1180 - Das Clansgericht
innerhalb weniger Sekunden. „Hoffentlich hast du genau aufgepasst", sagte der Anführer der Pflanzenwesen drohend. „So gehen wir mit jedem Verräter um."
Sedongwohl nahm seinen ganzen Mut zusammen. Er richtete sich hoch auf, wozu ihn sein Symbiont allerdings mehr oder minder zwang, indem er sich scharf anspannte und den stützenden Schwanz fest gegen den Boden presste. „Ich verwahre mich gegen jede Verdächtigung", sagte er mit schwankender Stimme. „Habt ihr vergessen, das ich seit Jahren der Vorschmecker des Herrn bin? Und wisst ihr eigentlich, was für ein Risiko ich dabei eingehe? Wenn die Speisen eines Tages wirklich einmal vergiftet sein sollten, dann bin ich derjenige, der stirbt, nicht Iralasong. Ich muss jeden Tag damit rechnen, Opfer eines Giftanschlags zu werden. Jedes Mal, wenn ich etwas von den Speisen esse, spüre ich den Tod in meiner Nähe."
„Schon gut", erwiderte das Pflanzenwesen. „Du kannst weitergehen. Halte die Augen offen. Wir wissen, das es jemanden gibt, der den Clanskopf ermorden will. Dies ist nicht das erste Mal, das er es versucht. Wir können nur hoffen, das wir ihn finden und bestrafen können, bevor es ihm gelingt."
Sedongwohl hatte ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend, als er wenig später seine Wohnung betrat, die für irtuffische Verhältnisse ungewöhnlich luxuriös eingerichtet war. Meistens dachte er überhaupt nicht über das Risiko nach, das er einging, wenn er die Speisen des Clanskopfes vorschmeckte. Er tat es ganz mechanisch. Hin und wieder aber kam das Gefühl in ihm auf, das er dabei war, ein tödliches Gift zu sich zu nehmen.
Im allgemeinen war die Gefahr nicht so groß, wie die meisten Irtuffen glaubten. Sie kannten sein Geheimnis nicht. Vor Jahren hatte er einen alten Mann getroffen, dem man magische Kräfte nachsagte. Von ihm hatte er erfahren, das die Symbionten, die jeder Irtuffe auf dem Rücken trug, nahezu die meisten Gifte neutralisieren konnten. Um ihnen diese Fähigkeit zu verleihen, mussten sie jedoch mit den verschiedenen Giften vertraut gemacht werden. Genau das hatte Sedongwohl in den letzten Jahren systematisch getan. Nach und nach hatte er seinem Symbionten alles verabreicht, was bei einem Giftanschlag auf Iralasong in Frage kam. So brauchte er heute kaum noch zu fürchten, durch die Speisen vergiftet zu werden. War allerdings einmal etwas in den Speisen, was Iralasong hätte töten können, dann gab der Symbiont rechtzeitig ein Zeichen, so das Sedongwohl das tödliche Mahl für den Clanskopf verschwinden lassen konnte.
Er legte seinen gelben Umhang, das Zeichen seines Amts, in dem Vorraum seiner Wohnung ab und blickte dann in den Salon.
Seine junge Frau kauerte weinend in einem Sessel. Sie blickte verstört auf, als er eintrat. „Liebes, was ist denn?" fragte er betroffen. „Was ist passiert?"
„Männer waren hier", antwortete sie. „Mörder! Sie wollten Iralasong töten. Mit deiner Hilfe."
Er legte seine Arme um sie. „Sei nicht närrisch", lächelte er. „Mit mir können sie niemals rechnen. Du brauchst keine Angst zu haben."
Die Irtuffin schluchzte laut. Tränen schössen ihr in die Augen. „Keine Angst!" rief sie. „Diese Bestien haben Dellytan vergiftet. Deinen Sohn. Er liegt nebenan, und er wird sterben, wenn sie ihm das Gegengift nicht spätestens in sieben Tagen geben."
Sedongwohl eilte erschrocken in das Kinderzimmer. Bleich und mit tief schwarzen Ringen unter den Augen lag sein Sohn im Bett. Der noch kleine Symbiont schmiegte sich zitternd an ihn und konnte offensichtlich doch nichts für ihn tun. „Was für ein Gift?" fragte Sedongwohl. „Ich weiß es nicht", antwortete seine Frau. „Sie haben es ihm injiziert."
Sedongwohl packte seine Frau und schüttelte sie. „Hör auf zu weinen", befahl er. „Ich muss wissen, was diese Männer von mir wollen."
„Es ist ganz einfach, haben sie gesagt. Sie werden irgendwann in den nächsten Tagen die Speisen für Iralasong vergiften. Sie wissen, das du das Gift sofort bemerken, aber nicht daran sterben wirst. Sie kennen dein Geheimnis, und sie wissen auch, das der Clanskopf und seine Leibwächter nichts davon ahnen."
„Was wollen sie von mir?" wiederholte er. „Sie wollen, das du schweigst. Iralasong soll die vergifteten Speisen essen und daran sterben."
„Man würde mich sofort umbringen, wenn ich das zuließe."
„Nein. Sie könnten dir nichts tun. Du kannst ja beweisen, das du von den Speisen gegessen, aber nichts bemerkt hast."
„Ich denke nicht daran,
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