1182 - Halloween Man
Horror-Spaß. Wir wollen hier auf ihn trinken. Der Keller ist schon dekoriert worden und…«
»Da sitzen wir dann in der Falle!«
Jane stieß mich an. »Ich denke, wir sollten uns zeigen.«
Damit war auch ich einverstanden. Sie ließ mich vorgehen, und ich schritt auf die Gruppe zu. Sie sahen mich recht spät und auch erst, als ich sie ansprach. »Ich denke, Claudia hat Recht. Der Keller eignet sich nicht für eine Party. Es sei denn, ihr wollt sie mit einem Toten feiern, der mitten auf dem Tisch liegt…«
***
Ich war bewusst mit der Tür ins Haus gefallen und hatte sie zunächst mal geschockt. Etwas erwidern konnte so bald keiner von ihnen. Sie standen da wie in Eis gepackt, und auch der ältere Fahrer sagte kein Wort. Hinter mir erschien Jane Collins aus dem Nebel und trat neben mich.
Ich hörte die scharfen Atemzüge. Ich konnte mir vorstellen, was in diesen Leuten vorging und dass sie genau gegenteilig reagieren würden, wenn der Schock erst mal vorbei war. Dann würden sie plötzlich in uns beiden die Feinde sehen.
»Wieso ein Toter?« fragte eine junge Frau mit blonden Haaren.
»Er liegt tatsächlich unten im Keller auf eurem Partytisch. Rücklings und lang gestreckt.«
»Wie sieht er aus?«, fragte Claudia. Sie ahnte etwas. Nein, sie wusste es, das sah ich ihr an.
Sie bekam von mir eine Beschreibung. Ich war noch nicht fertig, da hörte ich ihren Aufschrei. Ein schlimmer Wehlaut, der in den Nebel hineindrang. Während er noch aus ihrem Mund strömte, gaben die Beine nach. Sie wäre in sich zusammengesackt, hätte der Fahrer nicht zugegriffen und sie gehalten.
»0 Gott, das ist tatsächlich Mirco«, flüsterte der junge Mann im langen Mantel.
Claudia hatte sich wieder gefangen. »Wie… wie kam er um?«, fuhr sie mich an. »Hat man ihm die Kehle durchgeschnitten?«
»Leider ja.«
Für einen Augenblick stellte sie sich auf die Zehenspitzen. Dabei schien sie um einiges zu wachsen, und sie erinnerte mich plötzlich an eine Schaufensterpuppe. Dann aber geriet Bewegung in sie. Auf der Stelle drehte sie sich, um jeden anschauen zu können, der in ihrer Nähe stand. »Verdammt, ich habe es euch doch gesagt. Ja, ich habe es euch gesagt. Immer wieder auf dem letzten Teil der Fahrt. Alles ist so gewesen, einfach alles. Ich habe ihn liegen sehen in seinem Blut, und ihr habt mir nicht geglaubt, verflucht! Ihr habt mich wahrscheinlich noch ausgelacht.« Sie holte keuchend Luft und schüttelte immer nur den Kopf. Dann drehte sie sich weg, lehnte ihre Stirn gegen den Bus und begann zu weinen.
Der Fahrer kam auf uns zu. Er stellte sich als Frank Evans vor. Auch wir sagten unsere Namen, und ich fügte noch meinen Beruf hinzu. Alle hatten es gehört, und sie kamen mir schon erleichtert vor, weil sie jetzt wussten, wohin ich gehörte.
»Dann gibt es ihn wohl, diesen Halloween Man?«, fragte Frank Evans leise. Er zitterte, und selbst sein grauer Bart machte diese Bewegungen mit.
»Es scheint so.«
Etwas misstrauisch blickte er mir ins Gesicht. »Sie sind sich noch nicht sicher?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Was heißt sicher? Gesehen haben wir ihn nicht. Da müssen wir uns schon auf Claudia verlassen, die…«
»Ich habe Blut gesehen«, sagte Evans.
»Wo?«, fragte Jane.
In der nächsten Minute berichtete er uns mit hektischen Worten von seinen Erlebnissen. Wir konnten beide nachvollziehen, dass es sehr schwer für die anderen gewesen sein musste, ihrer Freundin Claudia zu glauben. Keiner von ihnen fragte auch danach, ob er den Toten noch mal sehen konnte.
»Was sollen wir denn jetzt unternehmen, Mr. Sinclair? Die Party ist vorbei, bevor sie angefangen hat.«
»Das stimmt.«
»Sollen wir wieder fahren?«
»Es wird am besten sein.«
»Obwohl Sie im Bus auch nicht sicher sind«, sagte Jane. »Denken Sie daran, dass sich der Halloween Man am Fenster gezeigt hat.«
»Nur bei Claudia.«
»Er muss auf dem Dach des Busses mitgefahren sein. Dann sprang er rechtzeitig genug ab und hält sich jetzt hier versteckt, um uns zu beobachten. Auch wenn Ihnen das nicht passt, und es passt auch uns nicht, aber wir müssen davon ausgehen.«
»Das denke ich inzwischen auch.« Frank Evans schaute sich um. »Wir haben nur die Möglichkeit zur Flucht. Oder sehen Sie das alles anders, Mr. Sinclair?«
»Nein.« Ich hob die Schultern. »Obwohl ich…«
Jemand riss mir das Wort aus dem Mund. Ich hörte einen gellenden Schrei. Claudia hatte ihn ausgestoßen. Sie war ein Stück zur Seite gegangen und in den Nebel
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