1174 - Blut für Ludmilla
Sie denn?«
»Wir müssen immer mit allem rechnen. Auch damit, dass sie schon Menschen leer gesaugt hat.«
Der Pope bekam eine Gänsehaut. Ich hörte ihn auch leise stöhnen, und er schüttelte den Kopf wie jemand, der alles nicht fassen konnte, was ihm die Wirklichkeit brachte.
Uns allerdings brachte es nichts mehr, wenn wir uns noch länger hier auf dem flachen Hügel aufhielten. Ich überließ es Radu, in meiner Nähe zu bleiben.
Als er meinen Vorschlag gehört hatte, schüttelte er den Kopf. »Was denken Sie denn, John? Natürlich werde ich bei Ihnen bleiben. Ich will einfach erleben, wie sie vernichtet wird. Verstehen Sie? Nur dann kann ich wieder ruhig schlafen. Und wenn es noch andere Vampire gibt, dann will ich sie auch vernichtet sehen. Es soll wieder Ruhe in den Ort einkehren. Ich will, dass die Menschen nicht mehr in Angst leben, und ich denke auch, dass sie mittlerweile anfangen, nachzudenken. Wie auch Ivo und Daniel. Ich bin nicht einmal so sauer auf sie. Die beiden waren hilflos. Sie haben sich einfach nicht zu helfen gewusst. Das ist verzeihlich.«
»Wenn Sie das so sehen, ist das sehr nobel von Ihnen.«
»Aber nicht verkehrt - oder?«
»Nein, das nicht.«
Wir hatten uns auf den Weg nach unten unterhalten. Der Wagen stand noch immer an der gleichen Stelle, aber wir waren nicht mehr die einzigen Menschen in der Nähe.
Ich hatte sie von der Kapelle aus schon am Ufer des Löschteichs gesehen. Jetzt sah ich sie deutlicher. Es waren vier Männer. Zwei von ihnen kannte ich. Ivo Lasic und Daniel Vuccu. Sie gingen neben einem müden Pferd her, das eine Karre zog. Die beiden anderen Männer hielten sich rechts und links der Karre auf.
Wir standen in der Mitte des staubigen Wegs, den auch sie nehmen mussten. Und wir trafen keine Anstalten, zur Seite zu gehen, auch als sie in unsere Nähe gerieten. So mussten sie stoppen oder um uns herumlaufen.
Ivo griff dem Pferd in die Zügel. Das Tier stoppte. Auch die Männer gingen nicht mehr weiter.
Ich sprach nicht mit ihnen, denn mich interessierte etwas ganz anderes. Auf der Ladefläche der Karre lag jemand. Wer es war, sah ich nicht, man hatte eine Plane über den Körper ausgebreitet, die vom Kopf bis zu den Füßen reichte.
Die zwei Männer an den Seiten der Karre beobachteten mich voller Misstrauen, sagten aber kein Wort, und auch ich hielt mich zurück. Dafür redete Radu.
Als er die Fragen stellte, waren es Ivo und Daniel, die ihm Antworten gaben. Ich konnte mir denken, worüber sie sprachen, doch ich verstand nur wenig.
Ich drehte mich wieder um und schlenderte langsam auf meinen neuen Freund zu.
Diesmal war es umgekehrt. Da hatte er das Sagen und nicht die beiden Männer. Sie standen ziemlich bedröppelt da und starrten auf ihre Fußspitzen.
Als mich Radu kommen sah, nickte er mir zu. Seine Augen leuchteten, als hätte er soeben eine bestimmte Wahrheit erfahren.
»Was ist passiert?«
»Sie haben einen Toten aus dem Löschteich gezogen.«
»Stammte er aus dem Dorf?«
»Ja. Ein junger Mann. Er wurde schon seit vorgestern vermisst. Wahrscheinlich hat er länger als einen Tag und eine Nacht in der Brühe gelegen. Es war auch ein Zufall, dass er entdeckt wurde, aber jetzt haben sie ihn.«
»Und? Was meint man dazu?«
»Man spricht von einem Unfall. Er wollte baden und hat sich überschätzt. Dabei ist er ertrunken. Aber Petar konnte schwimmen.«
»Bitte, wie heißt er?«
»Petar. War gerade mal zwanzig Jahre alt.«
Ich verzog meine Mundwinkel und stellte die nächste Frage: »Glaubst du, dass er ertrunken ist?«
»Ich weiß nicht, was ich glauben soll, John. Die beiden hier behaupten es zumindest. Und die anderen sind auch der Meinung. Alle vier haben den Sarg getragen.«
Ich schaute mir Ivo und Daniel genauer an. Nichts war mehr von ihrer Forschheit und Aggressivität zu sehen. Sie standen da wie zwei Typen, denen die Suppe versalzen worden war. Beide starrten zu Boden, damit sie jedem Blick ausweichen konnten.
Ich hatte keine Fragen an sie, aber ich wollte mir den Toten genauer anschauen. Das erklärte ich Radu, der meine Worte übersetzte. Die Männer sagten nichts dazu. Für mich ein Beweis, dass sie mich gewähren lassen wollten.
Radu begleitete mich bis an den Karren. Wir wurden beobachtet, was uns nicht weiter störte. Noch traute sich keiner von uns, die Pläne zur Seite zu ziehen. Ich wollte es übernehmen und damit am Kopf beginnen. Doch es passierte etwas anderes.
Der Pope besaß noch immer das Vampirpendel. Weiter oben hatte
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