1177 - Der Weg in die Unterwelt
anderen geworden oder zu dem zurückgekehrt, was er mal war.«
»Nein, das Skelett…«
Ich ließ sie nicht ausreden. »Das Böse steckt in ihm. Er verlangt nach Rache. Seine eigene Tochter hat seine Pläne durchkreuzt. Einer wie er nimmt das nicht hin…«
Jetzt unterbrach mich Grace Turner. »Bitte, Derek, sag doch was. Bitte!«
Er schüttelte den Kopf. Er drehte sich dabei, und wie er seine Tochter anschaute, hinterließ bei mir einen Schauder. Ich musste ihn stoppen bevor es zu spät war.
Urplötzlich löste sich der Schrei aus seinem Mund. Er hörte sich furchtbar an, aber er ließ ihn nicht ausklingen, sondern warf sich auf der Stelle herum.
Jetzt war Melody nicht mehr sein Ziel, sondern ich. Irgendwie hatte ich mich schon darauf eingestellt, aber es kam dennoch zu plötzlich. Hinzu kam, dass Turner kein Weichei war. Er war verdammt kräftig und schlug mit beiden Armen zugleich zu. Die Hände hatte er dabei zusammengelegt.
Der Treffer hätte mich im Gesicht erwischt, doch ebenso rasch hatte ich die Hände oben. Ich nahm ihm einen Großteil der Wucht. Zwar schlugen meine eigenen Hände noch gegen das Gesicht, doch das ließ sich verschmerzen.
Der Fall leider nicht. Wir standen im Wasser, rutschten weg und sanken plötzlich wieder ein.
Schnell wie ein Hai war Turner über mir. Er hatte es nicht darauf abgesehen, mich zu ertränken. Er wollte an meine Waffe heran, und sein schwerer Körper drückte mich zurück in den Schlamm. Seine Hand war schnell, zu schnell. Bevor ich an die Beretta kam, hatte er sie mir bereits entrissen.
Der Schatten verschwand, als Turner in die Höhe schnellte. Ich hatte Wasser geschluckt und wollte nicht noch mehr davon in den Mund bekommen.
So schnell wie möglich tauchte ich auf.
Das Wasser rann mir noch über das Gesicht, als ich Turners widerliches Lachen hörte. Das konnte er sich erlauben, denn er befand sich in der für ihn perfekten Lage.
Meine Beretta hielt er mit beiden Händen fest. Er zielte damit schräg nach unten, genau auf den Kopf seiner Tochter…
***
Es stand Mordlust in seinen Augen. Er hasste Melody. Sie hatte seine Plane zerstört. Ob mit oder ohne Absicht, das war ihm egal.
Melody schaute ihn an. Ihre Augen waren groß geworden. Selbst in der Dunkelheit konnte ich alles genau sehen. Sogar das Weiße darin.
Sie konnte es nicht fassen. Sie begriff nicht, dass ein Vater so etwas vorhatte.
»Nein, Dad, nein…«
»Doch, mein Täubchen. Ich bin kein Mensch. Ich habe nur so getan, verstehst du? Ich muss Luzifer gehorchen. Er ist mein Gott. Und der will Beweise dafür haben, dass ich auf seiner Seite stehe.«
»Es reicht, Turner!«, flüsterte ich. »Tun Sie mir einen Gefallen, nehmen Sie mich!«
»Dich?« Er schüttelte sich einen Moment vor Lachen. »Ja, ich werde auch dich nehmen, das verspreche ich dir. Aber erst ist diese Kleine hier an der Reihe!«
»Nein! Nein! Nein!« Jetzt hatte auch Grace begriffen, welches Schicksal ihnen bevorstand. »Das lasse ich nicht zu, verdammt noch mal! Das kannst du nicht tun!«
Sie war mutig. Sie wollte sich vor ihre Tochter stellen. Ich war zu weit weg, um Turner mit einem Sprung erreichen zu können. Er richtete die Mündung der Waffe jetzt auf seine Frau.
Ich reagierte mit einer Verzweiflungstat, während Grace auf den Schuss wartete. Mit einer Hand schlug ich schräg gegen das Wasser. So schleuderte ich Turner eine Ladung entgegen.
Das lenkte ihn für einen Moment ab. Er fluchte, und ich sprang ihn an.
»Zur Hölle, Sinclair!«
Dann fiel der Schuss!
***
Ich wartete auf den Einschlag. Ich wusste nicht, wohin er gezielt hatte, aber ich spürte keinen Schmerz, erhielt keinen Schlag und wurde auch nicht zurückgeworfen.
Niemand stoppte meinen Sprung nach vorn. Es sei denn, ich selbst, denn auf dem Schlammboden rutschte ich aus, und mein vorgestreckter rechter Arm schlug in das Wasser, wobei ich Turner fast noch erwischt hätte.
Er stand im Wasser, als wären seine Füße auf dem Grund festgeleimt worden. Es war eine ungewöhnlich steife Haltung. Erst als ich mich wieder aufrichtete, sah ich den Grund.
Eine Kugel hatte ihn getroffen.
Mitten in den Kopf.
Kurz oberhalb der Nase und in der Stirn sah ich das Loch, aus dem ein dünner Blutfaden sickerte. Er war tot und stand seltsamerweise trotzdem noch. Meine Beretta hielt er ebenfalls fest, aber jetzt wies die Mündung nach unten ins Leere.
Ich ging auf ihn zu. Dabei passierte ich Grace und Melody Turner. Die Mutter hatte ihre Tochter fest an sich
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