118 - Urzeitdämonen greifen an
weitem. Die kleine Küche, in der die Angestellten sich eine Mahlzeit und
Wasser für ihren Tee kochen konnten, lag etwa zehn Schritte vom Büroraum
entfernt. Und in der Küche war es passiert...
Über die
Schwelle quoll träge ein schwarzer, dicker Brei, der aussah wie Moorschlamm.
Kunaritschew blieb einen Schritt davon entfernt stehen und sah das furchtbare
Geschehen. Von dem einen Wachposten, der zuerst in der Küche war, konnte Iwan
nichts mehr sehen. Was er von dem zweiten noch erkannte, war auch nicht mehr
viel, aber es zeigte ihm die ganze Ungeheuerlichkeit dessen, was hier geschehen
war und jetzt noch ablief.
Der Japaner war
über und über mit schwarzem Schlamm bedeckt. Die untere Hälfte seines Körpers
war bereits verflüssigt und quoll als Brei über die dicke Lache hinweg, die den
ganzen Boden der Küche bedeckte. Gurgelnd schoben sich weitere Schlammmassen
aus dem Siphon und klatschten zur Erde. Dem Mann konnte niemand mehr helfen. Im
Bruchteil eines Augenblicks wurde Iwan Kunaritschew klar, wie die Entwicklung
hier gelaufen war. Er wurde Zeuge eines Vorgangs, der mit der Einlieferung des
Toten vom Flugplatz Narida bei Tokio begonnen hatte. Die seltsame, fremdartige
Zellenstruktur, die der Laborant in seinem Untersuchungsbericht erwähnt hatte!
Sie musste der Ausgangspunkt für dieses Grauen sein ...
Die Zellen
waren durch die Hohlnadel der Miniaturharpune in den Körper des Opfers getragen
worden. Der Tote wurde hier eingeliefert. Unbemerkt hatte sich in ihm eine
Wandlung vollzogen, die nun tragische Formen annahm. Yasha, der Verwalter,
wurde das nächste Opfer des an Volumen zunehmenden Zellenbreis. Als Larry Brent
und Eitura Keimatse im Leichenschauhaus eintrafen, verbarg sich die wie ein
selbständiges Lebewesen handelnde schwarze Masse. Vielleicht im Leitungssystem
des Hauses, vielleicht in der Kanalisation. Dort gab es tausend
Versteckmöglichkeiten. Es belauerte die beiden Wachposten und griff sie an. Aus
Hunger oder aus Mordgier? Der Brei, in dem nur noch ein formloses Etwas von dem
zweiten Polizisten kündete, schwappte nach vom, direkt auf X-RAY-7 zu! Iwan
machte einen Schritt zurück und setzte den Smith & Wesson Laser ein. Durch
einen stufenlos verstellbaren Schalter am Griff der Waffe, die sich in ihrer
Form von der herkömmlichen nicht unterschied justierte er die volle Energie.
Dann drückte er ab. Der scharfgebündelte Laserstrahl fuhr in die schwarze
Masse. Die Wirkung war unglaublich. Es zischte und dampfte. Funken sprühten
nach allen Seiten davon. Die hohe Temperatur wirkte sich zersetzend auf den
schwarzen Schlamm aus. Kunaritschew wiederholte mit seiner Laserwaffe das, was
auch bei der Explosion des Unfallwagens voll zur Wirkung gekommen war. Die
Hitze verdampfte die Feuchtigkeit, und zurück blieb mehlfeiner, schwarzer Ruß,
der sich nicht mehr bewegte. Das zerstörende Licht bremste den Angriff
blitzartig. Der Schlamm zog sich dort, wo er noch elastisch war und lebte,
zurück. Er wollte im Wasserhahn und dem Abfluss verschwinden. Aber
geistesgegenwärtig vereitelte dies der Russe, der zum rechten Zeitpunkt
eingetroffen war. Die beiden nächsten Schüsse trafen das Waschbecken und
schnitten den schwarzen Strang, der sich in die schmale Öffnung des Wasserhahns
zurückschnellen wollte, ab wie einen Faden. Staub rieselte in das Becken und
verteilte sich auf dem Boden davor.
Aber der Brei
war dadurch, dass er sich - einschließlich der Leiche - schon vier Körper
einverleibt hatte, schon zu umfangreich, als dass er auf die Schnelle hätte
komplett beseitigt werden können. Die Hauptmasse klebte noch am Boden jenseits
der Mitte der kleinen Küche, floss die Wand empor und erreichte ein kleines,
offenstehendes Fenster. Iwan Kunaritschew setzte die Laserwaffe noch zweimal
ein, und es gelang ihm, den größten Teil des Schlamms am Weiterklettern zu
hindern. Schwarzer Staub rieselte lautlos die Wände herab und bedeckte den
gesamten Boden, so dass die Küche aussah, als hätte ein Schornsteinfeger einen
Sack mit Ruß ausgeschüttet. In der Küche waren mehrere Brandherde entstanden.
Das scharf gebündelte Laserlicht hatte die Gardinen und die Holzverkleidung der
Küchenmöbel ebenso in Brand gesetzt wie den Fußboden. Dort sah es aus, als
hätte jemand Benzin ausgegossen und dann angezündet. Die Flammenzungen loderten
hoch und das Feuer griff weiter um sich. Draußen vor der Tür hing ein
Feuerlöscher. Aber Iwan nahm ihn jetzt nicht zur Hand. Schlimmer als das noch
einzugrenzende
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