1179 - Vorhof des Loolandre
Traumpfeife geben lassen. Du wolltest ihnen imponieren. Und das alles, obwohl du wußtest, daß heute die Abstimmung ist!"
Palo-Tryk schloß die Augen. Er erinnerte sich. War er nicht auf einem schwebenden Gerät durch eine Märchenlandschaft geglitten? Wie betäubt war er von der Schönheit dessen gewesen, was ihn umgeben hatte.
„Die verbotene Droge", flüsterte er.
„Die verbotene Droge", bestätigte der Clanskern.
„Ich bin vernichtet. Wenn Palk-Palm es erfährt, verstößt er mich. Meine Zukunft ist ruiniert."
„Es tut mir leid", sagte Gryden-Holmes. „Es tut mir wirklich leid. Ich wollte, ich könnte etwas für dich tun.
Es war meine Schuld. Wenn ich nicht gegangen wäre..."
„Du mußtest zum Clanskopf", stöhnte Palo-Tryk.
„Das ist richtig. Ich hatte keine Wahl."
„Ich hätte mich von den Weibern nicht beschwatzen lassen dürfen. Niemals zuvor haben Frauen mich so..."
Er verstummte und preßte die Hände vor das Gesicht. Als er sie wieder sinken ließ, war er allein. Gryden-Holmes hatte ihn verlassen.
Palo-Tryk kämpfte sich hoch. Er glitt von dem Lager und kroch auf allen vieren über den Boden.
„Gryden-Holmes", krächzte er. „Clanskern! Bitte, du darfst Palk-Palm nichts verraten ..."
Aber Gryden-Holmes hörte nichts mehr. Die Tür war längst hinter ihm zugefallen.
Palo-Tryk sah den Clanskern erst am nächsten Tag bei der großen Sitzung wieder, als alle zehn Clanskerne sich in der Halle des Clanskopfs versammelten, um über eine Angelegenheit zu entscheiden, bei der es um Einfluß und Macht von Palk-Palm ging. Palo-Tryk wußte nur wenig über die Stimmenverhältnisse und die tiefere Bedeutung dieses Treffens. Eines aber hatte er ebenso begriffen wie alle anderen im Saal, angefangen vom Clanskopf bis hin zu den Helfern und Leibwächtern der Clanskerne. Wenn Palk-Palm die Abstimmung nicht gewann, rückte Gryden-Holmes in eine Position auf, in der er so gut wie nicht mehr angreifbar war. Palk-Palm warf Gryden-Holmes vor, gerade eine solche Stellung anzustreben.
„Er will den Clanskopf stürzen, um selbst die Macht über uns alle zu übernehmen", hatte er gesagt. Palo-Tryk erinnerte sich sehr gut an diese Worte.
Er war noch immer von der Droge benommen, die er leichtsinnigerweise eingenommen hatte, und er hatte zu kosmetischen Mitteln greifen müssen, um die Spuren zu übertünchen.
Noch hatte Palk-Palm nichts gemerkt. Er konzentrierte sich voll und ganz auf den Abstimmungskampf gegen Gryden-Holmes, der sich bescheiden gab und den Eindruck zu erwecken versuchte, daß er damit zufrieden war, Clanskern geworden zu sein. Palo-Tryk beobachtete ihn, wie er besänftigend auf einen anderen Clanskern einredete.
Er will ihm weismachen, daß es ihm nicht um die Macht geht, und daß sich niemand vor ihm zu fürchten braucht, dachte Palo-Tryk. Dabei ist er ein Ungeheuer. Ein Monster, das vor keinem Mittel zurückschreckt, um seine Ziele zu erreichen. Er hat mich in eine Falle gelockt, mich Weibern ausgeliefert, die genau wußten, was sie zu tun hatten. Ich habe mich als so schwach erwiesen, wie er mich eingeschätzt hat, und ich habe die Fehler begangen, die mir das Genick brechen werden, wenn er will. Gnade habe ich von ihm bestimmt nicht zu erwarten.
Die Abstimmung begann. Jeder der Clanskerne hatte drei Stimmen, von denen eine von ihm selbst abgegeben werden mußte, während die beiden anderen auch von seinen Assistenten abgegeben werden konnten.
Mit blauen Karten signalisierten die Clanskerne ihr Einverständnis mit der neuen Bestimmung und votierten damit zugleich für einen Machtzuwachs für Palk-Palm. Mit Rot lehnten sie sie ab und schlossen sich damit der Meinung von Gryden-Holmes an.
Palo Tryk verfolgte die Abstimmung mit atemloser Spannung. Er hatte gehofft, daß sie klar für die eine oder die andere Seite ausfallen würde, so daß er nichts weiter zu tun hatte, als seine blaue Karte abzugeben.
Da auch der Clanskopf an der Abstimmung teilnahm, mußten einunddreißig Karten auf den Tisch in der Mitte des Saales gelegt werden.
Der Clanskopf hatte seine Karte bereits abgegeben. Es war eine rote Karte gewesen - rot für Gryden-Holmes. Damit hatte der Herrscher sich als unvermutet schwach und wankelmütig erwiesen. Gryden-Holmes registrierte es mit unbewegter Miene. Er war sich dessen sicher, daß Turmier-Böhl den Mordanschlag auf ihn verübt hatte, und daß er nun so etwas wie Abbitte leisten wollte. Gryden-Holmes hatte nur Verachtung für ihn übrig, die er jedoch wohlweislich
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