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1176 - Der unheimliche Leichenwagen

1176 - Der unheimliche Leichenwagen

Titel: 1176 - Der unheimliche Leichenwagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auch wir hier einen Friedhof, aber der ist längst wie soll ich sagen? - stillgelegt worden. Wer hier stirbt, wird in der größeren Ortschaft zu Grabe getragen.«
    »Und Sie sorgen für den Transport!«
    »Ja, ich besitze einen Leichenwagen. Ansonsten lebe ich besser von meinen Schreinerarbeiten. Hier stirbt man nicht so oft wie in London:« Er wollte über seinen eigenen Witz lachen, brachte aber nur ein dünnes Krächzen hervor. »Ich habe auch Kunden in der Großstadt. Ich bin preiswerter und von der Qualität und dem Anspruch her auf keinen Fall schlechter.«
    Suko schaute mich an. Ich kannte ihn lange genug, um zu wissen, dass dieser Leichenonkel ihn nicht überzeugt hatte. Mich ebenfalls nicht. Er war mir einfach zu glatt gewesen. Es war mir vorgekommen, als hätte er seine Antworten schon auswendig gelernt, weil er im Voraus bereits die Fragen kannte.
    Ich lächelte ihn über den niedrigen viereckigen Tisch hinweg an. »Da kann man wohl nichts machen, Mr. Rossiter. Vielen Dank, dass Sie sich für uns Zeit genommen haben.«
    »Ich bitte Sie, meine Herren.« Wieder sprach er sehr überzeugend unecht. »Das ist doch selbstverständlich. Schließlich muss man die Polizei unterstützen, wo immer man kann.«
    »Das ist der Punkt«, erwiderte ich und lächelte ebenfalls. »Leider denken einige Ihrer Kunden nicht so wie Sie. Kann ja sein, dass es mal auf sie abfärbt.«
    Er wusste sofort, auf was ich hinauswollte. »Ich habe mit der Mafia nichts zu tun. Ich kenne sie nur vom Namen her. Für mich waren es normale Kunden.«
    »Ja, das sagten Sie schon. Trotzdem können sich die Leichen ja nicht in Luft aufgelöst haben.«
    »Ich bin überfragt, Mr. Sinclair.«
    Das glaubte ich ihm zwar nicht, aber ich behielt es für mich. Wenn Victor Rossiter überfragt war, wollte ich ab der nächsten Wochen nur noch Streifendienst schieben. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass er geschauspielert hatte. In seinem Job musste man eben ein guter Schauspieler sein.
    Die Frau mit den grauen Haaren saß wieder hinter ihrem Schreibtisch. »Bitte, Ellen, bring die Herren noch hinaus.«
    »Nein, nein, das ist nicht nötig«, meldete ich mich. »Arbeiten Sie ruhig weiter.«
    »Wie Sie möchten.« Sie senkte den Kopf, doch ich sah, dass sie uns aus dem Augenwinkel hervor beobachtete. Das nahm ich zur Kenntnis, ohne etwas zu sagen. Der Anrede nach war sie mit dem Chef sehr vertraut. Möglicherweise wusste sie auch einiges. Ihren Namen hatte ich mir eingeprägt.
    Wir ließen die Stätte der kühlen Luft und des Tränengeruchs wieder hinter uns. Beide waren wir ziemlich frustriert, das sah man unseren Gesichtern an.
    Der Wagen stand noch an der Schreinerei. Wir sorgten dafür, dass wir so schnell wie möglich aus dem Dunstkreis des Geschäfts verschwanden, und sprachen erst, als wir den Rover wieder erreicht hatten.
    »Der weiß einiges!«, sagte Suko.
    »Richtig. Aber was hilft uns das?«
    »Im Moment nichts.«
    »Hast du denn eine Idee?«
    Suko wiegte den Kopf. »Keine richtige, aber mir geht diese grauhaarige Frau nicht aus dem Kopf. Vielleicht sollten wir uns mal um sie kümmern.«
    »Offiziell?«
    »Bestimmt nicht.«
    »Kennst du ihren Namen?«
    Suko hatte sicherlich vor, eine Antwort zu geben, doch dazu ließ ihn mein Handy nicht kommen. Es meldete sich mit dem weichen Piepton, und ich holte es aus der Tasche.
    Sir James, unser Chef, wollte mich sprechen. »Haben Sie schon eine Spur, John?«
    »Leider nein.«
    »Aber ich!«
    »Was? Wieso denn?« Ich war überrascht und folgte Sir James' Rat, einfach nur zuzuhören…
    ***
    Rio Redcliff hätte nicht gedacht, dass ihn der Anblick eines Oldtimers mal so hätte faszinieren können. Dieser alte und sorgfältig renovierte Wagen war für ihn ein Kunstwerk. Da störte ihn auch der Sarg nicht. Er war einfach wunderbar. Bei jedem Anfassen hatte er den Eindruck, den Atem der Vergangenheit zu erleben.
    Er hatte seine Umgebung vergessen. Er dachte auch nicht daran, dass dieser Wagen gefahren worden war und dass der Fahrer sich noch hier aufhalten konnte.
    Das Polster war weich. Aber nicht zu weich. Das Lenkrad herausgeputzt. Nur die Sitze im Fond fehlten. Dafür war Platz für den Sarg geschaffen worden.
    Eine dunkle Totenkiste. Schwarz wie das Gefieder eines Raben. Er stand auf einem Klotz und ragte mit beiden Seiten darüber hinweg. Mit scharfen Blicken und gerunzelter Stirn schaute sich der Mann den Sarg aus der Nähe an. Es tauchten natürlich viele Fragen auf, denen er sich allerdings nicht

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