118 - Urzeitdämonen greifen an
Neue, sich niemals weit entfernen sollte. Es
war halb elf Uhr abends. Wie immer herrschte Betrieb auf der Straße. Keiko
Yamada erreichte den abgesprochenen Standort und brauchte nicht lange auf- und
abzugehen, bis sie das erste Mal angesprochen wurde. Ein feister Amerikaner mit
buntbedrucktem Buschhemd und einer Kamera um den Hals machte den ersten
Versuch. Keiko schraubte den Preis in die Höhe. Der Dicke begann zu schwitzen
und schien in Gedanken die Dollars nachzurechnen. Dann nickte er. Da machte
Keiko einen Rückzug und verlangte mehr. Der dicke Amerikaner schüttelte erst
den Kopf, dann die Faust und entfernte sich schließlich. Keiko befand sich in keiner
beneidenswerten Lage. Sie war auf eine bestimmte Situation fixiert, und es war
ihr unmöglich, auch nur ein einziges Angebot anzunehmen. Damit würde sie sich,
wenn Toshiba in der Nähe weilte, schnell verdächtig machen. Aber Keiko war
geschickt. Sie plauderte mit ihren Freiem , lachte viel
und hielt dabei immer noch die Straße im Auge. Mit einem jungen Mann verschwand
sie in einem Lokal und nahm mit ihm dort einen Drink ein. Larry Brent hielt den
Atem an, als er sah, wie Keiko sich wenig später erhob, ihren Arm unter den
ihres Begleiters schob und durch eine Hintertür verschwand. In dem Stundenhotel
ging wenige Minuten später in einem Zimmer der dritten Etage ein rotes Licht
an. Hinter den Vorhängen waren die Silhouetten zweier Menschen zu sehen. Keiko
und ihr Freier! Sie standen sich gegenüber. Die Japanerin schlang ihre Arme um
den Hals ihres Gegenübers, dann wurde das Licht gelöscht. Larry kratzte sich im
Nacken. Seine Gedanken wurden in eine andere Richtung gelenkt, als ein Taxi
dicht an ihm vorbei rollte, in dem der Driver saß. Das Taxi mit der fraglichen
Nummer. Hinter dem Steuer- Jushiro Toshiba!
,, Verdammt! “
X-RAY-3 schnellte in die Höhe und hätte fast die Tür aufgerissen. Aber er
musste im Wagen bleiben, ihm waren die Hände gebunden.
Hier konnte nur Keiko tätig werden. Aber die war nirgends zu sehen. Toshiba
fuhr auffällig langsam, bog in die Straße ein und rollte an den Etablissements,
Kabaretts, Sex-Shows, Bars und Badehäusern entlang. Genau in dem Augenblick
tauchte Keiko an der Eingangstür des Stundenhotels auf. Aber wie sah die
Japanerin aus! Larry stockte der Atem. Keiko schien gerade einen Kampf
ausgefochten zu haben.
Wirr und
zerzaust hingen ihr die Haare ins Gesicht, die Bluse war aufgerissen, und auch
der Rock hatte einiges abbekommen. Der Schlitz reichte nun endgültig bis zur
Hüfte, und der knapp sitzende, weiße Tanga-Slip war zu sehen. Keiko war
überfallen worden! Die Japanerin stürzte auf die Straße. Larry Brent rechnete
schon damit, dass sie auf den Toyota zurennen würde, doch das war nicht der
Fall. In höchster Aufregung stürzte sie dem Taxi entgegen. Toshibas Taxi! Und
hinter Keiko - jagte der Fremde her...
„Haltet das
Biest, verdammt nochmal!“, brüllte er und kam an der Tür ins Straucheln, weil
er direkt eine Gruppe Besucher, die just in diesem Augenblick die Bar betreten
wollte, anrempelte. Der Mann kam zu Fall. „Sie hat mich bestohlen. Na warte, du
entkommst mir nicht!“
Jushiro
Toshiba bremste und stand wegen der geringen Geschwindigkeit sofort. Keiko riss
die Tür hinter dem Fahrer auf und warf sich auf den Rücksitz. „Fahren Sie,
schnell! Ich zahle Ihnen den doppelten Preis
Toshiba gab
Gas. „Wenn du ihm auf die Zehen getreten hast, Kleine, und nun nen heißen
Reifen brauchst, dann bist du bei Jushiro genau richtig. Was du getan hast, ist
zwar nicht die feine englische Art, aber ...“
„Überhaupt
nichts habe ich getan“, erwiderte Keiko und ließ sich völlig außer Atem ins
weiche Polster zurückfallen. „Der Kerl zückte plötzlich ein Messer und wollte
mir die Kehle durchschneiden ... Ich konnte ihn noch zurückstoßen und bin
getürmt.“
„Und er
hinter dir her, hat den Spieß einfach umgedreht... Kapiere. Warum hast du die
Messer-Story nicht herausgeschrien und einen deiner Freunde alarmiert?“
„Ich hab hier
keine Freunde.“ Keiko Yamada warf nervöse Blicke durch die Heckscheibe. „Keine
Angst“, fiel der Taxi-Driver ihr ins Wort. „Der schafft’s nicht mehr. Ich bring
dich schon in Sicherheit. Wieso hast du keine Freunde hier? Bist du neu?“
„Neu, aber
nicht im Geschäft. Ich komme aus Yokohama.“
„Und warum
bist du dort nicht geblieben?“
„Hab mir
sagen lassen, dass in Tokio mehr zu verdienen ist.“ Während sie redete, ordnete
sie ihre
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