1179 - Vorhof des Loolandre
vor ihm verbarg.
Somit lagen nun bereits 15 rote Karten auf dem Tisch. Gryden-Holmes aber hatte seine drei Karten noch nicht abgegeben. Jeder in der Runde glaubte, daß er die Abstimmung gewonnen hatte. Nur noch seine Karten und die Palk-Palms fehlten, ausgerechnet diejenigen der beiden Kontrahenten.
Da erhob sich Gryden-Holmes zur Überraschung aller und hielt drei blaue Karten in die Höhe. Er trat an den Tisch heran und legte sie hin. Bisher waren neun blaue Karten gefallen. Nun waren es zwölf.
Ein Raunen ging durch den Saal.
„Ich habe es dir gleich gesagt", flüsterte der Clanskern Tovo-Hastib einem anderen Clanskern zu. „Gryden-Holmes ist nicht der machthungrige Bursche für den ihr ihn alle haltet. Er selbst hat für Palk-Palm entschieden, der offenbar sein Glück noch nicht zu fassen weiß. Mit fünfzehn Stimmen hat Palk-Palm gewonnen. Fünfzehn, das wäre Stimmengleichheit. Genug für ihn!"
Palk-Palm ging nach vorn. Mit hochmütiger Geste ließ er zwei blaue Karten auf den Tisch fallen, drehte sich dann um und winkte Palo-Tryk, seinen Schützling zu sich heran.
Palo-Tryk fühlte den Schlag seines Herzens bis in den Hals hinauf. Erst jetzt erkannte er den wahren Umfang der Intrige, in die ihn Gryden-Holmes verstrickt hatte. Gryden-Holmes konnte ihn mühelos vernichten. Er brauchte nur etwas von der Traumdroge zu sagen, um ihn bis an sein Lebensende bis auf die niedrigste soziale Stufe hinabzuschleudern.
Palo-Tryk ging nach vorn. Er bewegte sich unsicher voran. Er fürchtete zu stolpern und sich vor dem Hohen Hause zu blamieren. Krampfhaft hielt er die Karte fest, die er noch unter der Kleidung verbarg. Er zog sie erst heraus, als er den Tisch erreicht hatte.
Ich muß es tun! sagte er sich. Wenn Palk-Palm mich verstößt, wird Gryden-Holmes mich aufnehmen. Ich muß es tun. Es geht nicht anders.
Er ließ die Karte auf den Tisch fallen. Es war eine rote Karte.
Palk-Palm schrie entsetzt auf, als er sah, daß sein Schützling sich gegen ihn und für Gryden-Holmes entschieden hatte. Er wandte sich um und stürmte davon, während Gryden-Holmes dem jungen Mann wohlwollend zunickte.
Er hat genau gewußt, daß es so kommt, erkannte Palo-Tryk. Er ist ein Monster, und er hat sein Meisterstück geliefert. Er hat sie alle getäuscht und Palk-Palm zugleich lächerlich gemacht.
Mit hängenden Schultern verließ er den Saal.
Ich bin in seiner Hand. Ich muß für ihn kämpfen. Und wahrscheinlich ist das allein richtig.
Er wird den Clanskopf stürzen, und wenn die Clansmutter tatsächlich kommen sollte, wird er der neue Clanskopf sein. Er ist die Macht! Und schon immer hat der Mächtige diejenigen gefressen, von denen er keinen ernsthaften Widerstand zu befürchten brauchte.
*
„Loanda", sagte Mac Vormy. „Ich habe auf dich gewartet."
Er stand vor dem Antigravschacht, der zu ihrer Wohnung führte und lächelte unsicher.
„Wir sollten uns aussprechen, Loanda."
Sie blieb zögernd stehen. Sie mochte Mac Vormy, und sie wollte keinen Bruch mit ihm.
Sie wußte schon lange, wie eifersüchtig er war, und es hatte manche Auseinandersetzung gegeben, die er aus diesem Grund verursacht hatte. Sie hatte sich damit abgefunden, sich jedoch nicht daran gewöhnt.
„Natürlich, Mac", erwiderte sie.
„Gut. Wir gehen in deine Wohnung und reden über alles. Ich habe mich dumm benommen."
Er legte den Arm um sie und wollte sie in den Antigravschacht drängen. Doch Loanda stemmte sich ihm entgegen.
„Nein", bat sie erschrocken. „Nicht jetzt. Wenn du willst, können wir uns in einer Stunde in der Messe treffen."
„Ach, was", lachte er. „Soviel wirst du schon nicht zu tun haben. Wir gehen in deinen Wohntrakt."
Dort ist Nachor von dem Loolandre, dachte sie gequält. Mac darf ihn nicht sehen.
„Komm, Mac", schmeichelte sie und drückte sich an ihn. „Begreife doch. Es geht wirklich nicht. Ich habe zu tun. Das Schiff ist in Schwierigkeiten."
„Ach - und alles hängt von dir ab, wie?"
„Jetzt fängst du schon wieder an."
„Verzeih, es war nicht so gemeint."
Sie entfernte sich einige Schritte vom Antigravschacht und streckte die Rechte auffordernd aus.
„Komm, wir nehmen einen Drink. Ich habe Durst."
Etwas in seinen Augen hätte sie warnen sollen, doch sie achtete nicht darauf. Sie dachte nur daran, daß der Armadaprinz in ihrer Wohnung war, und daß Mac Vormy es auf keinen Fall erfahren durfte. Sie ahnte nicht, daß er es längst wußte und in ihrem Verhalten einen Beweis für ihre Untreue
Weitere Kostenlose Bücher