1182 - Halloween Man
sogar. Es ist alles anders und fremd. Diese Welt hier, die du siehst, ist nicht die einzige, das kannst du mir glauben.«
»Zunächst mal sehe ich nichts.«
»Trotzdem. Es gibt noch andere. Das wird mir immer mehr bewusst. Und wer sie stört, ist des Todes. Wie auch Mirco. Du kannst sagen, was du willst, aber ich habe vor seiner Leiche gekniet.«
»Eine, die wegläuft?«
Claudia starrte durch die Scheibe. »Er hat nicht mehr geatmet«, hauchte sie.
»Dann hat er einfach nur die Luft angehalten.«
»Nein, das hätte ich alles gemerkt.«
»Bitte, denk nicht mehr daran. Wir können vielleicht später darüber sprechen, aber jetzt muss ich mich konzentrieren, denn die Serpentinen fangen bald an.«
»Entschuldige.«
»Schon gut.«
Es war wie ein kleines Wunder, denn der Nebel lichtete sich plötzlich. Unsichtbare Hände schienen die dicken Schwaden weggeschoben zu haben.
Das Licht fand wieder einen normalen Weg. Es traf auch die Fahrbahn, aber noch war die Luft nicht normal klar, weil nicht aller Nebel verschwunden war. Ein leichter Dunst wehte auch jetzt über die dunkle Fahrbahn hinweg.
Als wäre ihnen das Schicksal hold, so tauchte auch die Abzweigung auf, der schmale Weg, der von der Straße her in die Landschaft führte und sich in Kehren der Ruine entgegendrehte.
»Wer sagt's denn?«, jubelte der Fahrer und lachte. »Manchmal muss man Glück haben.«
Claudia schwieg. Die anderen hinter ihr freuten sich. Sie gaben ihre Kommentare ab, auf die Claudia nicht antwortete. Sie hatte sich nach links gedrückt und berührte mit ihrer Schulter die untere Hälfte der Seitenscheibe, während sie durch die obere in die Landschaft hineinschaute.
Es war keine besondere Veränderung zu sehen. Noch immer gab es die Weite. Kaum Bäume, freies Gelände. Flache Stellen und Hänge, die sich schattenhaft in der Dunkelheit abzeichneten, weil jetzt ein Großteil des Nebels verschwunden war.
Aber er würde zurückkehren, noch bevor sie die Ruine erreicht hatten. Die Schwaden waren bereits zu sehen. Sie schwebten höher in der Luft, als wollten sie um die Ruine einen Kranz bilden.
Es ging weiter.
Der Bus schaukelte jetzt über die unebenen Stellen hinweg, und im hinteren Teil wurde so mancher Protestruf laut, was Frank Evans nicht störte.
Auch Claudia hörte es nicht. Sie lehnte nach wie vor am Fenster und schaute nach draußen.
Keine Veränderung. Es war schon langweilig, wenn sie nicht mit ihren Gedanken beschäftigt gewesen wäre. Und da platzte plötzlich etwas auf.
Es war verrückt. Es war nicht zu fassen. Es war so schnell da. Es kam von oben, vom Dach her. Es musste sich dort festgehakt haben.
Und es war zum Teil nach unten gefallen und pendelte vor der Außenseite der Scheibe.
Das Gesicht des Halloween Man!
***
»Scheiß Nebel!«
»Was hast du gesagt?« fragte Jane.
»Das, was du denkst.«
»Ja, wahrscheinlich. Verdammter Nebel!«
»Sehr vornehm.«
»Ich bin nicht du, John.«
»Das kann jeder sehen.«
Wir schwiegen wieder. Es war nicht die richtige Zeit, um zu reden. Die Fahrerei zur verdammten Ruine hoch glich einem Stress, aber wir hatten auch Glück, denn es gab eine Stelle, an der sich der Nebel fast verabschiedete. Er dünnte plötzlich aus, und das genau an der richtigen Stelle, als wir von der normalen Straße in einen Weg einbiegen mussten, der uns in Serpentinen hoch zum Ziel brachte.
»Hast du einen Deal mit dem Wettergott?«, fragte Jane.
»Nicht immer.«
»Hauptsache heute.«
»Eben.«
Es war kein normaler Weg, sondern einfach nur eine Strecke, die von Autoreifen in den Boden gedrückt worden war. Spuren im Gras, in die wir uns mit dem Rover einfügten. Es gab diese Feldwege überall, sie wurden von den Bauern mit ihren Traktoren befahren, und nun mussten wir dort hoch.
Klar war die Sicht trotz allem nicht. Aber dennoch eine Wohltat im Vergleich zu dem, was hinter uns lag. Das Licht der Scheinwerfer hatte wieder freiere Bahn, auch wenn sich hin und wieder noch die grauen Fahnen hineindrängten.
Ich kannte Wege, die durch dichten Wald zu einer alten Burg oder Ruine führten. Das war hier nicht der Fall. Rechts und links wuchsen keine Bäume in die Höhe. Nur hohes Gras und karges Gebüsch, über das wir hinwegschauten.
Der Himmel war nicht zu sehen. Er bildete nur eine dunkle und dunstige Fläche. Aber es ging weiter, und es war auch nicht so glatt, als dass der Rover es nicht geschafft hätte. Leider wurde auch der Nebel wieder dichter, und es waren keine freundlichen Worte, die
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