf ihr gekräuselt.
    Mit noch leicht unsicheren Schritten ging sie den Hang hinab. Sie warf keinen Schatten. Der Mond sah noch recht voll aus, obwohl er sich in einer abnehmenden Phase befand. Es war das einzige Licht in der Nähe, und es war genau das Licht, das sie mochte.
    Ludmilla Marek sah noch immer so aus wie in der Erde liegend. Über den nackten Körper hatte sie das graue Gewand gestreift. Ketten aus Metall hingen um ihre Handgelenke, Perlen am Hals. Die dunklen Haare schwangen bei jedem Schritt auf und nieder. Das Gesicht hatte kaum etwas von der Schönheit verloren. Die lange Zeit im Grab hatte ihr nicht viel anhaben können. Möglicherweise sah sie etwas ausgezehrt aus, aber das würde sich ändern.
    Der Mond gab ihr Kraft. Sie liebte sein Licht und damit auch seine Stärke. Es war für sie so wunderbar, die Freiheit zu genießen, und wenn jetzt das Blut der Menschen hinzukam, dann war ihre neue Welt wirklich perfekt.
    Sie lief querfeldein. Es gab hier keine Wege. Nur das trockene Gras, durch das die nackten Füße schleiften.
    Ludmilla schaute nicht nur stur nach vorn. Immer wieder drehte sie den Kopf. Sie wollte alles so gut wie möglich überblicken. Ihre Sinne waren so hellwach wie selten nicht mehr. Gerüche, Geräusche, sie saugte alles in sich auf. Sie hörte das Fiepen der Mäuse, sie nahm auch den Geruch ihres Blutes in sich auf. Sie spürte, dass auch die Wölfe, die nahen Verwandten, nicht mehr fern waren. In den tiefen Wäldern hielten sie sich verborgen, um irgendwann in den sehr kalten Wintern aus ihren Verstecken zu kommen, um auch menschliche Beute zu reißen. Für sie war die Nacht wie ein Tag für den Menschen, und seinen Geruch erlebte Ludmilla besonders intensiv.
    Er war plötzlich da!
    Und ebenso plötzlich blieb sie stehen, wobei es ihr egal war, welche Stelle sie sich ausgesucht hatte.
    Es gab einen Weg, der zum Dorf hinführte. Den hatte die Blutsaugerin noch nicht erreicht. Wenn sie den Kopf nach rechts drehte, dann ahnte sie die Umrisse der Häuser mehr als dass sie sie sah. Der Turm der Kirche ragte wie ein Schatten in die Höhe. Zwei, drei Lichter glommen zwischen den Häusern wie ferne Gestirne. Dort schliefen die Menschen. Viele träumten von einer Heiligen, die in ihren Ort gekommen war. Alle Körper steckten voller Blut und waren für sie die ideale Beute.
    Aber - dorthin brauchte sie nicht. Als untotes, jedoch äußerst sensibles Wesen nahm sie den Geruch nach Mensch und Blut wahr. Sie saugte ihn durch die Nasenlöcher ein, und sie stellte schon beim ersten Test fest, dass dieser Geruch nicht vom Dorf her in ihre Richtung wehte. Er war näher, viel näher…
    Ludmilla drehte den Kopf nach links. Eine graue Zungenspitze war aus dem Mund gedrungen und

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