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1177 - Der Weg in die Unterwelt

1177 - Der Weg in die Unterwelt

Titel: 1177 - Der Weg in die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht, sodass sie mehr Ähnlichkeit mit einer Mauer aufwies.
    Das Boot schaukelte. Das Wasser gluckerte und klatschte gegen die Bordwand. Geheimnisvolle Geräusche, die, obwohl sie normal waren, für Grace nicht so klangen. Ihrer Ansicht nach musste sich in der Tiefe des Sees etwas Unheimliches abspielen. Wilde Vermutungen schossen ihr durch den Kopf. Sie konnte sich vorstellen, dass die Skelette aus dem Wasser gekommen waren, in denen sie zuvor über Hunderte von Jahren allmählich vermodert waren.
    Alles war möglich in dieser Nacht, die einem nie abreißenden Albtraum glich.
    Das mit Skeletten besetzte Boot glitt durch das Wasser. Es hatte jetzt Fahrt aufgenommen und rollte direkt auf die verdammte Nebelwand zu.
    Keiner konnte sagen, was hinter ihr lag oder ob es überhaupt eine Rückseite gab. In der Nebelwand konnte sich auch eine unheimliche Schattenwelt verbergen, in der völlig andere Gesetze herrschten als in der normalen.
    Grace hatte unter den Albträumen ihrer Tochter gelitten, die immer intensiver geworden waren. Und damit realitätsnaher. Es war eigentlich verrückt, aber Grace hatte Melody geglaubt. Andere Mütter hätten nur den Kopf geschüttelt oder gelacht, aber sie war sehr auf ihre Tochter fixiert, was nicht ausblieb, wenn man alleinerziehend war, und so hatte sie genau zugehört.
    Wie deutlich Melodys Beschreibungen doch gewesen waren! So deutlich, dass Grace schließlich den Entschluss gefasst hatte, den See zu suchen.
    Sie hatte ihn gefunden!
    Den See, die Hütte, auch den Steg, und sie hatte auch die schrecklichen Skelette erlebt, an die sie zuvor nicht so recht hatte glauben können, weil so etwas überhaupt nicht zu erklären war.
    Nun aber war sie damit konfrontiert worden. Und zwar mit allem, was dazugehörte.
    Die Träume ihrer Tochter stimmten. Aber jetzt steckte nicht Melody in der Falle, sondern sie.
    Die knochigen Hände der -Ruderer zogen die Paddel noch kräftiger durch. Das Boot erhielt mehr Fahrt, und die rätselhafte Nebelwand rückte immer näher.
    Schwerfällig glitt das Boot weiter. Es tauchte immer wieder mit dem Bug in das dunkle Wasser. An der Spitze malte sich ein heller Bart aus Schaum ab. Das Licht umtanzte sie mit seinen harten Splittern und wurde bereits an der Nebelwand abgemalt, so nahe waren sie dem Gebilde schon gekommen.
    Es gab keinen Stopp!
    Sie glitten hinein!
    Grace Turner hatte das Gefühl, von einer eisigen Schicht erwischt zu werden. Sie war von einer Kälte, die Grace nicht kannte. Sie hatte daran gedacht, die kühle Feuchtigkeit eines normalen Nebels zu erleben, das war hier nicht der Fall. Die Kälte blieb einfach nur trocken. Sie biss sich regelrecht auf ihrer Haut fest, und das Licht um sie herum wurde diffus, als stünde es kurz vor seiner Auflösung.
    Wenige Augenblicke später hatte der Nebel das Boot samt Inhalt verschluckt…
    ***
    Die Worte des Kindes hatten uns drei Erwachsenen geschockt. Betroffen schauten wir Melody an.
    Claudia Ross brach das Schweigen und wandte sich an das Mädchen. Sie legte Melody eine Hand auf die Schulter.
    »Bitte, Melody, so etwas darfst du nicht sagen.«
    »Warum denn nicht?«
    »Es ist nicht gut für dich.«
    Melody zog die Nase hoch. »Aber wenn es doch stimmt!«, fuhr sie mit leiser Stimme fort.
    Claudia beugte sich zu ihr hin. »Das ist nicht sicher, Kind. Das nimmst du nur an.«
    Bill und ich hielten uns zurück. Wir waren für Melody Fremde. Vertrauen konnte sie nur der Lehrerin entgegenbringen. Da wir ein wenig abseits saßen, störte uns auch der Betrieb im Biergarten nicht. Er hatte in der letzten halben Stunde zugenommen. Mitarbeiter aus den Büros strömten in den Garten. Man sah ihnen an, dass sie am liebsten auf ihren Stühlen sitzen geblieben wären, aber sie mussten schließlich zurück zur Arbeit.
    Niemand beobachtete uns. Niemand störte sich an uns, und auch die Bedienung brauchten wir nicht mehr.
    »Nun?« fragte die Lehrerin mit sanfter Stimme. »Hast du es dir noch mal überlegt?«
    »Sie ist in der Nacht gegangen, und ich habe von ihr geträumt. Ich habe sie auf dem Boot gesehen. Da liegt die Zeichnung. Da auf dem Tisch. Ich weiß es genau…«
    »Du kannst dich auch geirrt haben. Nicht jeder Traum entspricht der Wahrheit.«
    »Dieser schon.« Das Mädchen blieb hart. »Und meine anderen Träume sind auch wahr gewesen.«
    »Woher weißt du das denn?«
    »Es gibt alles so, wie ich es gesehen habe. Den See, auch das Haus dort. Und die Skelette.«
    Claudia Ross war überfragt. Sie lehnte sich

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