1182 - Halloween Man
gib den Weg frei!«
Wenn ich das tat, hatte ich verloren. Andere würden folgen, und darauf, das konnte ich mir gut vorstellen, wartete der verdammte Killer nur.
Die Lage war angespannt, als hätte sie ein unsichtbarer Dramatiker zugespitzt.
In den Augen des jungen Mannes las ich, wie ernst es ihm mit der Drohung war, aber ich konnte auch an seinem Gesicht vorbeischauen und bemerkte die Bewegung hinter seinem Rücken.
Dort hatte sich Jane gedreht und stand breitbeinig hinter ihm. Sie war auch nahe an ihn herangekommen. Mit beiden Händen hielt sie ihre Beretta fest, deren Mündung sie gegen den Hinterkopf des Messerhelden drückte.
»Wenn du auch nur falsch zuckst, Walter, schieße ich. Ich halte eine Waffe in der Hand. Sie ist geladen, und sie ist kein Spielzeug, wie du dir vorstellen kannst. Ich an deiner Stelle würde ruhig, ganz ruhig sein, klar?«
»He, was…«
»Ruhig, nur ruhig.«
»Scheiße!« Er heulte auf. Er schaute mich an. Er sah die Bestätigung in meinen Augen, und ich merkte auch, wie er plötzlich erleichtert wirkte.
Sein Arm sank nach unten. Das Messer verschwand aus meiner unmittelbaren Nähe, und Walter stiegen Tränen in die Augen. Er war fertig und am Ende.
Keiner hatte auf Claudia Black geachtet. Sie saß zu weit vorn, und sie war auch die ganze Zeit über ohnmächtig gewesen. Aber den Zustand hatte sie verlassen. Zudem war es ihr gelungen, sich recht schnell zurechtzufinden. Sie blieb auch nicht liegen, sondern schraubte sich in die Höhe.
An einem Sitz hielt sie sich fest. Ich bekam es aus dem Augenwinkel zu sehen, denn in der Scheibe nahm ich ihre Bewegung wahr. Sie stand auf den Beinen, stöhnte auf, fuhr mit einer Hand durch ihr Gesicht und drehte den Kopf.
Ihr Schrei war schrill.
Unsere Probleme waren vergessen, es gab nur Claudia, die wie erstarrt auf der Stelle stand und einen Arm dabei ausgestreckt hatte. Ihr Finger deutete auf die Fensterscheibe, und ihr Mund stand dabei weit offen.
»Da ist er!«, schrie sie. »Da ist er…!«
***
Es war für mich und auch Jane wie ein Alarmruf. Wir reagierten noch in der gleichen Sekunde und drehten uns so, dass wir nach draußen schauen konnten.
Ja, er war da.
Wir sahen ihn als eine schwache Gestalt, die durch den Nebel und auch dicht am Bus vorbeiglitt. Es leuchtete nichts in seiner Nähe, trotzdem war er zu erkennen.
Auch ich riss meine Waffe heraus, aber Jane Collins war schneller. Sie stand hinter mir, auch günstiger zu ihm, und dann feuerte sie auf die Gestalt.
Die Kugel zertrümmerte das Fenster. Es war nicht zu sehen, ob sie getroffen hatte, jedenfalls wies die Scheibe viele Risse auf. Es war nicht mehr möglich, durch sie zu schauen, und Jane eilte in den hinteren Teil des kleinen Busses.
Ich befand mich nahe am Eingang. Durch das zerstörte Fenster vorn wehte mir der Nebel entgegen, der auch die Kälte der Nacht einhüllte. Ich hatte das Gefühl, vom Atem des Todes getroffen zu werden, aber darauf achtete ich nicht.
Wieder klemmte die Tür. Wieder musste ich zerren und verlor dabei wertvolle Sekunden. Dann endlich schwappte sie auf und flog mir entgegen.
»Hast du ihn noch unter Kontrolle, Jane?« schrie ich nach hinten.
»Nein, John.«
»Okay, bleib weiterhin im Bus.«
Ob sie mich überhaupt verstanden hatte, konnte ich nicht sagen, denn meine Worte waren in das panikartige Schreien hineingedrungen, das plötzlich meine Ohren umbrauste.
In diesem Moment nahm ich keine Rücksicht auf mich selbst. Ich sprang mit einem weiten Satz aus dem Kleinbus und war froh, dass ich normal aufkam und mir keinen Fuß vertrat. Auf dem unebenen Pflaster wäre das leicht möglich gewesen.
Ich sah ihn nicht.
Der Bus war von innen erhellt, denn die Tür stand noch offen. Hinter den Scheiben lauerte die Angst, aber der Halloween Man hatte es noch nicht geschafft, in den Bus einzudringen.
Er ließ mich zappeln. Die Vorteile lagen auf seiner Seite. Er kannte sich hier aus. Nebel und Dunkelheit würden ihm kaum etwas ausmachen. Ich hörte ihn auch nicht.
Ich vermutete, dass er sich auf der anderen Seite des Fahrzeugs befand. Da musste ich hin. Noch ein allerletzter Blick in meine Umgebung.
Es blieb still.
Keine Schritte. Ich sah auch keinen Schatten, der bereit war, mich plötzlich mit einer Waffe aus dem Hinterhalt anzugreifen. Diese verdammte Ruhe zerrte an meinen Nerven.
»Hast du ihn gesehen, John?« rief Jane.
»Nein, habe ich nicht.«
»Und jetzt?«
»Ich gehe auf die andere Seite.«
»Okay, tu das. Ich halte hier die
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