1182 - Halloween Man
worden. Aber es kam auch näher, und so waren wir in der Lage, es zu identifizieren.
»Das ist ein Auto, John.«
Jane hatte damit völlig Recht. Es war ein Fahrzeug, das sich der alten Ruine auf dem gleichen Weg näherte, den auch wir gekommen waren. Noch standen wir recht frei. Genau das wollten wir vermeiden und zogen uns deshalb zurück. Eine Mauer bot uns Deckung. Wer auch immer in diesen Innenhof hineinfuhr, würde uns passieren.
Das Geräusch war immer deutlicher zu erkennen. Beide fanden wir heraus, dass es kein normales Auto war. Dessen Motor hörte sich einfach anders an.
Licht drang in die Nebelkreise hinein. Wir sahen die Wolken wie gelbliche Gespenster, die auf dem Boden oder halbhoch über ihm schwebten.
Nein, das war kein normales Auto. Auch kein Lastwagen. In den Burghof hinein fuhr ein kleiner Bus, und Jane Collins hatte sofort den richtigen Gedanken, denn sie flüsterte: »John, das können nur die Partygäste sein.«
Ich nickte. Der Bus fuhr noch einige Meter weiter und stoppte dann. Unser Wagen stand woanders.
Er war von den Insassen noch nicht entdeckt worden.
»Sollen wir…?«
»Nein, Jane, noch nicht. Mal sehen, was passiert.«
Zunächst tat sich nichts. Allerdings bewegten sich die Fahrgäste im Bus. Sehr schattenhaft bekamen wir mit, dass sie sich von den Plätzen erhoben, und Sekunden später öffnete sich zuerst die Fahrertür. Ein Mann stieg aus, stellte seine Füße fest auf den Boden und schaute sich irgendwie vorsichtig um.
Es vergingen einige Sekunden, bis er eine Schiebetür an der Seite öffnete. Wahrscheinlich hatte er seinen Passagieren geraten, eine gewisse Weile zu warten.
Mit dem Fahrer waren es insgesamt acht Personen, die den Bus verließen. Sie waren keine lustige Gesellschaft. Wenn sie miteinander sprachen, dann leise, und auf uns wirkten sie bedrückt.
Dann tat der Fahrer etwas, das mich überraschte. Er schaute auf dem Dach nach und wandte sich einer jungen Frau zu, die mit gesenktem Kopf in seiner Nähe stand.
»Da ist nichts, Claudia.«
»Klar, er hatte ja Zeit genug, um zu verschwinden.«
»Mach dir doch keinen Kopf.«
»John, da ist einiges nicht so wie es sein sollte«, raunte Jane. »Das merkt ein Blinder.«
»Warte es ab.«
»Sieht so aus, als hätte der Fahrer etwas gesucht, was nicht eben positiv war. Da muss was passiert sein. Wenn jemand eine Party feiert, ist er in der Regel fröhlicher.«
»Ich denke mir, dass keiner von ihnen darüber Bescheid weiß, wer da auf dem Tisch im Keller liegt.«
»Das meine ich auch.«
Auch als zwei, drei Minuten vergangen waren, traf keiner der jungen Leute Anstalten, sich vom Bus zu entfernen. Es sah so aus, als suchten sie Schutz vor irgendwelchen Übergriffen. Es war auch niemand da, der die Initiative übernahm. Sie sprachen so leise miteinander, dass wir ihre Worte nicht verstehen konnten. Das meiste verschluckte sowieso der Nebel.
Der Fahrer sprach lauter. Er schnitt genau das Thema an, auf das wir gewartet hatten. »So, jetzt sagt mir mal endlich, wo eure Fete stattfinden soll.«
»Im Keller!«
»Wo denn?« Der Fahrer drehte sich.
Der Mann, der geantwortet hatte, trug einen langen dunklen Mantel. »Da unten.« Er deutete auf das Loch, durch das wir gekommen waren, und plötzlich war alles anders.
Es herrschte ein schon nicht mehr normales Schweigen zwischen den Partygästen, die eigentlich scharf darauf hätten sein müssen, den Bär loszulassen.
»Ja, dann lasst uns dorthin gehen.«
»Und der Halloween Man?«, fragte eine leise Frauenstimme.
Der Fahrer schaute sie an. »Bitte, Claudia. Es gibt für uns keinen Halloween Man. Nur du hast ihn gesehen, aber wir nicht. Daran solltest du denken.«
»Ich bin nicht verrückt!«
»Das hat auch niemand behauptet.«
»Aber du denkst es. Ihr denkt es alle. Ich habe euch auf dem letzten Stück erzählt, was ich gesehen habe. Ich weiß, dass Mirco erst der Anfang ist. Er wird uns ebenfalls holen. Er ist ein Killer, ein verdammter Killer!« Die letzten Worte hatte sie in den Nebel hineingeschrieen, die Hände dabei zu Fäusten geballt und mit den Armen um sich schlagend.
Der Mann im langen Mantel trat zu ihr. »Wir können dir nicht glauben, so lange wir ihn nicht mit eigenen Augen gesehen haben.«
Claudia zuckte zurück. »Du glaubst noch immer an einen Scherz, den sich Mirco hat einfallen lassen?«
»Das kann ich nicht sagen. Aber nichts ist unmöglich. Wir müssen damit rechnen. Keiner von uns hat den Halloween Man gesehen. Er ist eine Legende. Ein
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