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119 - Der Diamantendolch

119 - Der Diamantendolch

Titel: 119 - Der Diamantendolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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des Augenblicks folgend.
    „Gut, Chandra. Erzähle mir die Geschichte! Aber komm hervor aus deiner finsteren Ecke!"
    Chandra, der Bettler, kroch aus dem Schatten. Jetzt erst sah Unga, daß ihm beide Füße fehlten.
    „Ich habe als Holzfäller gearbeitet", sagte der Bettler. „Ein fallender Baumstamm hat meine Füße zerschmettert. Hätte er mich auf die Brust getroffen, wäre mir viel erspart geblieben."
    Er setzte sich vor der Bude nieder, in der Blumen verkauft wurden und die jetzt geschlossen war.
    Das bunte bengalische Licht übergoß den ausgemergelten. mit Geschwüren bedeckten Körper.
    Es gab viele Bettler in Indien, diesem riesigen Land, das sechshundert Millionen Menschen zu ernähren hatte.
    Reena kam herbei und blieb bei Unga stehen. Don Chapman sprang vom Arm des schwarzhaarigen Hünen herunter.
    Der Bettler starrte ihn an. „Diese Puppe lebt, Sahib?"
    Der Bettler sprach ein recht gutes Englisch, wie viele Inder.
    „Es ist keine Puppe, sondern ein Mensch", sagte der Cro Magnon. „Kümmere dich nicht darum! Du wolltest mir die Geschichte von dem Goldenen Fremden und dem Dämon Ravana erzählen, Chandra."
    Der Bettler setzte sich bequem hin und begann zu erzählen. Seine Geschichte war nur kurz und wurde nicht besonders kunstvoll vorgetragen; trotzdem erweckte sie in Unga Erinnerungen, die er längst vergessen geglaubt hatte. Er konnte sich wieder ganz genau vergegenwärtigen, was damals wirklich geschehen war und hörte sich die Geschichte des Bettlers, die Legende von dem Dämon Ravana und dem Goldenen Fremden, aufmerksam an.

    Der Bettler Chandra erzählte:
    Längst war die glanzvolle Zeit der Gupta-Kaiser dahin, die ganz Indien in einem Goldenen Zeitalter geeint hatten. Unter dem Ansturm des wilden Reitervolkes der Hunnen ging das Gupta-Reich zugrunde. König Harsha der Große einigte Nordindien noch einmal. Nach seinem Tod zerfiel das Land in viele Kleinstaaten, in denen Könige, Fürsten und Rajahs herrschten. Sie bekämpften sich ständig untereinander, aber keiner konnte sich zu einer überragenden Stellung aufschwingen. Shiva, dem Zerstörer, gefielen diese Verhältnisse, und die Dämonen hatten festliche Zeiten im Land des Ganges und des Brahmaputra.
    Einer der schlimmsten Dämonen war der Hahnenkammträger Ravana, der sich in der Nähe von Ajanta eingenistet hatte. Er lebte in einem dämonischen Tempel im Dschungel und terrorisierte den ganzen Landstrich. Die Menschen waren ihm untertan, die Fürsten und Krieger zitterten vor ihm. Ravanas Name wurde nur flüsternd genannt. Kein Mensch war mehr seines Lebens sicher.
    Ravana forderte und erhielt jede Woche eine Jungfrau als Opfer. Die Greuel, die er beging, waren so schlimm, daß selbst die Götter aufmerksam wurden. Da Ravana unter dem persönlichen Schutz Shivas stand, konnte sie ihn nicht einfach vernichten.
    Da sandte Wischnu, der Erhalter, den goldhäutigen Fremden. Eine strahlende Wolke trug ihn von dem Dekanhochland her. Genau zu jener Zeit, die nun mehr als tausend Jahre zurückliegt, hatte der Dämon Ravana den Rajah Akbar von Ajanta gezwungen, ihm seine Lieblingstochter, die schöne Site, als Opfer auszuliefern. Akbar bot vielen Helden und Kriegern große Reichtümer, wenn sie den Kampf mit Ravana wagten. Aber keiner wollte sein Leben verlieren und als Schatten ein elender Sklave des Dämons sein.
    Da kam der goldhäutige Fremde auf der strahlenden Wolke. Im Hof des Palastes schwebt er zur Erde. Er war so groß und stark, wie man noch nie einen Menschen gesehen hatte, und seine Stimme grollte wie ferner Donner.
    Der Goldene Fremde sagte, daß Wischnu selbst ihn schickte, um dem Wirken des Dämons ein Ende zu bereiten. Er schlug die Reichtümer aus, die Akbar ihm bot, und nahm nur einen kostbaren Dolch mit einem großen Stein. Dann zog er in den Dschungel, zum Tempel des Dämons. Die Erde bebte unter seinem Tritt, und die Sonne hielt in der Stunde der Entscheidung in ihrem Lauf inne.
    Der Goldene Fremde war ein Riese, nur mit einem Lendenschurz aus Tigerfell bekleidet, bewaffnet mit einem riesigen Schwert, einer Axt, dem Dolch und Pfeil und Bogen. Er trug einen Schild mit einem funkelnden Smaragd in der Mitte bei sich und er hatte einen Helm mit Tierhörnern auf dem Kopf. Sein schwarzes Haar floß bis über die Schultern, und seine Augen sprühten Blitze.
    Er forderte Ravana heraus. Drei Tage und drei Nächte kämpfte er mit dem Dämon, dann hatte er ihn besiegt. Er schlug ihm den Kopf ab und steckte den Dolch mit dem Edelstein am

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