1182 - Halloween Man
Du kannst auch Partykeller sagen.«
»Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr«, flüsterte sie. »Du sprichst nicht von diesem Halloween Man?«
»Nein.«
»Kennst du den Toten?«
Ich schüttelte den Kopf. »Es ist ein junger Mann. Wenn du willst, kannst du ihn dir selbst anschauen.«
»Das werde ich auch tun.«
Ich ließ Jane nicht allein gehen. Obwohl sie durch mich vorbereitet war, zuckte sie zusammen, als sie die Leiche mitten auf dem Tisch liegen sah.
»Mein Gott, das ist ja schrecklich. Damit hat keiner von uns rechnen können.«
»Stimmt.«
Jane blickte sich scheu um. Wie jemand, der jeden Augenblick einen Mörder erwartet, aber das trat nicht ein. Wir beide blieben allein hier unten.
»Jetzt weiß ich auch nicht mehr, was ich noch tun soll.« Jane wies mit dem Zeigefinger auf mich.
»John, es gibt ihn. Ich sage dir, dass es ihn gibt. Lady Sarah hat mal wieder den richtigen Riecher gehabt.«
»Ein Toter, der nicht tot ist.«
»Nicht ganz, John. Er war nie richtig tot.« Jane flüsterte mir die Worte zu. »Man hat ihn bestraft, indem man ihn lebendig begrub. Man wollte dafür sorgen, dass er die gleichen Todesängste und auch Qualen durchlitt wie seine Opfer. Nur eben länger. Und das hat man auch irgendwie hinbekommen.«
»Er starb nicht. Er kehrte zurück. Er war jemand, der nicht sterben konnte. Er war kein Mensch.«
»Eben.« Jane ging zur Treppe und drehte sich dort um. »Was war er dann?«
Ich zuckte die Achseln. »Ein Dämon in menschlicher Gestalt? Eine Kreatur der Finsternis?«
»Ja - alles. Aber er ist wieder da. Auch ich vermute, dass der Halloween Man der Mörder ist.«
»Und sich wahrscheinlich noch hier in der Nähe aufhält. Es ist sein Revier gewesen, John. Wir haben vor seinem Grab gestanden. Jetzt wissen wir, warum es aufgewühlt war.«
Das stimmte alles. Jane hatte sich nicht geirrt, auch wenn uns die Beweise fehlten.
Egal, mit welchen Gestalten wir es zu tun hatten, hinter allem steckte stets ein Plan. Und so musste es auch hier abgelaufen sein. Der Tote lag nicht grundlos auf dem langen Tisch. Da unten sollte eine Fete stattfinden. Ich konnte mir vorstellen, dass die entsprechenden Gäste noch im Laufe des Abends eintrafen. Dann hatte der Killer leichtes Spiel. Dann konnte er über sie herfallen oder sie an die verborgenen Stellen locken, um sie dort zu meucheln. Der Reihe nach. Ähnlich wie in den entsprechenden Filmen, die jetzt in den Kinos liefen, wo der Killer auch hinter den jungen Leuten her war und sie der Reihe nach umbrachte.
Die Filmtheater waren voll. Das Merchandising lief auf Hochtouren. Man verkaufte die Masken und die Outfits der entsprechenden Killer, und man feierte dann die entsprechenden Partys. Besonders um die Zeit von Halloween herum. Noch hatten wir das Datum nicht, aber in einigen Tagen war es so weit. Viele konnten die Zeit nicht mehr abwarten und zogen die Partys vor.
Jane war schon nach oben gegangen. Ich folgte dem tanzenden Schein ihrer Lampe und atmete schließlich neben Jane die neblige Luft auf dem Burghof ein. Die Detektivin schaute nach vorn, ohne etwas sehen zu können, aber ihre Gedanken waren bei dem Fall, und sie fragte mit leiser Stimme: »Was machen wir jetzt?«
»Nichts.«
»Tolle Idee.«
»Wir warten ab.«
»Ob sich der Killer zeigt?«
Ich konnte das leise Lachen nicht unterdrücken. »Wenn wir davon ausgehen, dass er sich in dieser Umgebung aufhält, dann wird er uns längst entdeckt haben und wartet nur auf eine günstige Gelegenheit, um zuschlagen zu können. Ich traue ihm alles zu. Besonders einen Angriff aus dem Hinterhalt. Er erscheint wie ein Gespenst aus dem Nebel und sticht zu. So einfach ist das.«
Jane schüttelte sich. »Der Nebel ist es, der mir Sorgen bereitet. In einer normalen Nacht wäre es nicht so schlimm. Deshalb sollten wir zusammenbleiben.«
Dagegen hatte ich nichts.
Wir kannten bisher nur einen kleinen Teil der Ruine. Es brachte nichts, wenn wir jetzt anfingen, das Gemäuer zu durchsuchen oder überall herumzuklettern.
Ich suchte nach einem Platz, der auch uns Deckung gab. Zumindest sollte sich niemand in unserem Rücken anschleichen können, und der Platz musste auch so geschaffen sein, dass wir einen guten Überblick hatten.
Dazu kam es nicht mehr.
Wir hörten beide das Geräusch von außerhalb der Mauern. Als erstes schalteten wir unsere Lampen aus und blieben in der schwammigen Dunkelheit stehen.
Sekundenlang konzentrierten wir uns auf das Geräusch. Durch den Nebel war es verfremdet
Weitere Kostenlose Bücher