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1177 - Der Weg in die Unterwelt

1177 - Der Weg in die Unterwelt

Titel: 1177 - Der Weg in die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hinter die Ohren gekämmt.
    Nachdem wir uns vorgestellt und die beiden sich gesetzt hatten, bestellte Bill noch Wasser und unterhielt sich auch mit Claudia Ross, um die Verlegenheit zu überbrücken.
    Ich wurde von Melody Turner angeschaut.
    Sie saß auf ihrem Stuhl, ohne sich zu bewegen. Dabei stand ich unter ihrer Beobachtung. Ich hätte gern gewusst, welche Gedanken hinter ihrer Stirn abliefen, aber den Gefallen tat sie mir nicht. Sie sagte nichts und nagte nur hin und wieder an ihrer Unterlippe.
    »Da bin ich aber froh, dass Sie Ihren Freund mitgebracht haben, Mr. Conolly.«
    »Bei dem Wetter ist er gern gekommen. Hier sitzt es sich auch anders als im Büro.«
    »Das stimmt.«
    Ich mischte mich ein. »Darf ich denn fragen, um was es eigentlich geht, Mrs. Ross?«
    »Natürlich.« Da mittlerweile die Getränke gebracht worden waren, nahm sie einen Schluck. »Es geht im Prinzip darum, und das ist neu, dass Melodys Mutter Grace verschwunden ist. Am gestrigen Abend ist sie verschwunden und bisher nicht zurückgekehrt.« Sie sah, dass ich etwas sagen wollte, sprach aber schnell weiter, um mich nicht zu Wort kommen zu lassen. »Sie werden sagen, dass so etwas nicht ungewöhnlich ist. Es tauchen immer wieder Menschen ab, aber in diesem Fall ist das etwas anderes. Das hat sie nie getan. Vor allen Dingen ging sie weg, ohne ihre Tochter zu informieren. Wenn sie fortging, gab sie bisher zumindest immer ein Ziel an. So müssen wir davon ausgehen, dass ihr möglicherweise etwas passiert ist.«
    »Sie sind sehr pessimistisch.«
    »Das muss ich sein.«
    »Warum?«
    Claudia Ross warf einen Blick auf ihre Schülerin, bevor sie mit leiser Stimme fortfuhr. »Es geht auch um sie, Mr. Sinclair. Oder im Prinzip um sie.«
    »Was hat sie erlebt?«, fragte ich.
    »Sie träumt. Oder sie hat geträumt. Für mich sind es Albträume gewesen und erst recht für sie. Denn ich bin ihre Lehrerin und ich habe sie in der Schule recht verstört erlebt. Sie war durcheinander, konnte dem Unterricht nicht folgen, und erst als ich sie näher und sehr intensiv befragte, da rückte sie mit der Sprache heraus.«
    »Was waren das für Träume?«
    Die Lehrerin senkte jetzt ihre Stimme. »Es ging um Skelette, Mr. Sinclair. Aber nicht um normale, sondern um Skelette, die noch lebten. Die sich wie Menschen bewegen konnten. Stellen Sie sich das mal vor. Sie sah sie in einer düsteren Umgebung. Sie umstanden einen See. Sie fuhren darauf mit einem Boot. Sie waren in einer Hütte am See, und sie fuhren in den Nebel hinein.«
    Ich schaute auf mein Glas, damit Claudia Ross nicht sehen konnte, dass mich ihre Worte nicht eben stark überzeugt hatten. Diese Träume waren meines Erachtens für junge Menschen in Melodys Alter nichts Außergewöhnliches. Wer die Pubertät erlebte, wurde manchmal von ihnen gequält.
    Die Frau hatte mich trotzdem durchschaut. »Sie glauben mir nicht so richtig und sind skeptisch.«
    »Ja.«
    Mrs. Ross lächelte. »Das habe ich mir gedacht. Das kann ich Ihnen auch nicht verübeln. Ich habe ja selbst so gedacht. Aber die Träume haben Melodys Leben auch tagsüber beeinflusst. Sie war nicht mehr bei der Sache und konnte dem Unterricht kaum folgen. Sie war unkonzentriert, fahrig. Sie sprach mit sich selbst und erwähnte immer die lebenden Skelette.«
    »Haben Sie mit Ihrer Mutter darüber gesprochen?«, erkundigte ich mich.
    »Das hatte ich vor. Aber Grace Turner ist plötzlich verschwunden, und Melody ist davon überzeugt, dass sie von diesen verdammten Skeletten geholt wurde.«
    »Überzeugt?«
    »Ja, Mr. Sinclair. Sie hat so etwas auch in ihrem letzten Traum in der vergangenen Nacht erlebt. Ich weiß auch nicht genau, was mit Melody los ist. Ich kann nur sagen, dass sie auf bestimmte Vorgänge sensibler reagiert als andere.«
    »Das ist menschlich.«
    »Ich sehe das sehr düster.«
    »Haben Sie Angst um Mrs. Turner?«, fragte Bill.
    »Inzwischen schon. Sie war immer eine sehr verantwortungsvolle Mutter. Grundlos bleibt sie nicht weg. Hinzu kam noch Melodys Traum. Da wird man nachdenklich.«
    »Was genau träumte sie denn?«
    »Dass ihre Mutter von den lebenden Skeletten entführt wurde. Aber fragen Sie Melody am besten selbst, Mr. Sinclair.«
    Das hatte ich auch vor. Um sie anschauen zu können, musste ich mich ein wenig nach links drehen.
    Melody saß da, ohne etwas zu sagen. Sie schaute ins Leere. Ihre Gedanken schienen sich mit ganz anderen Dingen zu beschäftigen. Die Hände hatte sie auf den Tisch gelegt. Hin und wieder zuckten die

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